Schüler-Boom in Castrop-Rauxel bringt Platznot

Stadt vor Herausforderungen

Mehr Geburten, mehr Flüchtlinge und mehr neu hinzugezogene Menschen stellen Schulen in Nordrhein-Westfalen vor große Herausforderungen. Auch in Castrop-Rauxel hat man vor knapp zehn Jahren nicht mit einem solchen Schüler-Boom gerechnet. Und schon jetzt wünschen sich Schulen in Castrop-Rauxel mehr Räume.

CASTROP-RAUXEL

, 28.07.2017, 07:08 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Mit solch vielen Zuzügen von Flüchtlingen konnten wir bei unserer bislang letzten Prognose nicht rechnen“, sagt Stadtsprecherin Nicole Fulgenzi auf Anfrage dieser Redaktion. 73.450 Einwohner hatte ein beauftragtes externes Unternehmen 2008 für das Jahr 2015 in Castrop-Rauxel vorausgesagt. Tatsächlich waren es über 2000 Einwohner mehr.

„Mit solch vielen Zuzügen von Flüchtlingen konnten wir bei unserer bislang letzten Prognose nicht rechnen“, sagt Stadtsprecherin Nicole Fulgenzi auf Anfrage dieser Redaktion. 73.450 Einwohner hatte ein beauftragtes externes Unternehmen 2008 für das Jahr 2015 in Castrop-Rauxel vorausgesagt. Tatsächlich waren es über 2000 Einwohner mehr.

Neun Prozent mehr Schüler in fünf Jahren

„Die Neubaugebiete wurden gut angenommen“, nannte Fulgenzi unter anderem als Begründung für den Anstieg der Zahl. Ein Wert, der positiv anzusehen ist, aber die Stadt auch vor neue Herausforderungen stellt. Denn die gegenläufige Bevölkerungsentwicklung beeinflusst besonders den Schulsektor. Mit 577 Einschulungen rechnet die Stadt Castrop-Rauxel für das Schuljahr 2017/18. Fünf Jahre später, im Schuljahr 2022/23, sollen es 629 Kinder sein, die ihre ersten Tage in der Schule verbringen – eine Steigerung von neun Prozent. Das war 2008 nicht absehbar.

Hinter den Kulissen arbeitet die Stadt Castrop-Rauxel bereits daran, die Folgen richtig einzuschätzen und Lösungsmöglichkeiten zu finden. Erste Gespräche sollen schon geführt worden sein, weitere sollen noch in diesem Jahr unter „den neuen Vorzeichen ergebnisoffen“ diskutiert werden, sagt Fulgenzi weiter. Dazu wolle die Stadt unterschiedliche Gruppen mit ins Boot holen.

Dazu gehören Politik, Schulen, Bezirksregierung und Verwaltung. Aber auch die Meinung der Eltern solle Gehör finden, betont Sozialdezernentin Regina Kleff. Wichtig sei, dass Kinder auch zukünftig ihre Schullaufbahn erfolgreich abschließen können, und zwar durch eine „nachhaltige Gestaltung der Schullandschaft mit zusätzlichen Kapazitäten“, sagt die Sozialdezernentin weiter. Wie genau das erreicht werden soll, ist bislang noch nicht klar.

Situation an weiterführenden Schulen verschärft durch G9

Verschärfen könnte die Situation zusätzlich eine Wiedereinführung von G9 an Gymnasien – also die Rückkehr zum Abitur nach insgesamt 13 Schuljahren. Mehr Zeit an der Schule bedeutet mehr Schüler, die gleichzeitig eine Schule besuchen, mehr Räume, die benötigt werden sowie mehr Lehrer, die unterrichten.

Mehr als 630 Lehrerstellen gilt es bislang in Castrop-Rauxel zu besetzen. Wie viel mehr es in Zukunft sein werden, kann die zuständige Bezirksregierung Münster noch nicht einschätzen. „Die Entwicklung abzuschätzen, ist immer ein wenig wie ein Blick in die Glaskugel“, sagt ein Sprecher auf Anfrage.

Höhere Prognosen für ganz Deutschland

Mehr Räume wünschen sich hingegen jetzt mehrere Castrop-Rauxeler Schulen. Das liege insbesondere an der erhöhten Nachfrage der Ganztagsbetreuung, bestätigte Nicole Fulgenzi. Allein steht die Stadt Castrop-Rauxel mit dem Problem nicht. Eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung besagt, dass 2025 8,3 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland zur Schule gehen – rund 1,1 Millionen mehr, als es laut offizieller Prognose des Kultusministeriums wären.

Hier rechnete man bislang sogar mit sinkenden Schülerzahlen. Nach zahlreichen Einsparungsmaßnahmen werden dadurch 2030 bundesweit knapp 30 000 Räume und 45 000 Lehrer mehr benötigt als 2017. Länder und Kommunen müssten dadurch jährlich mit Mehrausgaben im Bildungsbereich von 4,7 Milliarden Euro rechnen.

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