
© Jonas Hildebrandt
Schulleiter: „Tests in Schulen sollten kein Ersatz für echte Schnelltests sein“
Schulstart
Die Schule hat wieder begonnen und mit ihr auch das Ringen um die Corona-Vorgaben im Unterricht. ASG-Schulleiter Joachim Höck spricht über Lernlücken, Impfungen und Tests.
Für die Kinder in Castrop-Rauxel hat das dritte Corona-Schuljahr unter Corona-Einschränkungen begonnen. Joachim Höck, Schulleiter des Adalbert-Stifter-Gymnasiums, hofft, dass die Schulen in diesem Jahr möglichst viel in Präsenz arbeiten können: „Wir haben im letzten Schuljahr alle gemerkt, dass trotz guter Vorbereitung und Durchführung nichts über den Präsenzunterricht geht. Der ist immer noch das A und O.“

Der Schulleiter des Adalbert-Stifter-Gymnasium Joachim Höck © Matthias Stachelhaus
Auch im vergangenen Schuljahr haben sich die Verantwortlichen bemüht, lange im Präsenzunterricht zu bleiben. Am Ende ging es trotzdem wieder ins Homeschooling. Für Höck gibt es in diesem Schuljahr einen entscheidenden Unterschied: „Mit immer mehr geimpften Schülern und Lehrern ist das Risiko einfach ein anderes. Wir müssen lernen, mit Corona zu leben, es wird nie mehr ganz weggehen.“ Trotzdem hält er es nicht für unmöglich, dass die Schulen im Winter wieder schließen müssen.
Dass es in den Castrop-Rauxeler Schulen keine Luftfilter gibt, ist eine Entscheidung, die er nach Absprache mit Bürgermeister und Verwaltung gut mittragen könne.
Auch wenn der Wechsel- und Distanzunterricht immer nur eine Notlösung sei, habe man sich im Vergleich zum Schulstart 2020 massiv verbessert. Joachim Höck: „Da haben wir vor allem technisch und in der Kommunikation gelernt.“ Vor einem Jahr sei es beispielsweise noch nicht möglich gewesen, alle Unterrichtsstunden im Videochat zu halten, heute gehe das. „Wir wissen jetzt einfach, worauf es beim Distanzunterricht ankommt.“ Eine Erkenntnis sei, dass nicht jeder Videounterricht die beste Alternative zur Präsenz sei.
Schule plant keine Impfaktion
Einer der ersten Schritte im neuen Schuljahr ist es für Höck zu erheben, wie viele Schüler und Lehrer bereits geimpft sind. Die Impfung hält er für wichtig, eine Impfaktion an seiner Schule plant er aber nicht: „Wir müssen uns überlegen, in welcher Rolle wir hier auftreten. Bei Eltern darf nicht der Eindruck entstehen, dass Kinder Nachteile haben, wenn sie das Impfangebot der Schule nicht annehmen.“
Er könne sich aber vorstellen, einem mobilen Impfteam Räume und auch Zeitfenster in der Schule zur Verfügung zu stellen. „Die Schule darf aber nicht der Verantwortliche sein. Das wäre das falsche Signal.“ Er hoffe dennoch, dass möglichst viele Kinder der Empfehlung der Impfkommission folgen und sich impfen lassen.
Schülerinnen und Schüler, die nicht vollständig geimpft sind oder als genesen gelten, müssen sich weiterhin jede Woche zweimal unter Aufsicht testen. Ein negatives Testergebnis ist einem negativen Corona-Schnelltest gleichgestellt, Schüler erhalten damit Zutritt zu allem, was Mitgliedern der „3G-Gruppe“ offen steht“.
Eine Entwicklung, die Höck kritisch sieht: „Die Tests in den Schulen sollten kein Ersatz für echte Schnelltests sein. Wenn die Tests nicht mehr kostenlos sind, dann befürchte ich genau das.“ Bereits bei der Einführung der Tests hatte der Schulleiter kritisiert, dass die Tests in den Schulen nicht so gründlich durchgeführt werden können wie von geschultem Personal in Apotheken oder Testzentren.
Die größte Aufgabe zu Beginn sei es, die Lücken bei den Schülerinnen und Schülern auszumachen. „Wir werden uns dafür wie vom Ministerium vorgesehen bis zu den Herbstferien Zeit nehmen.“ Wie die Wissenslücken getestet werden, bleibe den Fachschaften überlassen.
Die Auswirkungen werden nach Höcks Einschätzung bei allen Schülern unterschiedlich sein. „Es gibt sicherlich Schüler, die sich anpassen konnten, wer aber vorher schon Probleme hatte, der hat es schwieriger.“ Jetzt sei es Aufgabe der Schule, diesen Kindern zu helfen und ihnen in einer sicheren Umgebung die Chance zu geben, wieder aufzublühen.
Ähnlich rücksichtsvoll wolle man bei den neuen Fünftklässlern verfahren: „Der Fokus wird in den ersten Wochen darauf liegen herauszufinden, was die Kinder mitbringen und wo wir stehen.“
Jahrgang 2000. Ist freiwillig nach Castrop-Rauxel gezogen und verteidigt ihre Wahlheimat gegen jeden, der Witze über den Stadtnamen macht. Überzeugte Europäerin mit einem Faible für Barockmusik, Politik und spannende Geschichten.
