
© Anne Eckrodt
Kitas im Pandemiebetrieb: Betreuungsquote gestiegen – und wer muss zahlen?
Coronavirus
Die Kindergärten in Castrop-Rauxel sind in den vergangenen Wochen voller geworden. Trotz des Aufrufes an Eltern, ihre Kinder wegen des Coronavirus möglichst nicht zu bringen. Aber wer muss zahlen?
Familien in Castrop-Rauxel sind weiterhin unter Druck: Der Lockdown in der Corona-Pandemie dauert an. Eltern arbeiten zum Teil zu Hause, Kinder sind nicht in der Schule – und in den Kindergärten sollen sie eigentlich auch nicht sein. Dort herrscht seit kurz vor Weihnachten und auch nach dem Ende der Weihnachtsferien noch ein eingeschränkter Pandemiebetrieb.
Der bedeutet: Eltern können ihre Kinder bringen, aber die Einrichtungen bitten darum, sie draußen zu lassen. Man will weniger Kinder in den Räumen haben, um eine große Ansteckungswelle mit dem Coronavirus zu vermeiden. So will man es auch schaffen, die Erzieherinnen zu schützen.
Doch die Bereitschaft der Eltern sinkt: Nach Angaben der Stadtverwaltung ist die Betreuungsquote Mitte Februar in Castrop-Rauxel auf um 50 Prozent gestiegen. Bürgermeister Rajko Kravanja bestätigte das Ende der vergangenen Woche in einem Gespräch mit unserer Redaktion.
Kinderquote in etwa verdoppelt
Vor Weihnachten und kurz nach den Winterferien habe sie noch bei 25 bis 30 Prozent gelegen. Genau auf dem Niveau, das andere Bundesländer mit einer Notbetriebs-Regelung erreichen. „Das hatte den gleichen Effekt“, so Bürgermeister Kravanja. Notbetrieb hatte es im Frühsommer 2020 in Castrop-Rauxel gegeben: In der ersten Welle des Coronavirus mussten Eltern Bestätigungen des Arbeitgebers vorlegen, in denen sie nachwiesen, dass sie in einem systemrelevanten Beruf arbeiten.
Damals wurden die Kita-Gebühren zwei Monate lang erlassen. In Castrop-Rauxel decken Elternbeiträge nach Angaben der Stadtverwaltung rund 14 Prozent der Kosten, die in den Kindertagesstätten anfallen. Dazu gab es einen eiligen politischen Beschluss der Fraktionen in Castrop-Rauxel, der an die hälftige Erstattung durch das Land NRW gekoppelt war.
„Sollte das Land wieder eine gleiche Regelung fällen“, so Rajko Kravanja am Donnerstag (11.2.), „dann stimmt der Stadtrat dem Erlass für die Eltern künftig automatisch zu. Sonst müssten wir immer erst mit dieser Frage in den Rat und Dringlichkeitsentscheidungen fällen.“
Man schaue sich die Belegungszahlen genau an, erklärte Kravanja: „Die Position des Landes könnte inzwischen sein: Warum sollen wir Gebühren erlassen, wenn die Hälfte der Eltern die Betreuung in Anspruch nimmt? Wir warten auf eine baldige Entscheidung aus Düsseldorf für Februar.“
Mutation in Dortmunder Kitas aufgetreten
Wer Gebühren bezahlt, wird vermutlich auch eine Leistung in Anspruch nehmen wollen. Auf der anderen Seite wollen viele Eltern das Risiko einer Corona-Infektion nicht eingehen. Kitas gelten als Einrichtungen, in denen sich Viren schnell ausbreiten. In Dortmunder Kindergärten prüft man aktuell die Gefahr der Verbreitung der als noch infektiöser geltenden Virus-Mutation B.1.1.7 aus England.
Der eingeschränkte Pandemiebetrieb gilt auch in dieser Woche noch. Was danach kommt, ist noch unklar. Nach einem Bericht des WDR führt das Landes-Familienministerium derzeit Gespräche mit allen Akteuren. Bis Freitag gab es demnach noch keine Entscheidung. Die SPD im Land fordert, dass die Gebühren landesseitig für die gesamte Dauer der Corona-Pandemie ausgesetzt werden.
Beiträge bis zu 650 Euro im Monat
Die monatlich zu zahlenden Elternbeiträge sind in Einkommensgruppen gestaffelt. Sie liegen zwischen 0 Euro bei Einkommen unter 20.000 Euro im Jahr bis 650 Euro (Kind U2, 45 Stunden Betreuungszeit, Familieneinkommen über 125.000 Euro). Sie werden nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Beitragspflichtigen erhoben. Seit diesem Kindergartenjahr wird für Kinder, die bis zum 30. September das vierte Lebensjahr vollendet haben, bis zur Einschulung der Elternbeitrag generell erlassen. Auch Geschwisterkinder sind gebührenfrei.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
