
© Marian von Hatzfeld
Rajko Kravanja: Kirchen könnten wegen Corona Gottesdienste aussetzen
Coronavirus
Fragen über Fragen haben sich ergeben seit der Meldung, dass der Kreis Recklinghausen jetzt Corona-Risikogebiet ist. Viele Castrop-Rauxeler fragen einfach ihren Bürgermeister.
Kann ich in den Urlaub fahren, wo kriege ich einen Test her, darf ich Besuch bekommen – das hat die Menschen am meisten beschäftigt. Die Nachricht, dass der Kreis jetzt als Risikogebiet gilt, alarmierte viele in Castrop-Rauxel. Viele von ihnen wandten sich an ihren Bürgermeister. Der hat wiederum Bitten.
Lebenshilfe per Facebook – vielleicht könnte man es so beschreiben, was Rajko Kravanja am Samstag gemacht hat. Auf Facebook hatte er sich zur Situation geäußert und bekam bis zum frühen Abend schon knapp 200 Kommentare. „18.000 Menschen hat der Post erreicht“, erzählt Rajko Kravanja im Gespräch mit unserer Redaktion recht zufrieden.
Nicht jeder hatte eine Frage. Mancher wollte einfach seiner Sorge, seiner Betroffenheit Luft machen. Es gab den einen oder anderen guten Tipp beispielsweise zu schnellen Corona-Tests. Die einen riefen zur Vorsicht auf und ganz klar, es gab auch ein paar obskure Äußerungen. Und auch ganz spezielle Fragen wurden gestellt. Ob man zum Beispiel als Mieter verpflichtet sei, einen Makler mit Kaufinteressenten einer Immobilie in die Wohnung zu lassen. Da muss dann auch Kravanja passen.
Gute Nachricht zu Bayern und dem Beherbungsverbot
„Das Hauptthema war der Urlaub“, sagt Kravanja. 200 Nachrichten habe er bereits beantwortet, erzählt er am späten Nachmittag. Nach einer kurzen Kaffeepause ging es dann später weiter.
Vor allem ging es ihm darum, zu informieren und die Nachrichten des Kreises Recklinghausen weiterzugeben. Für einige Fragen der Castrop-Rauxeler hat Rajko Kravanja auch recherchiert. So weiß er jetzt, dass Bayern zwar ein Beherbungsverbot für Urlauber aus Risikogebieten hat, dies aber nur in Abstand von einigen Tagen aktualisiert wird. Bis zum 13. Oktober dürfte der Kreis Recklinghausen noch nicht auf der Liste stehen.
Später am Samstag wollte sich Rajko Kravanja noch einmal an die Castrop-Rauxeler Bürger mit einem Appell wenden. Vorsichtig sein, Masken tragen, vielleicht die Party mit 20 Leuten zu verschieben, auch wenn sie erlaubt ist, das sind Stichworte.
Am Sonntagnachmittag (11.10.) veröffentlichte der Bürgermeister dann eine Pressemitteilung des Kreises hinsichtlich häufig gestellter Corona-Fragen, verbunden mit der Bitte sich an die aktuell geltenden Regelungen zu halten.
Kirchen könnten eine Weile auf Gottesdienste verzichten
Aber auch die Kirchen hat der Bürgermeister im Blick. Die Veranstaltungen dort sind auch häufig Auslöser für Ansteckungen. „Man kann nichts verbieten, aber es wäre doch zu überlegen, ob man eine Woche auf Gottesdienste verzichten kann“, erläutert Rajko Kravanja. Es gehe ihm darum, auch symbolische Zeichen zu setzen. „Es muss in die Köpfe der Menschen hinein“, sagt er, wohl wissend, dass „die Menschen nach Gesellschaft lechzen.“ Er ergänzt: „Wir müssen zurück zur Solidarität.“
In Castrop-Rauxel gelten alle Regeln, wie sie der Kreis aufgestellt hat. Für die Umsetzung braucht es noch die Zustimmung der übergeordneten Behörden wie dem Land NRW. Spätestens wenn die angekündigten Maßnahmen in Kraft treten, wird der Kommunale Ordnungsdienst noch mehr kontrollieren. Das betrifft zum Beispiel Gruppen von mehr als fünf Menschen, die zusammenstehen. Das wird künftig nicht erlaubt sein.
Der Kommunale Ordnungsdienst wird deshalb mit Kräften aus anderen Fachbereichen aufgestockt. „Das hatten wir zwischendurch zurückgefahren und wird jetzt wieder aufgenommen“, so Rajko Kravanja. Hilfe vom Land, wie sie es für einige Großstädte geben soll, brauche Castrop-Rauxel nicht. „Wir kommen zurecht.“