
© Tobias Weckenbrock
Unwetter-Alarm: Bäume entwurzelt, Dächer abgedeckt, Keller geflutet
Windhose und Starkregen
Am Mittwochabend traf ein schweres Unwetter mit Starkregen Castrop-Rauxel: Eine Windhose zog durch Obercastrop, die Feuerwehr war mit bis zu 100 Rettungskräften zeitgleich im Einsatz.
Das Unwetter hat Castrop-Rauxel am frühen Mittwochabend (14.7.) plötzlich, dann aber mit voller Wucht getroffen. Nieselte es zunächst am Tag vor sich hin, goss es ab 17 Uhr in Strömen. Zudem fegte eine Windhose durch Obercastrop. Die Feuerwehr löste Vollalarm aus. Insgesamt waren in der Spitze allein bei der Feuerwehr gut 100 Leute im Einsatz.
Der massive Dauerregen hielt gut 90 Minuten an. Zu lange und zu heftig war er für Keller, Teiche und Kanalisation. Die Folge: Allein in der ersten Dreiviertelstunde wurde die Feuerwehr zu mehr als 50 Einsätzen gerufen. Bis zum späten Abend kamen letztlich um die 100 Einsätze zusammen. Am stärksten betroffen war neben Obercastrop laut Feuerwehr der Süden, wo vor allem Keller vollliefen.
Lagezentrum an der Hauptwache eingerichtet
Die Windhose traf vor allem den Grünen Weg und die Kreuzstraße. So etwas habe sie noch nie erlebt, sagte Evelin Nabor (77) unserer Redaktion. Gegen 17.30 Uhr sei es draußen laut geworden: Es rumpelte, dann hat sie ihre Terrassenmöbel durch die Luft fliegen sehen. Zahlreiche (auch große) Bäume kippten um, Häuser wurden abgedeckt.

Pech hatten Anwohner des Mühlenteichs in Frohlinde: Der Teich trat durch die Regenmassen über die Ufer, das Wasser ergoss sich auf dem Mühlenkamp und flutete einige Keller. © Tobias Weckenbrock
Die Feuerwehr entschied schnell: Ein Lagezentrum ist nötig. Das richtete sie an der Hauptwache ein. Von dort koordinierte sie alle Unwetter-Einsätze. Am Grünen Weg kamen am Abend zudem noch der EUV, Bürgermeister Rajko Kravanja und die Feuerwehr zusammen.
In Frohlinde machte vor allem das viele Wasser zu schaffen: Dort kämpfte die Feuerwehr am Mühlenteich. Dieser lief über, das Wasser floss sturzbachartig auf den Mühlenkamp und in die dortigen Häuser. Die Feuerwehr versuchte, die Keller zu retten beziehungsweise leer zu pumpen.
THW pumpt Untergeschoss der Radiologie am EvK aus
Auch das Evangelische Krankenhaus war betroffen: Dort konnte ein nahe gelegenes Feld die Wassermassen nicht mehr aufnehmen, das Wasser lief in das Gebäude und traf die Radiologie, wie Florian Brandt, Sprecher der Castrop-Rauxeler Feuerwehr, erklärte. Das Wasser stand 40 bis 50 Zentimeter im Keller. Die Feuerwehr rief das Technische Hilfswerk hinzu. Das rückte mit Sandsäcken und Pumpen an.

Florian Brandt, Sprecher der Feuerwehr, am Einsatzort am EvK: Hier lief das Untergeschoss der Radiologie voll Wasser. Die teuren Geräte stehen allerdings nicht unten und kamen nicht zu Schaden. © Tobias Weckenbrock
Die Wassermengen, die sich über die ganze Stadt ergossen, fluteten auch Souterrainwohnungen wie beispielsweise am Bogenweg in Dingen. Da die Feuerwehr nur nach und nach die vielen Alarmierungen abarbeiten konnte, versuchten manche Betroffene, sich selbst zu helfen. Sofern sie die nötige Ausrüstung hatten: In Frohlinde trafen wir auf einen Mann, der mit einem Trecker und einem riesigen Fass seinen Keller vom Wasser befreite.
Auch durch die Altstadt rauschte schon früh das Wasser. Die Wege im Stadtgarten waren kaum noch passierbar und glichen Bächen. Die Castrop-Rauxeler taten, was nahe lag – und blieben drinnen.
Bei allen Schäden am Mittwoch – sie blieben materiell. Bis zum späten Abend wurde laut Feuerwehr kein Mensch verletzt.
Ein Obercastroper musste allerdings seine Wohnung am Grünen Weg räumen, da das Dach des Mehrfamilienhauses freigelegt war. Nach Informationen unserer Redaktion kam er bei Bekannten unter.
Emscher-Pegel stieg binnen kurzer Zeit um fast drei Meter
Dass wahre Wasserfluten innerhalb kürzester Zeit heruntergekommen sind, verdeutlichte auch der Wasserstand der Emscher: Lag er vor 17 Uhr noch bei 2,30 Meter, stieg er bis 20 Uhr auf gute 5 Meter an. Allein zwischen 17 und 18 Uhr kamen an der Wetterstation am Stadtmittelpunkt gut 20 Liter Wasser pro Quadratmeter herunter. Binnen einer Stunde.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
