Die Rathaus-Tiefgarage ist dringend sanierungsbedürftig.

Allein für die Sanierung der Rathaus-Tiefgarage, in der wie hier 2018 immer wieder Arbeiten an der Substanz nötig waren und sind, wurden zuletzt im Jahr 2021 bereits 8,7 Millionen Euro kalkuliert. Angesichts der Preisentwicklung sind es heute wohl schon über 10 Millionen Euro. © Thomas Schroeter (Archiv)

Baukosten: Rathaus könnte die Steuerzahler 90 Millionen Euro kosten

rnStadtmittelpunkt

Ein Lenkungskreis berät die nötigen Rathaus-Arbeiten. Ende August soll es einen Bericht dazu geben. Rechnet man die Baukosten hoch, ist der Steuerzahler schon bei 90 Millionen Euro gelandet.

Castrop-Rauxel

, 14.08.2022, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Für die einen ist das Gebäude-Ensemble am Stadtmittelpunkt eine Pracht: Eine gemeinsame Kampagne von StadtBauKultur NRW und der TU Dortmund hat die Gebäude, die vom Geist der 1950er- bis 1970er-Jahre geprägt sind, im Jahr 2018 mit der Auszeichnung „Big Beautiful Building“ bedacht. Und SPD-Politikerin Sabine Seibel hat sich schon mehrfach als großer Fan des Forum-Komplexes geoutet.

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Für die anderen ist das Forum Stadtmittelpunkt nach dem Entwurf des dänischen Architekten Arne Jacobsen ein Millionengrab. Gebaut und in Betrieb genommen zu einer Zeit, als Castrop-Rauxel gerade seine städtische Selbstständigkeit verlor und Teil des Kreises Recklinghausen wurde, steht das Ensemble für Kritiker als Symbol kleinstädtischer Großmannssucht und hinausgeworfenes Geld.

Tatsächliche Kosten sind bis heute umstritten

Ob man nun der einen oder der anderen Seite zuneigt: Der Stadtmittelpunkt steht längst unter Denkmalschutz, ließe sich also selbst dann nicht einfach abreißen, wenn das gewünscht wäre. Und so muss der Komplex mit viel Geld unterhalten und dringend saniert werden. Die Kosten dafür aber sind nach wie vor umstritten.

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Laut Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann hat seit dem vergangenen Jahr, als Sanierungs-Summen bis weit in den dreistelligen Millionenbereich im Raum standen, „entsprechend des Beschlusses in der Politik Mitte 2021 der Lenkungskreis wie vorgesehen zweimal getagt“. Im nächsten Haupt- und Finanzausschuss am 30. August, der wie immer öffentlich tage, werde es hierzu einen Bericht geben.

Ob der Bericht auch belastbare Zahlen enthalten wird, darf allerdings als fraglich gelten. Wie FDP-Politiker Nils Bettinger unserer Redaktion aus einer Interfraktionellen Runde im Juni auf Anfrage berichtete, stünden unglaubliche Summen im Raum, sei die Höhe der tatsächlichen Kosten, die auf den Steuerzahler zukommen, aber noch nicht abschließend geklärt.

2016 wurden sogar 200 Millionen Euro veranschlagt

Nils Bettinger: „Der Gutachter bestätigte mir auf Nachfrage, dass man 2016 für die Unterhaltung und Sanierung des Komplexes in den kommenden 25 Jahren 200 Millionen Euro veranschlagt hatte.“ Dabei seien die Kosten für Europa- und Stadthalle mit eingerechnet, die zuletzt aus den Kalkulationen schon heraus genommen worden waren, um die finanziellen Dimensionen nicht zu sprengen.

Auch so war die Investitionssumme zuletzt im Herbst 2021 schon auf 78,2 Millionen Euro inklusive eines neu zu errichtenden „Bürger-Rathauses“ hochgerechnet worden, das am Stadtmittelpunkt zusätzlich als Anlaufstelle für Castrop-Rauxeler gebaut werden und allein 7 bis 17 Millionen Euro kosten soll.

Neubaukosten sind in einem Jahr um 17,6 Prozent gestiegen

Nun sind die Baupreise in den vergangenen Jahren massiv gestiegen, zuletzt angesichts der Corona- und der Ukraine-Krise und damit verbundenen Lieferengpässen und Kostensteigerungen auch beim Personal sogar explodiert. Die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude in Deutschland sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes von Mai 2021 zu Mai 2022 um 17,6 Prozent 2021 gestiegen.

Legt man also die letzte Kalkulation der Stadt aus 2021 zugrunde, so würden die zu kalkulierenden Kosten für die vorgesehenen Sanierungen und Neubauten schon jetzt um rund 13,8 Millionen Euro höher liegen, also inzwischen bei rund 92 Millionen Euro. Und bis zu einem tatsächlichen Beginn der Arbeiten dürfte noch einige Zeit ins Land gehen – mit potenziell weiter steigenden Preisen.