Am Rhein-Herne-Kanal in Henrichenburg treffen sich im Umfeld der Wartburgstraße immer wieder junge Menschen: zum Baden, aber auch zum Abhängen. Manch einer fühlt sich hier nicht sicher.

Am Rhein-Herne-Kanal in Henrichenburg treffen sich im Umfeld der Wartburgstraße immer wieder junge Menschen: zum Baden, aber auch zum Abhängen. Manch einer fühlt sich hier nicht sicher. © Tobias Weckenbrock

Rhein-Herne-Kanal an der Wartburgbrücke: Ein Castrop-Rauxeler Angstraum?

rnPolizei bezieht Stellung

Ein Leser sagt, er gehe dort nicht mehr hin: Der Kanal in Henrichenburg sei ein Ort der Vermüllung, von Vandalismus und Aggression. Er werde bald wegziehen aus Castrop-Rauxel. Auch deshalb.

Henrichenburg

, 02.09.2022, 17:50 Uhr / Lesedauer: 2 min

Jugendliche sitzen an den Spundwänden links und rechts des Kanals. Einige Leute springen von der Brücke ins Wasser. Unter der Wartburgbrücke in Henrichenburg sieht es aus „wie Sau“: Glasscherben, leere Flaschen, Müll von Fastfood-Verpackungen. Sprühereien an der Betonwand. Einige Gruppen haben laute Musik dabei. Für einen Leser, der nicht genannt werden will, inzwischen eine No-Go-Area, ein Angstraum.

Henrichenburg im Sommer 2022: Als wir uns dort rund um die Brücke am Rhein-Herne-Kanal aufhalten, sind dort Badegäste. Es ist einer der letzten heißen Tage des Sommers. Sie liegen auf Wiesenstreifen am Wegesrand, vor allem Jugendliche und junge Erwachsene. Wir sehen Brückenspringer. Aber keinen Vandalismus.

Jetzt lesen

Wir berichten über das Springen und Baden. Mehrfach schon – und immer wieder meldeten sich Leser zurück. Die Wasserschutzpolizei, die Kreispolizeibehörde und die Stadt berichten auf erneute Nachfragen einvernehmlich: Wir haben hier keine Ordnungswidrigkeitsanzeigen oder gar Strafanzeigen geschrieben in den vergangenen Monaten.

Der Sprung ist „lebensgefährlich“

Der Ort sei sowohl der Dattelner Polizei auf dem Wasser bekannt als auch den Bezirks- und Streifenbeamten der Polizeiwache Castrop-Rauxel. Man fahre immer mal hin, aber habe keine Verstöße feststellen können. Auch Brückenspringer habe man nicht beim Springen beobachtet.

„Wenn unser Boot aus Datteln ankommt“, sagt Sprecherin Jacqueline Grahl von der Wasserschutzpolizei, „halten sie sich an die Regeln, auch wenn wir wissen, dass da bestimmt hin und wieder mal jemand herunterspringt.“ Übers Geländer zu klettern sei ja nicht verboten. Der Sprung hingegen sei nicht nur verboten, sondern in erster Linie lebensgefährlich.

Jetzt lesen

Inzwischen soll die Stadt Castrop-Rauxel tätig geworden sein, meldet eine Leserin am Mittwoch: Mitarbeiter des EUV reinigten am Vormittag entlang des Kanalweges, sammelten Müll auf und sagten gegenüber der Informantin, das sei aufgrund der Zeitungsberichte geschehen. Sie zeigte sich darüber erfreut.

Mit „Chaoten“ aneinander geraten

Der andere Leser nicht. Er will nicht als Denunziant gelten, deshalb sollen wir seinen Namen nicht schreiben. Er sei mit „Chaoten“ aneinander geraten, die mit Schwimmen oder Sonnenbaden oder Brückenspringen nichts am Hut hätten. Motorroller wiesen auf die Gruppe hin. Sie beschmierten die Brücke, zerschlügen Flaschen, entsorgten Einkaufswagen im Kanal, ließen Müll überall liegen und fühlten sich „in ihrem Dreck“ auch noch wohl, schildert er.

Jetzt lesen

Der Dreck ist jetzt weg, dank des EUV. Vermutlich aber nur vorübergehend. Der Leser verlasse mit seiner Familie auch bald die Stadt Castrop-Rauxel. Seine Heimatstadt habe deutlich an Lebensqualität verloren, es gebe heute Problemquartiere, die es früher nicht gegeben habe.

„Keine BTM-Verstöße festgestellt“

Polizeilich sei an besagter Stelle so gut wie nichts bekannt, sagt Corinna Kutschke von der Pressestelle der Polizei in Recklinghausen. „Den Uniformierten aus dem Streifen- und Bezirksdienst sind die Treffen da durchaus bekannt. Aber sie konnten keine etwaigen Betäubungsmittel-Verstöße feststellen.“ Es habe auch sonst keine Strafanzeigen gegeben, keine Vorfälle, außer ein paar Ruhestörungen.

Jetzt lesen

Wer etwas beobachte, seien es Brückenspringer oder Vandalismus und Aggressionen, der solle ruhig reagieren: einfach die 110 wählen. Brückenspringer wird es angesichts der Wetterlage wohl vorerst nicht mehr geben. Vielleicht beruhigt der herannahende Herbst auch den Rest der Probleme.