
© Tobias Weckenbrock
Coronavirus in Castrop-Rauxel: Rütgers-Wettlauf auf der Baustelle darf weiter gehen
270 Bauarbeiter
Rütgers in Rauxel kämpft gegen das Coronavirus. Einerseits hat es strikte Regeln aufgestellt, andererseits drängt die Zeit bei einer Baustelle. Dort darf aber weiter gebaut werden.
Rütgers baut seit rund zwei Jahren an einer neuen Anlage. 60 Millionen Euro wurden investiert, und in diesen Tagen soll die Anlage fertig werden. Anfang April soll sie anlaufen. Wasserklare Harze werden hier gewonnen und sollen rund 10 bis 15 Prozent des Weltmarktes ausmachen, wenn die HHCR-Anlage, so ihr Name, erst läuft.
Doch die Schlussphase ist zu einem Wettlauf gegen das Coronavirus geworden. Denn sollte auf dem Gelände das Virus ausbrechen, wäre der wichtigste Industriebetrieb, einer der größten Arbeitgeber in Castrop-Rauxel, schwer getroffen. Dort soll der Betrieb nämlich eigentlich weitergehen.
270 Bauarbeiter vor allem externer Firmen sind derzeit in verschiedenen Schichten auf dem Werksgelände in Rauxel aktiv für die letzten Arbeiten. Dazu kommen 16 Operator aus dem betriebseigenen Mitarbeiterstamm, die später auch das Anlaufen der Anlage verantworten sollen.
Die 270 externen Leute werden Tag für Tag mit Shuttle-Bussen von einem Parkplatz an der Siemensstraße heran gebracht. Vor einigen Wochen fuhr nur ein Bus-Shuttle, jetzt sind es drei, damit die Sicherheitsabstände im Bus eingehalten werden könnten.
„Bei Rütgers bin ich mir sehr sicher...“
Was sagt Bürgermeister Rajko Kravanja? Er bestätigt, dass es weiter gehen kann. In einem Interview mit unserem Redakteur Matthias Langrock sagte er am Montag: „Prinzipiell kann weitergearbeitet werden. Das gilt ja auch für Handwerksbetriebe und andere. Aber natürlich müssen sie die Regeln einhalten. Und bei Rütgers bin ich mir sehr sicher, dass sie das tun“, so Kravanja.
„Wir hatten noch in der letzten Woche ein gemeinsames Gespräch“, berichtete er. „Die haben einen hervorragenden Pandemieplan und ein hervorragendes Sicherheitskonzept, darum bin ich mir da so sicher.“
Das Konzept hat viele Bestandteile: Es gibt ein Isolierzimmer außerhalb des Werkstores, es gibt eine interne 24-Stunden-Hotline für Mitarbeiter bei Infektions-Verdacht, viele Büromitarbeiter arbeiten von zu Hause, im Labor wird seit einigen Wochen eigenes Desinfektionsmittel hergestellt. Und die Kantine ist geschlossen.
Eigentlich gelten auch strikte Hygiene- und Abstandsregeln. Allerdings vor allem für die eigene Belegschaft. Ob die sich so einfach auf Fremdfirmen übertragen und vor allem bei der anstrengenden und regen Arbeit im Werk kontrollieren lassen, ist offen. Geschäftsführer Dr. Günther Weymans guckte sich das bei einer Rundfahrt durchs Werk vergangene Woche noch an.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
