
Sarah und Michael Weyhenmeyer empfanden die Hellweg-Sperrung als Segen. © Lydia Heuser
Idylle für Castrop-Rauxeler Familie wieder vorbei: „Viele geben Knallgas“
Hellweg-Sperrung
Zweieinhalb Wochen war der Hellweg in Castrop-Rauxel gesperrt. Für eine Familie, die unmittelbar an der Straße lebt, war die Sperrung ein Segen. Sie hat Vorschläge, wie es weitergehen könnte.
Es ist laut am Montagnachmittag im Garten der Weyhenmeyers. Ein Auto nach dem anderen rauscht und holpert am Haus der Familie vorbei. Sie kommen von Merklinde oder aus Richtung Schwerin.
Zwischendrin: Ruhe, Vögel zwitschern. Eine echte Idylle. „Das ist bei uns wie im Urlaub, haben unsere Freunde gesagt“, meint Sarah Weyhenmeyer (35). Das war zur Zeit der Sperrung, da war die Ruhe für zweieinhalb Wochen der Normalzustand. „Wir konnten bei offenem Fenster schlafen“, sagt Michael Weyhenmeyer (44).
Die Stadt hatte die Straße, die oberhalb des Grundstücks der Familie lang führt, zu Testzwecken gesperrt. Mit Betonklötzen wurde das Waldstück zwischen Erlenweg und Unterspredey für Autos und Lkw unpassierbar gemacht.
Seit 13.6. ist es vorbei mit der Idylle
Familie Weyhenmeyer lebt seit hundert Jahren am Hellweg. Sarah (35) ist hier aufgewachsen. Sie hat ihre eigene Familie gegründet – mit ihrem Mann Michael (44) ist sie nach einem Zwischenstopp in Essen zu ihren Wurzeln zurückgekehrt. Zusammen leben sie nun mit ihrem drei Jahre alten Sohn in einem Haus mit Garten.

Das Waldstück am Hellweg lädt Autofahrer zum Beschleunigen ein. Bis 13. Juni war es gesperrt. © Lydia Heuser
Die Sperrung hat die Familie als Segen empfunden. Seit dem 13.6. ist es vorbei mit der Idylle. „Nach drei Tagen hatten die meisten Autofahrer wieder die Strecke entlang des Hellwegs verinnerlicht“, sagt der 44-Jährige nun. Von Tag zu Tag sei es lauter im Garten der Familie geworden. Und die Abgase stören sie zusätzlich.
„Optisch fährt man in einen Waldweg“, weiß Michael Weyhenmeyer. Das, so vermutet er, ist wohl auch der Grund, warum die Autofahrer auf Höhe des Hauses beschleunigen. Eigentlich gilt dort Tempo 50, aus einer 30er-Zone kommend – daran halten sich aber wohl die wenigsten Verkehrsteilnehmer.
„Hier sollte mal geblitzt werden. Es gibt viele, die hier Knallgas geben“, sagt der Familienvater. Das Ehepaar bilanziert, dass eine dauerhafte Sperrung gut wäre. Denn so leide der ganze Hellweg.
„Der Witz ist doch, dass es eine andere Straße gibt“, sagt Michael Weyhenmeyer. Er meint den Neuen Hellweg. Dort sind sogar 70 km/h erlaubt. Er selbst hat den Test gemacht und sagt: „Ich brauche eine Minute länger, wenn ich zu meinem Stamm-Edeka auf Schwerin will.“
Sarah nimmt an, dass die meisten Leute den Weg entlang der 30er-Zone aus Gewohnheit nutzen. Selten seien es Anwohner, vielmehr Durchgangsverkehr; das erkenne sie an den Nummernschildern.
Sperrung wäre wünschenswert
Das Ehepaar hofft, dass der Test der Stadt und die Auswertung zu einem klaren Ergebnis führen: „Am Ende wäre eine Sperrung wünschenswert“, sagt Michael. Er weiß aber auch, dass dafür die Verkehrsführung zum Neuen Hellweg angepasst werden müsste. Die Linksabbiegersituation an der Soda-Brücke müsste „verkehrlich optimiert“ werden, so hat er selbst es in einer Mail an den EUV formuliert.
Wie der EUV zu Beginn der Sperrung auf Anfrage der Redaktion mitteilte, werden Anregungen wie die von Familien Weyhenmeyer in den Prozess einfließen. Denn Achim Waldert und sein Team der Verkehrsabteilung wollen die Daten der Verkehrszählung auswerten und der Politik Vorschläge machen, wie man den Pendlerstrom drosseln kann.
Die Weyhenmeyers finden, dass man den Weg unattraktiver für den motorisierten Verkehr machen müsste, wenn es schon keine Sperrung gäbe. Umleitungsbeschilderungen, um Irrfahrten durch den Erlenweg zu vermeiden, sind ein Vorschlag, oder: ein Zebrastreifen vor der „Stadtvillensiedlung“, um den Verkehr zu verlangsamen und einen sicheren Fußgängerüberweg zu schaffen.
Bis die Daten ausgewertet, der Politik Vorschläge gemacht und diese sich dann geeinigt haben werden, muss das Ehepaar weiterhin mit geschlossenem Fenster schlafen.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
