Als Rettungsschwimmer hilft Karam Qarqash Menschen in Not, als Dolmetscher jenen, die gerade neu in Deutschland ankamen. Doch auch seine eigene Geschichte zeigt, wie wichtig das Ehrenamt ist. Denn als der Syrer 2015 vor dem Krieg in der Heimat floh und in Castrop-Rauxel ankam, war er es, der von der Hilfsbereitschaft anderer profitierte.
Denn noch im selben Jahr machte Karam in Castrop-Rauxel seinen Schein zum Rettungsschwimmer. Ein Freund hatte ihm den Tipp gegeben, zur DLRG zu gehen. An knapp zehn Abenden lernte Karam, der früher Angst vor dem Wasser hatte, mit anderen die Arbeit des Rettungsschwimmers. Extra für ihn wurden der Kurs und die Prüfung bilingual gemacht – DLRG-Urgestein Lutz Königsbüscher übersetzte für ihn von Deutsch auf Englisch. „Das fand ich richtig nett, das ist ja auch viel Arbeit für die DLRG, aber die haben es trotzdem hinbekommen“, sagt Karam. Er lernte Menschen im Wasser zu retten, aber auch, wie er selbst anderen das Schwimmen beibringen kann.
Rettungsdienst und Schwimmstunden
Karams Motivation? Um die zu verstehen, hilft ein Blick in die Vergangenheit: Als sein älterer Bruder am Strand in Syrien zu ertrinken drohte, war Karam Qarqash hilflos. „Es war windig und die Wellen waren hoch. Ich war da, konnte schwimmen, aber trotzdem nichts machen“, erinnert sich der 37-Jährige an den Moment in seiner Jugend. Sein Bruder wurde zum Glück von anderen Menschen gerettet – und in Karam wuchs der Wille zu helfen.

Viermal musste Karam seitdem in höchster Not das Leben von Kindern retten. Einmal noch in Syrien, einmal am Phoenixsee in Dortmund und zweimal im Schwimmbad in Wischlingen. Im Dienst war der Rettungsschwimmer währenddessen nie. Jedes Mal sprang er in Straßenkleidung ins Wasser. Später machte er auch noch einen Rettungsbootführerschein. Seitdem arbeitet er, wenn nicht wie aktuell das Bootshaus der Gruppe überflutet ist, als Wache am Kanal in Castrop-Rauxel. In diesem Sommer war er außerdem wieder als Küstenwachdienst an der Ostsee. „Dann sind wir eigentlich für fast alles zuständig“, sagt er: egal ob Kinder, die ihre Eltern verloren haben, Sonnenstiche, kleinere Verletzungen oder natürlich Menschen in Seenot.
Dolmetscher bei Sprachbarrieren
Doch bei der DLRG rettet Karam nicht nur, immer montags bringt er im Hallenbad am Stadtmittelpunkt Kindern und Erwachsenen das Schwimmen bei. In einer Forsa-Umfrage der DLRG von 2022 gaben fünf Prozent der über 14-Jährigen an, nicht schwimmen zu können. Das bedeutet, 3,8 Millionen der Jugendlichen und Erwachsenen in Deutschland sind Nichtschwimmer. „Menschen mit Migrationshintergrund können doppelt so oft nicht schwimmen (9 Prozent) wie Menschen ohne diesen (4 Prozent)“, schreibt die DLRG in der Auswertung dieser Statistik.
Karam war aber lange auch über die DLRG hinaus ehrenamtlich tätigt. Schon bald nach seiner Ankunft in Castrop-Rauxel half er bei Stadt, beim DRK und der Caritas als Dolmetscher. Da sei der 38-Jährige so hereingerutscht, nachdem er zunächst für Freunde bei Terminen zwischen Englisch und Arabisch übersetzt hatte. So sei die Caritas auf ihn aufmerksam geworden und er habe jahrelang gerne geholfen. Das Ehrenamt half Karam dabei, richtig in Deutschland anzukommen und Castrop-Rauxel zu seiner zweiten Heimat werden zu lassen.
Wer bekommt die Ehrennadel der Stadt?
- Die Ehrennadel der Stadt ist die höchste Auszeichnung für ehrenamtliches Engagement. Seit fast 20 Jahren wird die Auszeichnung beim Neujahrsempfang des Bürgermeisters verliehen.
- Bürger haben für Februar 2025 gut ein Dutzend Vorschläge eingereicht. Wir stellen neben Karam Qarqash alle anderen Kandidaten vor und starten im Januar eine Abstimmung, wer die Ehrennadel bekommen soll.
- Der Empfang und die Ehrennadel-Verleihung 2025 stehen unter dem Leitthema Demokratie.
- Viele Projekte, Initiativen und Angebote wären ohne die ehrenamtliche Arbeit von engagierten Castrop-Rauxelern nicht möglich.
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