
© Jonas Hildebrandt
„Wie ein Tornado“: So erlebten Anwohner den Sturm-Horror in Castrop-Rauxel
Unwettertief „Bernd“
Am Morgen nach dem Unwetter stehen Anwohner der Kreuzstraße und vom Grünen Weg in Obercastrop immer noch unter Schock. Einer von ihnen kann nicht in seine Wohnung.
Wo der Grüne Weg in Obercastrop auf die Kreuzstraße trifft, sind auch am Donnerstag (15.7.) noch deutliche Spuren des Unwetters zu sehen. Eine Windhose zog am Vorabend durch die Straße. Noch immer stehen dort zwei schwer beschädigte Autos, am Straßenrand liegen umgefallene Bäume und Dachziegel. Auch Müll, der herumgewirbelt wurde, säumt die Straße. Die Bewohner wirken dafür relativ gefasst, müssen sich aber trotzdem noch von den Eindrücken der Horrornacht erholen.
Für den größten Schock des Abends sorgte eine Windhose. Anwohnerin Miriam Fengels erinnert sich am Tag danach: „Erst wurde es total leise, totenstill und ganz hell“, sagt sie gegenüber unserer Redaktion. Dann sei plötzlich die Windhose durch die Straße gezogen. „Die hatte eine heftige Sogwirkung.“ Auch in ihrer Wohnung habe sie die Auswirkungen gespürt. „Alles hat gewackelt und gebebt“, erinnert sie sich. Draußen hörte sie ein „lautes Knallen und Beben“, auch Bauteile und Dachziegeln seien durch die Luft geflogen.
Mann sah den Wirbelsturm kommen
Ein anderer Anwohner war draußen unterwegs, als der Wirbelsturm aufkam. Auch er berichtet, dass es plötzlich warm und still wurde. „Von jetzt auf gleich kam dann von oben ein Wirbelsturm über die Straße, wie ein Tornado“, erzählt er. Er selber sei geschützt gewesen, doch Mülltonen, die 20 Meter von der Windhose weg standen, seien umgewirbelt worden.
Wie plötzlich dieser Sturm kam, das überrascht viele. „Es gab keine Möglichkeit zu reagieren“, berichtet ein weiterer Anwohner. Und so schnell die Windhose kam, so schnell war sie auch wieder weg. „Das war eine Sache von 60 Sekunden“, erzählt der Mann.
Vorerst wohnungslos: Mann dankt den Helfern
Die Schäden werden die Bewohner deutlich länger beschäftigen. Er selbst ist wohl am stärksten betroffen: Der Mann, der seinen Namen gegenüber unserer Redaktion nicht nennen möchte, kann vorerst nicht in seine Wohnung. „Die ist erstmal nicht bewohnbar.“ Das sieht man auch von außen: Das Dach ist offen, der Eingang zum Haus ist abgesperrt. Erst wenn der Giebel abgestützt ist und andere erforderliche Maßnahmen getroffen sind, dürfe er seine Wohnung wieder betreten.
Er findet noch Worte des Dankes. „Feuerwehr und THW waren sehr vorbildlich, sie haben sehr gut reagiert“, meint der Mann ohne Wohnung. Das ist auch der allgemeine Tenor in der Nachbarschaft: Hand in Hand arbeiteten Anwohner, Feuerwehr, THW und EUV die ganze Nacht hindurch daran, Schäden zu beseitigen.
Anwohnerin brachte Helfern Getränke
Nachbarn zeigten dabei große Hilfsbereitschaft. „Wir haben die Feuerwehrleute mit Getränken und Essen versorgt“, sagt Miriam Fengels. Ein anderer Anwohner erzählt: „Alle Nachbarn sind rausgekommen, alle haben geholfen.“ Insgesamt habe die Aktion bis etwa 4 Uhr morgens gedauert. Damit ist aber noch längst nicht alle Arbeit getan.