Sieben-Millionen-Euro-Wahnsinn Keinen Cent zuviel für den öden Stadtmittelpunkt ausgeben

Appell an die Lokalpolitik: Keinen Cent zuviel für den öden Stadtmittelpunkt
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Appell an die Lokalpolitik: Keinen Cent zuviel für den öden Stadtmittelpunkt

Investitionen in Zeiten der völligen Pleite kann sich auch nur die öffentliche Hand leisten. So auch Castrop-Rauxel. Der Bürgermeister prangerte zuletzt noch an, dass man quasi vor dem Offenbarungseid stehe, wenn Bund und Land nicht endlich mit einer Neuregelung bei den Altschulden und zusätzlichen Finanzmitteln aus dem Quark kämen.

Während der Privathaushalt in dieser Situation von der Bank keinen Cent mehr bekäme, um ein neues Auto zu kaufen, den Vorgarten neu zu gestalten oder satt in die neue Frühjahrsgarderobe zu investieren, wird Castrop-Rauxel in den kommenden Jahren fleißig weiter Geld ausgeben, das es nicht hat.

Es gibt echte Pflichtaufgaben

Das ist bei vielen der nötigen Investitionen auch noch verständlich. Wenn man etwa bei der Feuerwehr Geld für neue Fahrzeuge oder für neue Einsatzkleidung ausgibt, dann geht es um die Sicherheit der Menschen. Da kann man den Einkauf nicht mal eben um ein paar Jahre verschieben.

Auch marode Straßen, von denen es in Castrop-Rauxel mehr als genug gibt, und marode Schulgebäude, von denen es ebenfalls mehr als reichlich gibt, kann man nicht stillschweigend weiter verfallen lassen, bis die Straßen oder die Schulen komplett unbrauchbar geworden sind. Das alles sind Pflichtausgaben, die unumgänglich sind für die Allgemeinheit.

Vorgänger haben geprasst

Man kann aber sicher über zwei Aspekte diskutieren, wenn man sich die aktuelle Investitionsliste der Stadt Castrop-Rauxel für die kommenden Jahre ansieht. Da stellt sich bei den erwähnten Straßen und Schulen etwa die Frage, ob man nicht viel zu lange gewartet hat mit den Investitionen und ob man dafür nicht schon Geld hätte zurücklegen können, als die Kassen noch überquollen.

Klar: Damit haben die aktuell tätigen Politiker nichts zu tun. Aber ihren Vorgängern und Vorvorgängern muss man leider attestieren, dass sie das vorhandene Geld zum Teil völlig sinnfrei für Prestigeobjekte verprasst haben. Statt den Slogan zu befolgen „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“ konnte da das Geld gar nicht schnell genug ausgegeben werden.

Fremdkörper im Nirgendwo

Paradebeispiel dafür bleibt das Ensemble am Stadtmittelpunkt. Kurz vor der Eingemeindung in den Kreis Recklinghausen musste sich die Stadt da ein Rathaus samt Hallen auf die grüne Wiese an einer Stelle ballern, an der man den neuen Mittelpunkt der boomenden Stadt sah.

Problem: Die Stadt boomte nur noch kurz, die Einwohnerzahlen sinken seitdem kontinuierlich, der Stadtmittelpunkt ist nie zum Mittelpunkt geworden, sondern blieb Fremdkörper im Nirgendwo zwischen allen Stadtteilen.

Ausuferndes Millionengrab

Und das Gebäude-Ensemble entpuppte sich als ausuferndes Millionengrab, bei dem die Politik bis heute nicht klar definieren kann, ob man da nun 50, 100, 150 oder wie viele Millionen auch immer noch in die Hand nehmen muss, um die unter Denkmalschutz stehenden Bauten vor dem galoppierenden Verfall zu bewahren.

Und hier kommen wir zu einem zweiten Aspekt, der an der aktuellen Investitionsliste mehr als kritisch zu sehen ist: Warum muss man in Zeiten der Pleite ausgerechnet den Forumsplatz umgestalten für insgesamt über 7 Millionen Euro, die da in den Jahren 2024-27 eingeplant sind. Wer zum Teufel braucht diesen Forumsplatz? Und wofür?

Es mag sich populistisch anhören, aber mit diesen 7 Millionen Euro könnte man in Castrop-Rauxel unter Garantie etwas Besseres anfangen, als einen öden Platz in einer öden Stadtmitte aufzuhübschen, den kein Mensch in Castrop-Rauxel will. Liebe Politiker: Macht nicht die Fehler Eurer Vorgänger. Gebt kein Geld aus für Nonsens-Projekte.

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