Corona-Inzidenz im Kreis Recklinghausen erstmals seit Oktober unter 100
Coronavirus
Die 7-Tage-Inzidenz im Kreis Recklinghausen ist erstmals seit einem Vierteljahr unter den Wert von 100 gesunken. Unsere Grafik zeigt den Verlauf. Und es gibt weitere Auswertungen zum Januar.
Es war Anfang April, als die erste Welle der Corona-Pandemie ihren Höhepunkt erreichte: Damals erreichte die Inzidenz, also die neu gemeldeten Infektionen innerhalb von sieben Tagen je 100.000 Einwohner, den Wert 34,5. Die Erfahrungen waren noch nicht allzu groß. Die Gesundheitsämter investierten viel Zeit in die Nachverfolgung der Kontakte eines jeden Infizierten.
So und mithilfe eines ersten harten Lockdowns (Schulen, Kitas, Geschäfte, Gastronomie, Kulturbetriebe, Veranstaltungen waren geschlossen oder untersagt) gelang es, die erste Welle bis Ende Mai zu bremsen. Die Zahl der Neuinfektionen sank über den Sommer auf heute kaum zu glaubende Werte: Die Inzidenz lag im Mai und Juni an einigen Tagen bei um 2.
Erst Ende Juni stieg der Wert kurz auf 9,6, weil es einzelne Hotspots im Kreis gab. Im Juli wuchs der Wert auf 10, Mitte August sogar auf 16, ging dann aber bis Mitte September wieder auf unter 10 zurück. Der verhältnismäßig sorglose Corona-Sommer konnte auch wieder kleinere, allerdings arg eingeschränkte und von strengen Hygieneauflagen flankierte Veranstaltungen bringen.
Erst Anfang Oktober wuchsen die Zahlen auf mehr als 35 und mehr als 50. Am 22.10. lag der Wert erstmals bei über 100, dann stieg er rapide weiter bis zum 1.11. auf 241. Jeden Tag gab es neue Höchststände. Der „leichte Lockdown“ sollte die Zahlen senken, aber sie blieben bis Mitte Dezember gerade mal konstant, ehe sie zu Weihnachten stark anzogen, der zweite harte Lockdown verhängt wurde und am 24.12. mit 271,6 der historische Spitzenwert erreicht wurde.
Die Melde-Delle durch die Feiertage führte zu einem Rückgang der Inzidenz. Am 10. Januar waren wir bei wieder relativ validen 237. Seither geht die Inzidenz kontinuierlich zurück und fiel Anfang Februar erstmals wieder unter 100.
Warum der Zielwert bei unter 50 liegt
Der Zielwert jedoch ist weiterhin ein anderer: Die Gesundheitsämter sollen in die Lage versetzt werden, wieder alle direkten Kontaktpersonen einer infizierten Person ersten Grades konkret nachzuvollziehen, sie proaktiv anzurufen und Quarantäne anzuordnen, damit sie möglichst keine weiteren Personen anstecken. Gerade mit Blick auf die hochinfektiösen mutierten Varianten wie die britische B.1.1.7 und andere Sars-CoV-2-Mutanten erscheint die Notwendigkeit aktuell noch höher als bislang.
Dazu braucht es nach den Berechnungen in den Ämtern einen Inzidenzwert unter 50. Es könnte sein, dass bei der Konferenz von Bundeskanzleramt und Ministerpräsidenten am Mittwoch (10.2.) Werte von U35, U20 und U10 als Zielwerte formuliert werden. In einem bisher durchgesickerten Papier gibt es drei Lockerungsstufen für den Lockdown, die sich an diesen drei niedrigen Inzidenzen (gemessen jeweils an sieben Tage in Folge) bemessen könnten.
Details zum Corona-Monat Januar 2021
- Zwei Drittel der Menschen im Kreis Recklinghausen, die im Januar mit dem Coronavirus infiziert waren und das durch einen Positiv-PCR-Test bestätigt bekamen, entwickelten nach Angaben des Kreises Recklinghausen Symptome von Covid-19. Das andere Drittel war symptomfrei, wurde aber dennoch positiv getestet. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, die fünf- oder zehnmal über der Zahl der positiv Getesteten liegt.
- 14 Prozent der Menschen, die im Januar positiv getestet wurden, erkrankten gemäß den Kreis-Zahlen so schwer an Covid-19, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten oder müssen.
- Zurzeit werden 176 Menschen mit Covid-19 in den Kliniken des Kreises Recklinghausen stationär behandelt. 26 Personen mit Covid-19 liegen auf Intensivstationen.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
