Esther Leimbach beobachtet die veränderte Freizeitgestaltung in der Corona-Pandemie.

© privat

Expertin Esther Leimbach: Neue Hobbys sind gerade in Corona-Zeiten wichtig

rnFreizeit in der Pandemie

Die Pandemie hat Einfluss auf das Freizeitverhalten der Menschen in Castrop-Rauxel. Zwei Expertinnen vor Ort erklären, was Menschen vermissen und welche Chancen die Krise bietet.

Castrop-Rauxel

, 02.03.2022, 14:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Corona-Pandemie hat die Freizeitgestaltung vieler Menschen und Familien auch in Castrop-Rauxel erheblich verändert. Esther Leimbach, psychotherapeutische Heilpraktikerin, hat das in vielen Gesprächen mitbekommen.

„Hobbys wie der Gang ins Fitnessstudio oder das Joggen in der Gruppe waren im Lockdown nicht möglich und sind in den Hintergrund getreten. Die Leute hatten viel mehr Angst, wegzugehen, wegen der Furcht, sich und andere anzustecken“, schildert sie ihre Eindrücke.

Die einen würden zu Hause zum Beispiel mehr Netflix schauen, gerade Jugendliche würden viel mehr über Soziale Medien kommunizieren. „Andere Familien haben Gesellschaftsspiele wieder für sich entdeckt und machen regelmäßige Spieleabende“, nennt Esther Leimbach eine Alternative.

Jetzt lesen

Die zweite Variante findet sie aus psychologischer Sicht gelungener: „Jedes Gespräch hat eine therapeutische Wirkung. Wenn man sich mitteilt, kann man vieles ausbessern.“

Suche nach gelungenen Alternativen wichtig

​Nicht jeder sehe sofort, dass es Alternativen gebe, zum Beispiel Fahrradfahren oder Laufen im Freien. Durch den Wegfall sozialer Aktivitäten, etwa im Sportverein, seien viele einsam gewesen. „Wenn man zu psychischen Störungen neigt, dann ist der Weg in die Abwärtsspirale nicht weit“, unterstreicht Esther Leimbach.

Deshalb sei es in verhaltenstherapeutischen Gesprächen sehr wichtig, gemeinsam nach den eigenen Ressourcen zu suchen und auszuloten, was man selbst machen will. Dann sei es viel einfacher, seine Freizeit wieder sinnbringend zu gestalten. Gerade in den Familien, das habe sie auch selbst zu Hause bemerkt, seien viele wieder enger zusammengerückt.

Bewegung hilft so gut wie Medikamente

Barbara Bödefeld ist seit 25 Jahren als Psychotherapeutin in der Hochstraße tätig. Gerade durch den Wegfall fester Gruppen entstehe ein ziemliches Chaos im Alltag, stellt sie fest. „Viele kommen nicht mehr, in anderen Fällen konnten weniger als sonst kommen. Man vermisst die festen Kontakte und die Möglichkeit, Erlebnisse zu teilen“, erklärt sie. Ein Training zu Hause, etwa mit eigenen Fitnessgeräten, könne das Gemeinschaftserlebnis kaum ersetzen.

Jetzt lesen

Schließlich sei jede Form der Bewegung gerade auch für Depressive und Angstpatienten von herausragender Bedeutung. „Das hilft genauso gut wie Medikamente“, verdeutlicht Barbara Bödefeld. Außerdem seien durch das regelmäßige Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes Mimik und Gestik verloren gegangen, es werde weniger gesprochen. „Soziale Kontakte pflegen gerade ältere Menschen vor allem im häuslichen Bereich“, betont die Psychotherapeutin.

Auswege von der „Autobahn“ gesucht

„Je mehr man an seine Ängste denkt, umso dichter ist das kognitive Netzwerk im Gehirn organisiert. Man surft wie auf einer Autobahn hin und her. Die guten Gefühle sind da wie ein Trampelpfad“, verdeutlicht Barbara Bödefeld. Doch wie soll man den finden?

Jetzt lesen

Viele gehen im Freien spazieren, etwa mit den in der Pandemie angeschafften Haustieren. „Ich finde das ganz gut“, sieht die Psychotherapeutin darin eine sinnvolle Beschäftigung in dieser Zeit. Gerade der durch die Einschränkungen entstehenden Aggression könne man auch auf andere Weise entgegenwirken. „Entspannung ist wichtig, zum Beispiel kann man mit Yoga oder autogenem Training anfangen“, schlägt sie vor. Jeder könne darüber hinaus neue Aktivitäten für sich entdecken, dabei müsse jeder für sich selbst entdecken, ob ihm Sport oder kreative Tätigkeiten wie Malen oder Basteln besser liegen.

„Wo habe ich Erfolgserlebnisse, was will ich alleine, mit Freunden oder der Familie machen?“, nennt Barbara Bödefeld zentrale Fragen.