Naturkatastrophen wie jetzt in Lippstadt und Paderborn können jederzeit auch wieder Castrop-Rauxel treffen. Daran lässt der EUV-Umweltexperte Thorsten Werth-von Kampen keinen Zweifel.

Naturkatastrophen wie jetzt in Lippstadt und Paderborn können jederzeit auch wieder Castrop-Rauxel treffen. Daran lässt der EUV-Umweltexperte Thorsten Werth-von Kampen keinen Zweifel. © dpa/Weckenbrock

Sturm-Katastrophe wie in Lippstadt kann Castrop-Rauxel jederzeit treffen

rnUnwetter

Am 20. Mai hat ein großes Unwetter Lippstadt erwischt. Es hätte aber auch Castrop-Rauxel treffen können. Und kann hier jederzeit passieren, sagt der EUV-Experte Thorsten Werth-von Kampen.

Castrop-Rauxel

, 23.05.2022, 15:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mehr als 40 Verletzte, Millionenschäden und überall Zerstörungen in der Stadt: Das heftige Unwetter mit Starkregen und drei vom Deutschen Wetterdienst bestätigten Tornados hat am Freitag (20.5.) in Paderborn und Lippstadt für Entsetzen gesorgt.

Es hätte genau so gut auch Castrop-Rauxel treffen können. Wie an jenem 14. Juli 2021, an den sich nicht nur der stellvertretende EUV-Chef Thorsten Werth-von Kampen bei den Bildern aus Ostwestfalen erinnert fühlte. „Dass es uns am Freitag nicht erwischt hat, ist natürlich ein großes Glück. Aber auch wenn ich jetzt keine Panik verbreiten will, man kann sich da gerade überhaupt nicht sicher sein“, sagt der Umweltexperte.

Umgestürzte Bäume und Laternen, abgerissene Kamine, eingedrückte Giebelwände, das sei ihm alles vom Grünen Weg her im vergangenen Jahr bekannt vorgekommen. „Da waren aber auch schon skurrile Bilder dabei, wenn man da Gartengeräte in Häuserwänden stecken sah“, so Werth-von Kampen mit Blick auf das, was in Lippstadt und Paderborn passiert ist.

EUV plant mit Worst-Case-Szenarien

Nach den schlimmen Ereignissen im Ahrtal sei man bei Warnlagen noch sensibler geworden. Solche Ereignisse seien sehr schwer kalkulierbar, darum gehe man immer erst einmal vom Worst-Case-Szenario aus und nehme lieber Kräfte zurück, wenn es nicht so schlimm wird, wie befürchtet. Der EUV-Vize: „Wir richten uns bei unserer Einsatzplanung nach den Warnungen der Wetterdienste und Landkreise und versuchen die zu erwartende Schwere der Unwetter abzuschätzen, um uns entsprechend aufzustellen.“

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Danach richte man sich in Sachen Bereitschaft aus, „am Freitag etwa mit neun statt sonst drei Leuten und sieben weiteren Mitarbeitern, die wir hätten nachalarmieren können“. In Absprache mit der Feuerwehr werde man solche taktischen Reserven auch künftig bei Unwetterwarnungen vorhalten, um die Feuerwehr mit Gerät zu unterstützen, wenn es etwa darum geht, umgestürzte Bäume zu beseitigen.

„THW ist klasse aufgestellt“

Auf der taktisch-operativen Ebene habe man sich in Castrop-Rauxel darauf vorbereitet, dass solche Unwetterschäden auch in dieser sommerlichen Sturmsaison wieder passieren könnten. Die Zusammenarbeit zwischen THW, Feuerwehr und EUV klappe reibungslos, da sei man eingespielt. „Das THW hat sich da inzwischen auch klasse aufgestellt und ihre Gerätschaften in Richtung Überflutung, Hochwasser und Unwetter hinbewegt. Die haben die Zeichen der Zeit auch erkannt“, sagt Werth-von Kampen.

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„Keine Stadt kann sich da mehr sicher fühlen vor solchen, ich nenne es mal amerikanischen Verhältnissen in Sachen Naturkatastrophen“, sagt der Experte zur Entwicklung. Und daher spielten selbst bei der Feuerwehr solche Hilfs-Einsätze neben den eigentlichen Brandeinsätzen inzwischen eine fast ebenso bedeutende wenn nicht noch bedeutendere Rolle.

Strategisch gibt es noch vieles zu tun

Auf der strategisch-konzeptionellen Ebene müsse man nun allerdings schnellstmöglich nacharbeiten. Thorsten Werth-von Kampen. „Die Auswirkungen des Klimawandels müssen wir auf ganz vielen Ebenen bekämpfen. Da liegen die Ursachen teils Jahrzehnte zurück, werden aber im schlimmsten Fall unsere ganze Zukunft bestimmen.“

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Klimaschutz müsse daher, da lässt Werth-von Kampen keinen Zweifel, in jedem künftigen Planverfahren der Stadtentwicklung mindestens die gleiche Bedeutung erhalten wie die Planung an sich. In Neubaugebieten sei das sogar noch recht einfach, viel schwieriger sei es, in der bestehenden Siedlungsstruktur, „und 98 Prozent der Stadt ist ja schon gebaut“, etwa dem Hochwasserschutz Raum zu geben. Die große Landwehrbach-Baumaßnahme etwa sei ein entscheidender Baustein, um die Altstadt vor Hochwasser zu schützen. Aber solche Maßnahmen bräuchten eben Zeit.

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