
Ulrich Gerdesmeyer ist der neue Schulleiter der Fridtjof-Nansen-Realschule. © Ronny von Wangenheim
Castrop-Rauxeler Realschule hat neuen Chef: „Wir sind die goldene Mitte“
Fridtjof-Nansen-Realschule
Die Fridtjof-Nansen-Realschule hat einen neuen Schulleiter. Ulrich Gerdesmeyer will das Wir-Gefühl stärken – und die Schule in der Stadt präsenter machen.
Ulrich Gerdesmeyer ist der neue Schulleiter an der Fridtjof-Nansen-Realschule (FNR) in Castrop-Rauxel. Bis zu seiner offiziellen Einführung am 19. September vergeht noch etwas Zeit. Im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt er aber schon mal, wie seine ersten Eindrücke von der FNR sind und nennt erste Ziele. Er sagt: „Ich bin ein vehementer Verfechter der Realschule.“
Doch zuerst die wichtigsten Fakten: Ulrich Gerdesmeyer ist 56 Jahre alt, lebt mit seiner Familie in Dortmund-Bodelschwingh. Von den vier Kindern gehen zwei zur Schule, zwei studieren bereits. Mathematik und Sport sind seine zwei Hauptfächer, die er aber als Schulleiter nicht häufig unterrichten kann. Sport, im speziellen Triathlon, zählt er auch als Hobby auf. 19 Jahre lang war er stellvertretender Schulleiter der Theodor-Heuss-Realschule in Dortmund-Eving.
Castrop-Rauxel ist ihm nicht fremd. Und die FNR auch nicht. „Eingekauft habe ich eher in Castrop-Rauxel als in Dortmund“, sagt Ulrich Gerdesmeyer. Es ist näher an seinem Zuhause und die richtigen Geschäfte findet er hier auch. Die FNR hat er kennengelernt, als er vor mehr als einem Jahr als Vorsitzender einer Prüfungskommission in das Gebäude an der Langen Straße kam.
Ulrich Gerdesmeyer: Eine tolle Schule mit einem tollen Ruf
„Die Schule wirkte sehr sauber, die Schüler kamen mir sehr freundlich entgegen, die Lehrer auch“, erzählt er. „Eine tolle Schule mit einem guten Ruf“, daran habe er sich erinnert, als er die Stellenausschreibung sah. Und das habe ihn bewogen, sich auf die Schulleiterstelle zu bewerben. Und jetzt nach den ersten Tagen? „Mein Eindruck hat sich mehr als bestätigt“, sagt Gerdesmeyer, „ich fühle mich sauwohl“. Ein Lob hat er für seinen Vorgänger Alfred Horn: „Er hat gut vorgearbeitet.“
So etwas wie ein Wir-Gefühl hat sich bei ihm offensichtlich schon gebildet. Das Wir-Gefühl will er auch bei Schülern und Lehrern weiter stärken. Schüler sollen mit Stolz sagen „Das ist meine Schule“ – so wünscht es sich der Pädagoge.

An der Realschule entsteht ein neuer Schultrakt: Hier werden etwa acht Schulräume inklusive Technikraum untergebracht. Der alte Mitteltrakt wird später abgerissen. © Tobias Weckenbrock
Veranstaltungen wie die Sportwoche, die vom 13. bis 17. September an der FNR läuft und in einem großen Trixitt-Sport-Event mündet, sind für ihn gute Bausteine. Generell möchte er der Realschule in Castrop-Rauxel mehr Öffentlichkeit verschaffen. Wenn der Neubau fertig wird, kann das ein neuer Anlass sein.
Digitalisierung ist ein wichtiges Thema für die Zukunft
Spezielle neue Ziele nennt er in dem Gespräch so kurz nach Schulbeginn noch nicht. Ein gut funktionierendes System müsse man nicht ändern, sagt er, „eher Bestehendes verfeinern“. Aber klar gibt es generelle Themen. Digitalisierung ist eines: White Boards kann man an der FNR noch nicht finden. Lehrer nutzen Beamer und Laptops, die rund 750 Schüler aber noch nicht, so berichtet er. Das sei ein Ziel, eine Ziellinie gebe es aber noch nicht.
Ausführlicher wird er, wenn es um die Schulform Realschule geht. Für ihn sei das perfekte Schulsystem das klassische mit Hauptschule, Realschule, Gymnasium und der Gesamtschule als Ergänzung. Das sagt er, wohl wissend, dass die FNR vor zehn Jahren einen erfolgreichen Bürgerentscheid für ihren Erhalt brauchte.
„Ab der sechsten Klasse zeigt sich durch die Versetzungen, ob Schüler hier richtig aufgehoben sind, rechtzeitiger und regelmäßiger als bei Gesamt- oder Sekundarschüler“, sagt er. Mit der Option nach der zehnten Klasse auf eine Gesamtschule oder das Gymnasium zu wechseln und das Abitur zu machen oder abzugehen und eine Ausbildung zu beginnen, bediene die Realschule mehrere Bereiche.
Der Realschule als goldene Mitte fehlt die Hauptschule
„Die goldene Mitte, das sind wir“, sagt er. Obwohl: Für die Mitte fehle die Hautschule. Dass es sie in Castrop-Rauxel nicht mehr gebe, stelle die Realschule vor Probleme, so Ulrich Gerdesmeyer. Er nennt ein Beispiel. Neun Schüler mussten nach der Erprobungsphase, die nach der sechsten Klasse und maximal drei Jahren endet, die FNR verlassen. „Aber wohin?“, fragt er. Die Gesamtschulen seien voll.
Bei acht Schülern habe es nach längerem Austausch geklappt. „Ein Schüler wartet immer noch auf einen Anruf und schwebt im luftleeren Raum“, sagt er am Donnerstag (18.8.) und berichtet von Kontakten über Regierungsbezirksgrenzen hinweg nach Bochum und Dortmund.
Generell gebe es zu volle Klassen. „In Castrop-Rauxel fehlen noch ein bis zwei Züge“, sagt Ulrich Gerdesmeyer. Man brauche einen Puffer. Zu schnell würden Klassen voller, als es der Richtwert von 27 bis 29 Schülern empfehle. Zwei Beispiele: Im achten Jahrgang an der FNR seien es 32/33, an den sechsten Klassen auch schon über 30. Das Problem dürfte sich verschärfen. Jahr für Jahr steigen die Schulanmeldungen sowohl an den Grundschulen wie an den weiterführenden Schulen in der Stadt.