
Ingrid Arnade mag den Kanal an der Wartburgbrücke. Aber die Besucher, die ihren Müll dort liegenlassen, regen sie auf. © Lydia Heuser
Müll am Rhein-Herne-Kanal: „Das sind teilweise echte Chaoten“
Chaos am Kanal
Manche „Badegäste“ am Rhein-Herne-Kanal hinterlassen dort ihren Müll. Die Entsorgung bereitet dann Schwierigkeiten. Denn wer zuständig ist, ist nicht klar geregelt.
Leere Tetrapaks, Zigarettenstummel, Plastikflaschen – am Ufer des Rhein-Herne-Kanals rund um die Wartburgbrücke sieht es stellenweise wüst aus. „Gestern war hier sehr viel los“, sagt Ingrid Arnade am Donnerstag (4.8.). Es ist früher Nachmittag und ziemlich warm. Noch liegen wenige Menschen am Kanal, sonnen sich, kühlen sich im Wasser ab.
„Teilweise sind das hier echte Chaoten“, berichtet Arnade, die gerade ihr Stand-Up-Paddle-Board ins Wasser gelassen hat. Seit der neue Steg gleich am Rudervereinshaus des RV Rauxel existiere, kämen mehr Menschen hier her. Die Stufen mit Blick in Richtung Wasser laden dazu ein. Der Ruderverein (RV) Rauxel ist tatsächlich einer der Haupt-Leidtragenden des teilweise gedankenlosen Feierns.
Saubermachen bleibt oft an den Anliegern hängen
Der Gastronom des Vereins bestätigt gegenüber unserer Redaktion, dass es oft Vereinsmitglieder seien, die den Müll entsorgen. Besonders auf dem Parkplatz des Clubs müssten diese oft aufräumen: „Wir können das ja dort nicht einfach liegen lassen. Das würde ja auch auf uns negativ abfärben.“
In den Sommermonaten bei gutem Wetter sei es natürlich besonders schlimm. Da stehe die Verschmutzung fast schon zu oft auf der Tagesordnung, als dass man sich darüber noch ärgere: „Wir würden sehr gerne darauf verzichten, den Müll von anderen wegzuräumen. Aber daran denken die Leute, die da feiern nicht. Die lassen einfach alles liegen.“
„Es gibt hier viele Pizzakartons“, sagt Ingrid Arnade. Heute sehe es überraschend gut aus, dafür, dass gestern so viel los gewesen sei. „Vielleicht haben die Leute vom Ruderverein das weggeräumt“, nimmt sie an.

Gesammelter Müll an der Wartburgbrücke. © Lydia Heuser
„Manchmal ist das schon recht ekelig hier“, findet Arnade. Auch andere Kanalbesucher sehen die Müllproblematik kritisch. „Wenn die das wenigstens an einem Punkt sammeln würden, damit das abgeholt werden kann“, schlägt eine Frau vor, die namentlich nicht genannt werden will. Doch wer ist eigentlich für die Entsorgung des Mülls zuständig, wenn Kanalbesucher ihn einfach zurücklassen?
Zuständigkeit ist unterschiedlich
Da kommen zwei Behörden ins Spiel. Zum einen der von der Stadt Castrop-Rauxel mit der Müllentsorgung beauftragte EUV Stadtbetrieb. Für Müll, der im öffentlichen Bereich, also zum Beispiel entlang der Radwege, hinterlassen wird, sind die EUV Stadtbetriebe zuständig.
Für den Bereich, der die Betriebswege des Rhein-Herne-Kanals betrifft, ist dann die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) mit Sitz in Duisburg verantwortlich – sprich vor allem für die Wasserstraße selbst und für Anlegepunkte oder Schleusen. So wurden Anfang August beispielsweise ein E-Bike und ein Bauzaun aus dem Castrop-Rauxeler Abschnitt des Rhein-Herne-Kanals geborgen, so erklärt es Ursula Gehrke von der WSV auf Anfrage der Redaktion.

Dieser Bauzaun wurde Anfang August aus dem Rhein-Herne-Kanal geborgen. Links dahinter der Steg des RV Rauxel - immer wieder ein beliebter Spot für junge Leute, die im Kanal baden. © Lydia Heuser
Laut Ursula Gehrke sei allerdings zwischen den unterschiedlichen Behörden immer wieder unklar, wer für die Entsorgung von Abfall zuständig ist. „Jeder schiebt dem anderen den Schwarzen Peter zu“, klagt sie. Unter diesen Voraussetzungen scheint es schwierig, dem Müllproblem beizukommen.
Wie dem Müllproblem Herr werden?
Laut EUV-Vorstand Michael Werner sei man gerade dabei, einen Rahmenvertrag mit der WSV auszuarbeiten, um die Abstimmung untereinander zu verbessern. Unterdessen glaubt er nicht, dass man bei den Abfall-Verursachern viel erreichen kann: „Da können Sie machen, was Sie wollen. Schilder, Infotafeln aufstellen – das haben wir alles schon gemacht. Die Leute lassen ihr Zeug trotzdem liegen.“
Dabei sei es so wichtig, die Landschaft zu schützen und sauber zu halten. „Und letztendlich geht das auf Kosten aller Castrop-Rauxeler. Die Leute kommen vielleicht aus Recklinghausen oder Datteln her, verdrecken alles und die Allgemeinheit muss es über die Müllsteuer zahlen“, so Michael Werner. Man könne in der freien Landschaft auch nicht überall Mülleimer aufstellen.

Immer wieder kommt es am Rhein-Herne-Kanal, wie hier an der Wartburgbrücke, zu Verschmutzungen. © privat
Baden im Kanal ist eigentlich verboten
Ein Großteil des hinterlassenen Abfalls kommt von Menschen, die den Kanal wie ein Naturfreibad nutzen, gerade an heißen Tagen im Sommer. Dabei ist das Baden dort eigentlich verboten, zumindest im Bereich von 100 Metern ober- und unterhalb von Brücken wie der Wartburgbrücke. „Wenn wir mitbekommen, dass dort gebadet wird, verständigen wir die Wasserschutzpolizei“, sagt Ursula Gehrke von der WSV. Die sei dann dafür zuständig, diese Ordnungswidrigkeiten zu ahnden.
Gefährlich kann das Baden in der eigentlich als Verkehrsweg fungierenden Wasserstraße insbesondere dann werden, wenn Schwimmer sich in der Nähe von Schleusen oder Wehren aufhalten. Dort können gefährliche Sogeffekte und Strömungen entstehen.