Nia Hosse (7) aus Frohlinde: Das Kind wurde 2020 in die Lindenschule eingeschult. Aber in die OGS geht Nia zurzeit nicht. Ihre Eltern haben nun die Beitragszahlung eigenmächtig eingestellt.

© Famile Hosse

Eltern-Beiträge: Viele danken Familie Hosse, andere starten eine Petition

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Die Kommentare sind eindeutig: Richtig so! Menschen in Castrop-Rauxel unterstützen Familie Hosse aus Frohlinde. Sie hatte als erste öffentlich gemacht, dass sie ihren OGS-Beitrag zurzeit einbehält.

Castrop-Rauxel

, 22.04.2021, 14:10 Uhr / Lesedauer: 2 min

Sie zahlt einfach keine Gebühren mehr für die Betreuung ihrer Tochter Nia (7) in der Offenen Ganztagsschule – weil sie auch keine der Leistungen in Anspruch nimmt: Familie Hosse aus Frohlinde hat die Nase voll, 135 Euro im Monat für eine Betreuung und ein Essen zu bezahlen, die sie aufgrund der Corona-Pandemie nicht nutzen.

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Damit ist die Familie aus dem Castrop-Rauxeler Stadtteil Frohlinde offenbar nicht die einzige in der Europastadt. Aber sie war die erste, die diesen Schritt an die große Glocke gehängt hat. Einen Facebook-Beitrag von Bürgermeister Rajko Kravanja vor knapp einer Woche kommentierten Benjamin und Carina Hosse damit, dass sie ihre Beitragszahlung einstellen würden.

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Das untermauerten sie mit E-Mails an den Bürgermeister. Der bedauerte das Problem, das viele Familien mit Kindern in Kitas oder Ganztagsschulen derzeit gemeinsam haben. Aber er ließ auch mitteilen, dass er es leider nicht ändern könne. Nur wenn das Land NRW die Beiträge erlasse, so Kravanja, übernehme die Stadt den anderen halben Anteil.

Der bisher am häufigsten bei Facebook geäußerte Kommentar auf das Vorgehen der Hosses lautet „Richtig so!“ Nach Informationen unserer Redaktion gibt es weitere Familien, die keine Beiträge mehr zahlen, weil ihre Kinder nicht in die Betreuungen gehen. Angemahnt habe die Stadt diese Zahlungen bisher auch nach zwei Monaten nicht.

Unser Redaktion hat beim Land NRW und bei der Bezirksregierung angefragt: Warum werden Gebühren weiter erhoben? Könnte die Stadt ausscheren und die Gebühren für die Eltern übernehmen, auch wenn sie im Stärkungspakt ist? Bisher erhielten wir noch keine Antworten.

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Interessante Hinweise ergab ein Blick in die Nachbarschaft: In Haltern am See läuft ganz frisch eine Petition. Alexandra Sorg-Lionti und Laura Burrichter wünschen sich dort eine Erstattung und Anpassung der Elternbeiträge für Kitas und OGS-Betreuung. Die Petition läuft online und hat (Stand 22.4, 12.30 Uhr) 465 Unterschriften. Die Stadt befindet sich wie Castrop-Rauxel im Stärkungspakt Stadtfinanzen und erhebt weiterhin die Beiträge.

Unfair erscheint das auch vor dem Hintergrund, dass es Kommunen gibt, die überhaupt keine Beiträge für Kindertagesstätten erheben. Das bekannteste Beispiel ist die Landeshauptstadt Düsseldorf.

„Das ist schon dreist.“

„Ich arbeite 30 Stunden, mein Mann Vollzeit...“, sagt Carina Hosse, die Mama von Nia (7). „Ich bin fast durchgehend seit März 2020 zu Hause. Mein Chef weiß natürlich um meine Situation und ist Gott sei Dank sehr kulant. Ich möchte mein Kind in der aktuellen Situation nicht unnötig abgeben, wenn es nicht den normalen Unterricht betrifft. Aber dafür so gar kein Entgegenkommen... Das ist schon dreist.“

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