
Der Klassiker der Eigenleistung: Tapezieren und Streichen gehören bei vielen Menschen zu den Arbeiten, bei denen man sich den Handwerker gern einspart. © picture alliance/dpa/dpa-tmn
Eigenleistung: Häuslebauer sollten sich beim Eigenheim-Bau nicht überschätzen
Immobilien
In Zeiten galoppierender Baupreise und Zinsen müssen viele künftige Hausbesitzer an allen Ecken sparen. Da hilft Eigenleistung. Aber Experten warnen vor zu großer Hoffnung. Einige Tipps.
Ohne ein Mindestmaß an Eigenkapital ist keine solide Baufinanzierung möglich. Auch Eigenleistungen können beim Darlehensabschluss als Eigenkapital gelten. Eigenleistung also statt teurer Handwerker, die aktuell ohnehin Mangelware sind. Aber geht diese Rechnung für Bauherren immer auf?
Viele Fachleute sind skeptisch, dass es sich wirklich lohnt, Hausbau- oder Sanierungs-Arbeiten anstelle von Fachfirmen zu übernehmen. Aber versierte und talentierte Heimwerker können mit Eigenleistungen durchaus den einen oder anderen Euro einsparen.
Am sinnvollsten kann man nach Empfehlung der Bausparkasse Schwäbisch Hall beim Hausbau da Eigenleistungen erbringen, wo es um Arbeiten mit einem hohen Lohnanteil und wenig Materialkosten geht. Dazu gehörten beispielsweise Maler- und Tapezierarbeiten oder das Verlegen von Teppichböden.
5 bis 10 Prozent der Darlehnssumme
Banken akzeptieren in der Regel übrigens bis zu 15 Prozent der Darlehenssumme als Eigenleistung – meist aber nicht mehr als 30.000 Euro. Als wirklich realistisch gilt ein Betrag zwischen 5 und 10 Prozent, um Eigenleistungen beim Hausbau geltend zu machen.
Das ganz große Geld lasse sich mit Eigenleistungen tatsächlich nicht sparen, sagt Klaus-Jürgen Edelhäuser von der Bayerischen Ingenieurkammer Bau der Nachrichtenagentur dpa. Das liege daran, dass die großen Kostenpunkte am Hausbau auf Arbeiten entfielen, die in der Regel Profis übernehmen müssen: Das gilt etwa für Arbeiten, die mit Elektrizität, Gas und Wasser oder mit dem Decken des Daches zu tun haben, was bei Eigenleistung auch lebensgefährlich enden könnte.
Ob Eigenleistungen am Ende zu nennenswerten Kostenersparnissen bei der Baufinanzierung führen, hängt stark vom individuellen handwerklichen Können, der zur Verfügung stehenden Zeit und dem Engagement des Bauherren und seines Umfeldes ab. Wer handwerklich geschickt ist, kann zwar viele Arbeiten übernehmen. Aber man sollte den Aufwand gegenrechnen, gerade wenn man beruflich und familiär stark eingespannt ist.
Urlaubskontingent ist schnell mal ausgeschöpft
Die Verbraucherzentrale NRW warnt zudem dringend davor, bei einer Finanzierung zu viel „Muskelhypothek“ dem Eigenkapital zuzurechnen. Denn nicht alle Arbeiten ließen sich in einem straffen Bauzeitenplan, in dem viele Gewerke ineinander greifen müssen, um Zeit und dadurch wieder Geld zu sparen, zwischendurch in Feierabend- und Samstagsarbeit erledigen.

Im Außenbereich können Bauherren gut Eigenleistung einbringen. Beim Rollrasen verlegen etwa. © picture alliance / dpa
Wenn dann irgendwann das Urlaubskontingent ausgeschöpft ist und im Laufe der Bauzeit vielleicht auch die Motivation im Freundes- und Verwandtenkreis nachlässt, könne dies laut Verbrauchertipp der Beginn ernsthafter Termin- und Geldprobleme sein. Um solche Risiken von vornherein möglichst auszuschalten, sollten man also auch bei den Eigenleistungen genügend Reserven einplanen, um unvorhergesehene Ausgaben und Schwierigkeiten meistern zu können.
Und, aufpassen: Unterstützen Helfer aus dem Familien- und Freundeskreis den Bauherren bei den Eigenleistungen auf der Baustelle, muss dieser sie und sich selbst versichern. „Denn Privatleute, die in eigener Sache auf ihrer Baustelle tätig sind, genießen keinen Schutz durch die gesetzliche Unfallversicherung“, schreibt der Verband Privater Bauherren. „Sie müssen sich selbst durch eine private Unfallversicherung oder eine freiwillige Versicherung bei der Berufsgenossenschaft absichern.“
Eigenleistung macht vielen Menschen aber auch Spaß
Das Geld ist allerdings nicht immer der einzige Grund, selbst Hand anzulegen. Vielen Bauherren macht es Freude, am Entstehen des eigenen Heims mitzuwirken. Und man kann sich vieles aneignen, sogar in Onlinekursen. Robert Raschke-Kremer, Trainer an der DIY Academy in Köln, rät daher, vor der Entscheidung für bestimmte Eigenleistungen auszuprobieren, was einem liegt.
Selbst wer handwerklich nicht so geschickt, aber körperlich fit ist, findet noch genügend Betätigungsfelder. Bei Renovierungen und Umbauten sind das zum Beispiel vorbereitende Arbeiten wie das Abreißen alter Tapeten und Fußbodenbelägen oder der Rückbau von Einbauten. Auch manche Fliesenarbeiten oder die Laminatverlegung kann man zum Teil gut in Eigenleistung erbringen.
Und Vorarbeiten für die Handwerker wie das Glätten von Wänden und Fußböden oder das Fräsen von Schlitzen für die Elektroleitungen können von Bauherren ebenfalls übernommen werden. Gut für Eigenleistung geeignet sind schließlich Außenanlagen: Das Anlegen von Garten, Terrasse, Wegen und Zäunen können viele Bauherrenfamilien in der Regel zu großen Teilen selbst erledigen.
Mit Material von dpa
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
