
Der Immobilienmarkt ist in einem raschen Wandel begriffen. Wo zuletzt große Nachfrage herrschte, gibt es jetzt immer mehr Angebote, so Makler Jens Blume. Die Preise könnten bald sinken. © Archiv/Blume
Castrop-Rauxeler Makler Jens Blume: Hauspreise sinken, Eigentümer sind besorgt
Immobilien
1982 zahlte man 8,5 Prozent Immobilien-Zins, zuletzt war es nur noch 1 Prozent, jetzt aber wieder 3 Prozent. Der Markt reagiert: Es gibt viel mehr Angebote, aber viel weniger Käuferanfragen.
Wo man vor drei Monaten und einem halben Jahr mal 15, maximal 30 Angebote angezeigt bekam, hat sich der Markt heute, Ende Juli 2022, komplett gewandelt: Sucht man in Castrop-Rauxel nach einem Haus zum Kauf, beschert einem eines der ganz großen Immo-Internetportale 110 Angebote.
Lange sprachen Makler, Bankfachleute und Finanzierungsexperten in den vergangenen Jahren von einem einzigen großen Nachfragemarkt. Wenige Häuser wurden angeboten, wahnsinnig viele Menschen aber wollten kaufen. Eine Folge der seit Jahren so tiefen Zinsen, wie sie der deutsche Markt nach dem Zweiten Weltkrieg noch nicht erlebt hatte.
Zum Vergleich: Vor 40 Jahren, zu Beginn des Jahres 1982, mussten Bauherren für einen Kredit um die 8,5 Prozent an Zinsen zahlen. Und auch danach änderten sich die Zinsen nur sehr langsam. Das langjährige Mittel der Kreditzinsen lag zwischen 1982 und 2012 bei 5,03 Prozent, so weist es ein Blick ins Archiv aus.
Menschen sehnen sich nach dem Eigenheim
Erst danach sanken die Zinsen in den vergangenen 10 Jahren auf immer weitere Tiefststände, blieben zuletzt lange um die 1-Prozent-Marke hängen. Und brachten viele Menschen, die bis dahin mit maximal mittleren Einkommen ausgestattet waren, dazu, ebenfalls ein eigenes Haus kaufen zu wollen.
Wenn man für 400.000 Euro lediglich rund 800 Euro Zinsen und Tilgung zahlt, war das ein verständlicher Schritt. Heute aber, Mitte 2022, sind die Zinsen auf minimum 3 Prozent gestiegen, muss man für einen Beispielkredit für ein gerade in Obercastrop für 402.000 Euro angebotenes Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung bei 80.000 Euro Eigenkapital eine monatliche Belastung von fast 1600 Euro aufbringen.
Jetzt deutlich mehr Anfragen von Hausbesitzern
Der Ickerner Immobilienmakler Jens Blume bestätigt den daraus resultierenden Wandel im Markt: „Wir merken eindeutig, dass sich da etwa ändert. Wir haben deutlich mehr Anfragen von Hausbesitzern als noch vor einem Jahr.“ Angesichts der steigenden Zinsen, so Blumes Einschätzung, versuchten einige Eigentümer jetzt offenbar gerade noch auf den letzten Drücker, ihr Haus verkauft zu bekommen.
Dabei gehe auf Eigentümerseite wohl die Sorge um, dass die Hauspreise in der nächsten Zeit wieder deutlich sinken könnten. Denn Jens Blume und seine Mitarbeiter bekommen auch mit, dass es auf der anderen Seite „eine erhebliche Reduzierung der Käuferanfragen gibt“, so Blume. Weniger Kaufinteressenten also am Markt, dafür mehr Hausangebote.
Preise beginnen zum Teil schon zu fallen
Das führt bei einem funktionierenden Markt nach allen bekannten Regeln tatsächlich zu sinkenden Preisen, die von so manchem Immo-Experten längst prognostiziert werden. Die Preise gehen runter, sagt etwa einer, der es aus erster Hand weiß: Thomas Schroeter, Chef von ImmoScout24, einem der großen Online-Immobilienportale in Deutschland. „Wir sehen, dass tatsächlich die Preise zu fallen beginnen, das gilt insbesondere für die Metropolen“, sagt Schroeter.
In Castrop-Rauxel, so zeigt der Blick auf die aktuellen Immobilienpreise in seinem Portal, ist das allerdings noch nicht ablesbar. Selbst Ladenhüter-Immobilien, die schon seit Wochen oder Monaten dort zu finden sind, haben noch keine Preisabschläge bekommen. Eine echte Bruchbude etwa, die schon seit Jahresbeginn 2022 an den Mann oder die Frau gebracht werden soll, wird immer noch unverändert für 131.900 Euro angeboten.
Da sich Preis-Effekte aus den Großstädten aber in der Regel mit etwas Zeitverzögerung auch auf das Umland auswirken, könnte auch in Castrop-Rauxel eine Preis-Trendänderung am Immobilienmarkt nur noch eine Frage der Zeit sein.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
