
Der Bahnübergang am Bahnhof Castrop-Rauxel Süd / Obere Münsterstraße: Er soll geschlossen werden. Das fordert die Deutsche Bahn nun wieder ein. Warum wehrt man sich bei der Stadt dagegen? © Viktoria Dehner (Archiv)
Bahnübergang muss weg: Castrop-Rauxel, nutze das als DIE Gelegenheit!
Meinung
Es wird debattiert und wirkt, als wolle Castrop-Rauxel weiter alles versuchen, den Bahnübergang Obere Münsterstraße zu halten. Dabei ist doch der Druck der Deutschen Bahn nun die Chance!
Die Deutsche Bahn pocht auf einen Vertrag, nach dem der Bahnübergang Obere Münsterstraße geschlossen wird. Und der gilt seit 50 Jahren. Castrop-Rauxel sucht das Gespräch mit der Bahn auf höchster Ebene: über das Bundes-Verkehrsministerium. Sprechen ist ja erst einmal nicht schlecht, aber handeln muss jetzt an erster Stelle stehen.
Darum ist gut, dass man sich darauf geeinigt hat, dass man sich dafür nun noch ein Jahr Zeit gibt. Das ist ein überschaubarer Zeitrahmen im Vergleich zu der Endlos-Diskussion, die immer mal wieder aufkochte, dann ruhiger wurde, über Jahre totgeschwiegen und nun wieder einmal aufgebrodelt ist.
Gut ist auch, dass die Bahn über die Staatskanzlei ihre oberste Prämisse klar formuliert hat: Bahnübergänge mit Schranken sind teuer. Möglichst viele von ihnen sollen weg, deutschlandweit. Und damit natürlich auch einer, der schon seit 50 Jahren vertraglich und gerichtlich bestätigt geschlossen werden – nein, sein muss.
Es gibt weiterhin Wege für die Autos
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, den man als DIE Gelegenheit nutzen muss: Castrop-Rauxel kann sich nun zur Nahmobilitätswende bekennen, die Schließung schnell umsetzen und damit dem Fußgänger, Rad- und von mir aus auch E-Roller-Verkehr Vorrang geben. Autos können recht einfach über Kleine Lönsstraße / Herner Straße / Altstadtring oder einmal rund um den Altstadt-Kern an der Beethovenstraße rauf zur B235 fahren. Den „Ausweg“ Obere Münsterstraße braucht es nicht verpflichtend.

Bürgermeister Rajko Kravanja mit dem Staatssekretär Michael Theurer (2.v.r., FDP), flankiert von den Castrop-Rauxeler Bundestagsabgeordneten Frank Schwabe (l., SPD) und Michael Breilmann (r., CDU). © Stadt Castrop-Rauxel
Das Angenehme daran: Man kann die politische Verantwortung, wenn man will, abwälzen. Autos raus aus der Altstadt ist nämlich eine Position, die zwar seit Jahren viele Befürworter, aber eben auch viele Skeptiker und Kritiker hat. So könnte man sagen: Wir müssen eh was tun, also gehen wir es nun offensiv an.
Das schlagende Argument: Verkehrswende
Mit der Andeutung, statt der eher unattraktiven Tunnel- vielleicht eine Brückenlösung mit Fördergeldern (Radwegeausbau) anzustreben, ist dieser Weg geebnet. Zwar sorgt sie auch für etwas Verwirrung, vor allem bei denen, die sich seit Schließung und Abriss eine Rückkehr der Bennertorbrücke wünschen.
Aber das Thema nun im Nahmobilitätskonzept zu verankern, es so zu begründen und mit Verkehrswende zu argumentieren: Besser könnten die Voraussetzungen nicht sein. Vermutlich wäre eine Brücke allerdings besser in Bahnhofsnähe / Obere Münsterstraße aufgehoben als an Kolpingstraße / Brückenweg.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
