Wollen die Castrop-Rauxeler Schulen zurück zu G9?

Abschaffung des Turbo-Abis

Bei den Koalitionsverhandlungen im Landtag diskutieren CDU und FDP derzeit über die Abschaffung des sogenannten Turbo-Abiturs und über die Wiedereinführung von G9. Auch in den örtlichen Schulen spielt das Thema eine große Rolle – wir haben mit Castrop-Rauxeler Schulleitern über die unterschiedlichen Systeme gesprochen.

CASTROP-RAUXEL

, 08.06.2017, 17:18 Uhr / Lesedauer: 2 min
Wollen die Castrop-Rauxeler Schulen zurück zu G9?

„Leitentscheidung“ nannten es FDP-Chef Christian Lindner und CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet am Mittwoch in Düsseldorf: Die in der wahrscheinlichen neuen Regierungskoalition in NRW ziemlich sicher beschlossene Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren am Gymnasium wirft Fragen auf, die bald auf die beiden Schulen dieses Typs in Castrop-Rauxel zukommen.

„Ich bin erst einmal verwundert“, sagte Theo Albers, Leiter des Adalbert-Stifter-Gymnasiums, auf Anfrage unserer Redaktion. Er habe auch am Morgen davon in der Zeitung gelesen und hatte eigentlich mit Wahlfreiheit gerechnet; so, wie CDU und FDP das im Wahlkampf angekündigt hätten. „Die Klarheit der Aussage hat mich positiv überrascht“, so Albers.

Änderungen bedeuten immensen Aufwand

„Wir als Schule, die Lehrkräfte, die Schulleiter in der Region haben bei der G8-Einführung gesagt: Das ist nicht gut, was ihr da macht! Aber wir haben es umgesetzt und ich finde, dass wir es gut umgesetzt haben“, sagte Albers. Nun habe man aber auch eigentlich den Wunsch, erst einmal so weiterzumachen: „Es war nicht nur unheimlich viel, sondern extrem viel Arbeit, die Kernlehrpläne umzustellen. Pädagogische Tage, Fachsitzungen, eine Arbeit über Jahre, die wir reingesteckt haben. Das wird vermutlich nun alles wieder aufgerollt, wobei man nicht weiß, welche neuen Anforderungen nun an die Schulen gestellt werden. Müssen sie ein Fach wie Wirtschaft neu einführen? Das kommt eventuell alles noch dazu – ich sehe uns da schon wieder in Arbeit versinken.“

Grundsätzlich sei er schon ein Freund von G9. „Denn G8 verdichtet“, so Albers. „Die Reform hat Unterricht in den Nachmittag verlegt, was ja auch durchaus gewollt ist. Ob die neue Reform das wieder entzerrt, muss man erst einmal abwarten.“

"G8 war ein gravierender Fehler"

Dr. Friedrich Mayer, Direktor am Ernst-Barlach-Gymnasium, ist grundsätzlich der Meinung, dass eine Rückkehr zu G9 sinnvoll ist: „Viele sagen, man müsse dem G8 erst noch Zeit geben. Ich sehe das nicht so. Unter G8 kehrt keine Ruhe ein. G8 war ein gravierender Fehler – von Anfang an.“ Auch die Arbeit, die man jetzt in die erneute Umstrukturierung stecken müsse, schreckt ihn nicht ab: „Sicher ist die Belastung erhöht, aber grundsätzlich wird Entspannung auf beiden Seiten – bei Lehrern und Schülern – geschaffen, darum mache ich mir gar keine Sorgen“, so Mayer. Eine Entzerrung des Unterrichtsstoffes sei leichter als eine Verdichtung.

Welche Regularien für die Ganztagsschule gelten, ist offen. Am EBG vom Ganztag abzukehren, halte er für ausgeschlossen. Und an G8 auf freiwilliger Basis festzuhalten? „Das entscheiden Schulträger und Schulkonferenz, da kann man nur spekulieren“, so Mayer. Was ihn wundere: „Ich finde übertrieben, 2019/20 zu starten. Ein Jahr für die Rückkehr hätte gereicht. Das letzte Wort ist ja aber noch nicht gesprochen.“

EBG und ASG würden wie alle anderen Schulen zu G9 zurückkehren, wenn sie sich nicht explizit für G8 aussprechen. Nur: Nach wessen Wille sollte man gehen? Albers vom ASG: „Die Eltern, die jetzt da sind, betrifft es nicht mehr. Und Grundschuleltern wissen noch nicht, ob ihre Kinder ans Gymnasium gehen können.“

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