In diesen Häusern eingangs der Harkortstraße im Castrop-Rauxeler Ortsteil Merklinde hat die Stadt viele ihrer rund 300 Geflüchteten und Wohnungslosen untergebracht. Dort gibt es einen Corona-Ausbruch.

© Katharina Roß

Person verschwand trotz Corona-Quarantäne aus Häusern an der Harkortstraße

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Rund 90 Menschen wohnen in einer städtischen Unterkunft für Wohnungslose und Geflüchtete in Merklinde. Seit einem Corona-Ausbruch gilt dort Quarantäne. Ein Bewohner ist dennoch gegangen.

Merklinde

, 24.02.2021, 13:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

In den vier Häusern einer städtischen Unterkunft an der Harkortstraße in Merklinde wohnen zurzeit 96 Menschen. Nach dem positiven Corona-Test eines Bewohners wurden die meisten anderen am Freitag (19.2.) getestet. 79 Testergebnisse lagen Mittwochnachmittag (24.2.) vor. Ergebnis: sieben weitere Positiv-Fälle. Fest steht seitdem auch, dass bei den sieben weiteren Fällen ebenso wie bei dem ursprünglichen Corona-Fall die britische Corona-Mutation B.1.1.7 aufgetreten ist.

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Für alle Bewohner der Unterkunft und ihre Kontaktpersonen wurde eine 14-tägige Quarantäne verhängt. Das ist in diesen Gebäuden, wo die Menschen in Mehrbettzimmern zusammen wohnen und sich auch Küchen, Sanitär- und Aufenthaltsräume teilen, eine Entscheidung mit erheblichen Konsequenzen.

Ein Sicherheitsdienst und die Stadt Castrop-Rauxel schauen derzeit genau hin, wer die Häuser an der Harkortstraße betritt und verlässt.

Ein Sicherheitsdienst und die Stadt Castrop-Rauxel schauen derzeit genau hin, wer die Häuser an der Harkortstraße betritt und verlässt. © Katharina Roß

Am Mittwoch wurde bekannt, dass sich schon am Wochenende ein Mann unerlaubt aus der Quarantäne entfernt hat. Eine anderer Mann (35) randalierte bei der Verkündung der Quarantäne durch die Stadt am Samstag gegen 15.20 Uhr und zerstörte eine Fensterscheibe. Obwohl ein Sicherheitsdienst hier an den Türen überwacht, wer kommt und geht, kam es zu diesen Vorfällen. Die Person, die die Quarantäne widerrechtlich verließ, hatte ein negatives Testergebnis.

Sicherheitsdienst ist für Überwachung zuständig

Für die Überwachung der Quarantäne sei einzig der Sicherheitsdienst zuständig, teilte die Stadt auf Anfrage unserer Redaktion mit. „Gleichzeitig tun die Mitarbeitenden des städtischen Bereichs Migration und Obdachlosenhilfe alles in ihrer Macht stehende, um die Bewohnenden nach Kräften zu unterstützen“, sagte Sprecherin Uta Stevens.

Dennoch hätten nicht alle betroffenen Personen die Quarantäne einfach akzeptiert: einer haute ab, ein anderer rastete aus. „Der Aufenthaltsort der Person ist unbekannt“, sagte Stevens am Mittwoch. Der Mann, der laut Stadt im Affekt die Scheibe einschlug, wurde von der ebenfalls alarmierten Polizei ins Evangelische Krankenhaus begleitet. Nach einer Nacht dort kam er wieder zurück in die städtische Unterkunft.

„Die Person hält sich nun dort an die Quarantäne“, sagt die Stadt. Die Lage vor Ort stelle sich „im Moment sehr ruhig dar“, so Stevens. Und: „Der Sicherheitsdienst ist entsprechend sensibilisiert.“

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Einige wenige Testergebnisse standen am Mittwoch noch aus. Von den 96 Bewohnern der Häuser sind noch nicht alle getestet, so Lena Heimers, Pressesprecherin des Kreises, auf Anfrage. Eine „knapp zweistellige“ Anzahl von Bewohnern wird noch am Donnerstag (25.2.) getestet. Die Abstriche der Positivfälle werden dann in einem zweiten Schritt im Labor auf Mutationen des Virus überprüft.

In beengten Verhältnissen leben die Menschen in einer städtischen Unterkunft. Einige Zimmer haben sogar Etagenbetten. Zum Teil teilen sich acht Bewohner ein Schlafzimmer.

In beengten Verhältnissen leben die Menschen in einer städtischen Unterkunft. Einige Zimmer haben sogar Etagenbetten. Zum Teil teilen sich acht Bewohner ein Schlafzimmer. © Tobias Weckenbrock

Alle Bewohner, so die Entscheidung des Kreises, werden auch in der kommenden Woche noch ein zweites Mal getestet. Bei den ersten Testergebnissen handele es sich um „Momentaufnahmen“, so Lena Heimers. Mit den erneuten Tests vor Ende der Quarantäne wolle man ausschließen, dass weitere Fälle der britischen Virusmutation unentdeckt bleiben. Sie soll ansteckender sein als die Ursprungsvariante. Ein genauer Test-Termin stehe aber noch nicht fest.

Vergleichbare Hotspot-Maßnahme im Mai 2020

Eine ähnlich große Quarantäne-Maßnahme hatte es im Mai 2020 ebenfalls in Merklinde gegeben. Dort waren Menschen in Häusern an der Wittener Straße betroffen. Hier leben osteuropäische Migranten in relativ beengten Verhältnissen. Auch dort wachte mehrere Wochen ein Sicherheitsdienst. Die Gebäude wurden sogar eingezäunt.

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