
© Tobias Weckenbrock
Maßnahmen verschärft: Rütgers wird Wettlauf gegen Corona wohl gewinnen
Chemieindustrie
Die riesige Anlage, die die Zukunft des Chemiewerks Rütgers in Rauxel gewährleisten soll, soll kommende Woche anlaufen. Die letzten Bauarbeiten werden diese Woche fertig - trotz Corona-Krise.
Beim Bau der HHCR-Anlage auf dem Gelände des Chemiewerks Rütgers in Rauxel gibt es bisher keine Unterbrechungen aufgrund der Corona-Pandemie. Das erklärte der Geschäftsführer von Rütgers Germany, Günther Weymans, am Dienstag auf Anfrage unserer Redaktion.
Den Wettlauf gegen das Coronavirus und die Zeit scheint das Unternehmen der Rain Carbon Inc. zu gewinnen. „Wir gehen davon aus, dass wir die Anlage nächste Woche anfahren“, so Weymans. Ende dieser Woche werde die mechanische Fertigstellung weitgehend abgeschlossen.
Das war eine Wanderung auf einem schmalen Grat. Denn die Fertigstellung fällt mitten in die Zeit des Versammlungs- und Kontaktverbotes. Die Bauarbeiter-Kolonne umfasst 270 Mitarbeiter externer Unternehmen, die in verschiedenen Schichten und Trupps am Aufbau der 60 Millionen Euro teuren Anlage zur Gewinnung wasserklarer Harze arbeiten.
„Nächste Woche weniger Leute da“
„Nächste Woche“, so Weymans, „sind schon deutlich weniger Leute da.“ Um den Wettlauf zu gewinnen, habe man „verschiedene Maßnahmen implementiert“, die in den letzten Märztagen verschärft worden seien.

Dr. Günter Weymans (62), Geschäftsführer von Rütgers Germany, sieht auf sechs großen Displays, ob der Betrieb im Werk reibungslos läuft. © Tobias Weckenbrock
Man könne Fremdarbeitern die Regeln erklären, so Weymans, aber nicht direkt auf sie einwirken. „Wir haben schriftliche Anweisungen an die Firmen geschickt und Hinweisschilder aufgehängt.“ Rütgers habe Platz für größere Abstände an den Pausenbereichen wie Raucherzelten oder Essenscontainern geschaffen, weitere Desinfektions- und Seifenspender aufgebaut, Pausenzeiten versetzt.
Die Zugänge aufs Werksgelände erfolgten ohne Wartezeiten, sodass es nicht zu Ansammlungen komme. Man habe einen weiteren Parkplatz außerhalb des Werks etabliert und inzwischen keine Warteschlangen mehr an Shuttle-Bussen, die die Bauarbeiter aufs Gelände bringen.
Man habe die Anfangszeiten verschiedener Teams um je 30 Minuten zeitversetzt. Es gebe keine Besprechungen mit mehr als vier Personen mehr - und wenn möglich fänden die im Freien statt.
Rütgers habe Kaffeemaschinen abgestellt und reinige und desinfiziere alle Türklinken und Sanitäranlagen häufiger als vorher. Zudem habe man seit zehn Tagen keine neuen Fremdarbeiter mehr auf das Gelände gelassen. „Es sind immer die gleichen Truppen. Wir haben eine genaue Liste der Personen, von denen keine aus Risikogebieten kommen. Auch den Feierabend verbringen sie nur in kleinen Gruppen“, so Weymans.
Bisher kein Corona-Fall bei Rütgers
Bei Rütgers hat sich bis Dienstagabend noch kein bestätigter Corona-Fall ergeben. Das extra eingerichtete Isolierzimmer vor den Werkstoren wurde noch nicht gebraucht. Das wundere Weymans aber auch nicht: „Rein statistisch ist es ja so: 1 von 1000 Personen in NRW sind oder waren infiziert. Wir sind derzeit noch 300 Mitarbeiter im Werk und 200 auf der Baustelle. Wir sind also auch noch nicht dran.“
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
