Immobilienmakler Michael Dschaak spürt die Folgen der steigenden Zinsen. Der Kreis der Menschen, die sich einen Hauskauf leisten können, wird deutlich kleiner.

Immobilienmakler Michael Dschaak spürt die Folgen der steigenden Zinsen. Der Kreis der Menschen, die sich einen Hauskauf leisten können, wird deutlich kleiner. © dpa/privat

Makler zu höheren Zinsen: Hauskauf wird für viele Menschen unmöglich

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Höhere Zinsen, steigende Baukosten: Es werden sich weniger den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen können. Das merkt man schon jetzt, sagt ein Makler aus Castrop-Rauxel.

Castrop-Rauxel

, 26.07.2022, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zinsen um 1 Prozent: Damit konnten es sich viele Menschen leisten, ein Haus oder eine Eigentumswohnung zu bauen oder zu kaufen. Die monatliche Rate entsprach oft einer Kaltmiete. Doch diese Zeiten sind vorbei.

Seit Monaten steigen die Darlehens-Zinsen wieder, haben inzwischen oft 3 Prozent schon überschritten. Die Leitzinserhöhung wird für weitere Steigerungen sorgen. „Es wird deutlich schwieriger werden, Interessenten für Immobilien zu finden“, sagt der Castrop-Rauxeler Immobilienkaufmann Michael Dschaak. 2 Prozentpunkte Unterschied: Das macht leicht ein paar Hundert Euro mehr im Monat aus.

Für Uwe Blase Immobilien in Castrop-Rauxel vermarktet Michael Dschaak viele Häuser und Wohnungen. „Der Markt war überhitzt“, sagt er. Nicht unbedingt wegen überhöhter Immobilienpreise, von denen bundesweit immer wieder mal Experten sprechen. Aber wegen der Nachfrage.

200 Anfragen für ein Reihenhaus waren bislang nicht selten

Kam ein Reihenhaus auf den Markt, waren 200 Anfragen nicht unüblich. Nach der Finanzierungsbestätigung des Geldinstituts, die der Immobilienmakler immer vor einer Besichtigung fordert, blieben dann noch etwa 60 Interessenten übrig. Michael Dschaak berichtet von Menschen, die seit drei bis fünf Jahren nach der richtigen Immobilie suchen und bisher nicht zum Zuge kamen.

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Das könnte sich ändern. „Die Nachfrage ist bereits gesunken“, sagt der Castrop-Rauxeler. Wer also Geld hat, und das ist offensichtlich bei vielen seiner Kunden der Fall, kann nun schneller einen Zuschlag bekommen. Seinen Beruf in der Krise sieht er nicht: Interessenten gebe es weiter genug. Jetzt sind es statt 60 eben 20. „Der Durst nach Immobilien ist noch nicht gelöscht.“

Unterscheiden muss man auch zwischen den Menschen, die das Haus, die Wohnung selber nutzen wollen, und denjenigen, die in den Zeiten von null Prozent Zinsen oder sogar Negativzinsen ihr Geld in Betongold investierten. Kapitalanleger, so Dschaak, werden jetzt genauer schauen, ob sich die Geldanlage hier noch rentiert. Bei Zinsen von 3 Prozent statt 1 Prozent ist es schnell vorbei mit der 4- bis 5-prozentigen Bruttorendite.

Eigenkapitalanteil wird deutlich größer werden

„Mit der Entwicklung des Zinsniveaus wird ein Immobilienkauf nicht mehr für jeden möglich“, sagt Michael Dschaak. Konnten zu Zeiten niedrigster Zinsen Immobilien zu 110 Prozent finanziert werden, das heißt inklusive der Nebenkosten, steigt jetzt wieder die Bedeutung des Eigenanteils. „Er wird deutlich größer werden“, sagt er. Und diese Summe muss beispielsweise eine junge Familie, die ihr erstes eigenes Heim will, erst einmal aufbringen.

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Wie sich die Zinsen weiter entwickeln werden, das sei ein Blick in die Glaskugel. 3,5 Prozent, so sagt Michael Dschaak, seien historisch gesehen immer noch niedrig. In den 1980er- und 90er-Jahren konnten es auch schon mal 8 oder 9 Prozent Darlehens-Zinsen sein.

So weit wird es nicht wieder kommen, da ist sich Dschaak sicher. Unklar sei auf der anderen Seite auch, ob die Preise für Immobilien fallen werden, weil die Nachfrage sinkt. Selbst wenn: Auf der anderen Seite machen steigende Kosten für Rohstoffe und Handwerker auch einen Hausbau oder Kauf mit Modernisierung immer teurer.

Nachfinanzierung kann in einigen Jahren zum Problem werden

Probleme sieht Michael Dschaak erst in ein paar Jahren. Dann werden viele Hausbesitzer ihre Nachfinanzierung klären müssen. Er berichtet von einem Kunden, der seine Eigentumswohnung, die er als Kapitalanlage gekauft hatte, jetzt veräußert hat, um damit die weitere Finanzierung des eigengenutzten Hauses zu erleichtern. Noch sei dieser Fall eine Ausnahme.

Vor zehn Jahren waren die Zinsen ähnlich hoch, die monatliche Belastung wird also bei einer Nachfinanzierung nicht merkbar steigen. Aber in fünf Jahren kann das deutlich anders sein.

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