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Schalke-Stars waren Stammgäste in der Ickerner Diskothek „Remember“
Kneipenszene
Schalker Fußballstars gingen in einer Ickerner Diskothek ein und aus. Und auch deutsche Schlagerstars wie Bernd Clüver waren zu Gast bei Heidi und Jürgen Rombeck im legendären „Remember“.
Sein Vorgänger hat über seine Verhältnisse gelebt, fuhr protzige Oldtimer, war zumeist nur im Lokal, um das Geld abzuholen, erinnert sich Jürgen Rombeck. 1969 war damit Schluss, der Mann ging in den Konkurs, den man damals noch Pleite nannte, und Rombeck übernahm mit seiner Frau Heidi die Tanzdiskothek „Remember“, in der die beiden zuvor schon Stammgast waren. „Wir hatten gesehen, dass das gut lief und welche Menschen da als Gäste waren, was da am Abend umgesetzt wurde“, so Rombeck.

Jürgen und Heidi Rombeck © Volker Engel
Waren die Rombecks denn vom Fach? „Ach was“, sagt Jürgen Rombeck heute, „ich hatte ja auch meinen Beruf, dem ich weiter nachgegangen bin.“ Bei einer Henrichenburger Bauunternehmung war er in leitender Position tätig, kannte den Eigentümer des Hauses, in dem das „Remember“ in der ersten Etage lag. An der Recklinghauser Straße Ecke Ickerner Straße.
Diskothek und Kneipe unter einem Dach
Eineinhalb Jahre lang hatte der Vorgänger die Diskothek ans Laufen gebracht, nun übernahmen die Rombecks. Und zwar nicht nur das Tanzlokal, sondern auch die Kneipe im Erdgeschoss. Diese Kneipe hieß „Zum Treppchen“ und wird die erste historische Gaststätte sein, der der Stadtteilverein Mein Ickern bald mit einer Schachtmarke gedenken wird.
Die Kneipe war für die Rombecks aber nur Beiwerk, als sie 1969 ins Gastronomie-Gewerbe einstiegen, sie wurde erst zwar noch selbst mitbetrieben aber dann schnell untervermietet an andere Betreiber. Heidi und Jürgen ging es um das „Remember“, das Tanzlokal, das sie in den folgenden Jahren zur großen Blüte führen sollten.

Diese Ansichtskarte zeigt die Inneineinrichtung des „Remember“, wie es in den frühen 70er-Jahren aussah. © Archiv Rombeck
Jürgen Rombeck ist Jahrgang 1940, war also bei der Übernahme des „Remember“ im besten Disko-Alter für damalige Zeiten. „Aber nicht zu jung, denn wir haben damals viel Wert auf das Publikum gelegt, wollten auf Niveau setzen“, so Rombeck.
Das ganz junge Publikum, so erinnert sich der Ex-Gastronom, sei damals aber auch eher nach Habinghorst gezogen, in eine Keller-Diskothek auf der Langen Straße. Man selbst habe künftig eher mit Koch-Willms konkurriert. Aber damals habe es genug Gäste für alle gegeben. Auf 120 Quadratmetern hatte man 110 Sitzplätze, Diskothek war damals noch keine reine Tanzfläche.
Schlagerstars kamen nach Ickern
Man habe viel Stammpublikum aufbauen können, sich schnell einen guten Namen gemacht, der rasch auch über Castrop-Rauxel hinaus bekannt wurde. Es gelang, namhafte Künstler aus der damaligen deutschen Schlagerszene nach Ickern zu locken, darunter Howard Carpendale und auch Bernd Clüver, den „Jungen mit der Mundharmonika“ sowie Adam und Eve.

Heidi (2.v.r.) und Jürgen Rombeck (l.) mit dem Schlager-Pärchen Adam und Eve, das im Dezember 1969 in Ickern zu Gast war. © Archiv Rombeck
Dazu gesellten sich Sängerinnen und Sänger, die damals kurz populär waren, deren Namen aber längst vergessen sind. Wer kennt noch eine Gaby Berger, einen Michelangelo oder den Moderator? „Die Abende mit Live-Künstlern waren dabei eigentlich immer ein Zuschussgeschäft, denn die nahmen damals auch schon 2000 oder 3000 Mark für einen Abend. Wenn wir von 110 Besuchern je 10 Euro nahmen, mussten wir drauf zahlen. Aber es steigerte natürlich das Ansehen“, erzählt Rombeck.
Jürgen Toni Preuß hatte gute Kontakte zu Schalke
Als Stamm-Diskjockey warben die Rombecks schnell Jürgen Toni Preuß aus einem Mengeder Laden ab, der in den frühen 70er-Jahren als einer der bekanntesten „Plattenplauderer“, wie es hieß, in Deutschland galt. Preuß hatte, und das sollte dem Remember zugute kommen, gute Kontakte in die Sportwelt. Und so dauerte es nicht lange, bis sich der eine oder andere Spieler der damals groß auftrumpfenden Schalker Bundesliga-Truppe in Ickern sehen ließ.
Das wurde immer mehr, bis die Schalker nach fast jeder Bundesliga-Heimpartie im Remember auftauchten. Angeführt von Torwart und Paradiesvogel Norbert Nigbur, für den die Rombecks später auch Immobilien verwalteten und der dafür sorgte, dass die Nationalelf bei der so erfolgreichen WM 1974 eine von allen Spielern unterschriebene Grußkarte an Jürgen Rombeck schickte.

Diesen Gruß schickte die Fußball-Nationalmannschaft an Jürgen Rombeck von der WM 1974. Ganz oben hat mit schwarzem Filzer Norbert Nigbur unterschrieben. © Thomas Schroeter
„Die haben bei uns die Ruhe gesucht, hatten damals schon manchmal genug von den Autogrammjägern“, erinnert sich Jürgen Rombeck. Und so lernte man viele der Spieler gut kennen, ob Reinhard „Stan“ Libuda oder Klaus Fischer und Klaus Fichtel. „In der Zeit des Bundesliga-Skandals“, so Rombeck, „haben die sich oft bei uns zusammen gesetzt und beraten, wie es weitergeht.“
Die Schalker zogen auch in Ickern Leute an, die gern mal im „Remember“ vorbei gucken und Leute gucken wollten. „Die Autos der Leute standen dann gerade am Samstag hoch und runter die gesamte Straße entlang“, so Rombeck.
Nach fünf Jahren im „Remember“, das zunehmend von Großdiskotheken auf der Wiese litt, gaben Heidi und Jürgen Rombeck schließlich auf. Ihr Nachfolger machte aus dem Laden eine Bar. Unter verschiedenen Besitzern und Namen ging der Betrieb bis in die frühen 2000er-Jahre weiter. Heute erinnert am Ickerner Kreisel nichts mehr an die ruhmreiche Diskotheken-Vergangenheit.

Dieser Zeitungsausschnitt zeigt Schlagersänger Bernd Clüver (r.) mit Jürgen Toni Preuß, der damals im "Remember" als Discjockey arbeitete. © Archiv Rombeck
Auch bei den Rombecks nicht, denn vor ein paar Jahren fasste Heidi Rombeck den Entschluss, dass man doch jetzt langsam mal mit den alten Sachen aufräumen müsse. Dabei kamen Bilder, Platten und vieles mehr auf den Müll. Übrig geblieben sind nur einzelne Erinnerungsstücke und viele Zeitungsausschnitte.
Nach der Gastro-Ära setzten die Rombecks ganz auf das Immobiliengeschäft, machten Hausverwaltungen und andere Geschäfte in der Immobiliensparte, gründeten 1985 auch ihre eigene Firma. Die ist inzwischen an einen ehemaligen Mitarbeiter verkauft worden, firmiert aber immer noch unter dem eingeführten Namen der Rombecks.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
