Das Wildgehege in Deininghausen wurde gerettet, weil sich 2004 eine Bürgerinitiative dafür stark machte. Marianne Scheer ist bis heute aktiv im Grutholz. Christel Speer hingegen kämpfte erfolgreich für den Erhalt der Realschule.

Das Wildgehege in Deininghausen wurde gerettet, weil sich 2004 eine Bürgerinitiative dafür stark machte. Marianne Scheer ist bis heute aktiv im Grutholz. Christel Speer hingegen kämpfte erfolgreich für den Erhalt der Realschule. © Tobias Weckenbrock

Zwei Castrop-Rauxeler Retterinnen: Das sind No-Gos für Bürgerinitiativen

rnIm Interview

Marianne Scheer und Christel Sperz stehen für Erfolg. Wenn sie nicht wären, gäbe es heute vermutlich weder die Realschule noch das Wildgehege in Castrop-Rauxel. Es gebe ein problematisches No-Go.

Castrop-Rauxel

, 22.07.2022, 04:55 Uhr

Eine Realschule in Castrop-Rauxel: Das ist eine Selbstverständlichkeit. Aber es gab eine Zeit, da schien so gut wie sicher, dass sie geschlossen wird. Eine Sekundarschule sollte sie ersetzen. Annette Korte, Gaby Lindner, Gisela Cornely, Carola Leuchtmann, Edda Koch, Anke Ratajczak und Christel Sperz kämpften dagegen an. Sie schafften es 2012/13, mit einem Bürgerentscheid die FNR zu retten.

Ein Wildgehege im Grutholz: 1969, als die Siedlung Deininghausen errichtet war, wurde es im größten stadtnahen Erholungsgebiet eröffnet. Vier Hektar groß war es und hatte zu Anfang zehn Tiere (Damwild). 2004 drohte das Aus: Die Stadt wollte Wald verkaufen. Ein Bürgerbegehren erbrachte 7751 Unterschriften. Im Juli 2004 stimmte der Rat der Stadt einstimmig für den Fortbestand des Geheges. Drei Frauen, Barbara Luther und Heike Kastel darunter, kämpften an der Spitze. Eine, die bis 2022 an der Spitze geblieben ist: Marianne Scheer.

Sperz und Scheer, Vorkämpferinnen für etwas, das heute als Schatz für Castrop-Rauxel gilt. Die Realschule hat Jahr für Jahr um 100 Anmeldungen für den Fünfer-Jahrgang und nimmt auch in den höheren Jahrgängen immer wieder Dutzende Kinder vor allem von den Gymnasien auf. Sozialdezernentin Regina Kleff bezeichnete sie kürzlich als elementaren Bestandteil der Schullandschaft.

Kinder lieben die „Rehe“ im Grutholz

An wenigen öffentlichen Orten kann man Tieren so nah kommen wie im auch landschaftlich reizvollen Grutholz. Immer wieder sind Schulklassen, Kita-Gruppen und Familien hier, um die „Rehe“ zu füttern: Es sind zwar Hirsche und Damwild, aber die Tiere werden von Tausenden geliebt.

Wie gelingt es, eine Bürgerinitiative erfolgreich zu führen? Diese Frage stellten wir uns vor dem Hintergrund der neuen Kämpfe gegen die Ecosoil-Ansiedlung in Merklinde und vor allem um die Hallenbadwiese. Soll dort ein Super-Spielplatz entstehen und wenn ja: Wie soll er aussehen?

Christel Sperz, eine der Initiatorinnen des Bürgerbegehrens "Rettet die FNR", bei der symbolischen Abgabe ihrer Unterschrift im Jahr 2000.

Christel Sperz, eine der Initiatorinnen des Bürgerbegehrens "Rettet die FNR", bei der symbolischen Abgabe ihrer Unterschrift im Jahr 2000. © Michael Fritsch (2000)

Marianne Scheer und Christel Sperz sagen, man müsse Mitstreiter suchen, möglichst fleißige, aber auch möglichst viele. Leute für Unterschriftensammlungen zum Beispiel. Scheer sagt, dass sie 2004 besonders auf Leserbriefe gesetzt habe: Die Zeitungen waren zu dieser Zeit voll von Zuschriften, die die Bedeutung des Wildgeheges unterstrichen. „Wir waren authentisch und alle zu 100 Prozent davon überzeugt, dass wir es brauchen“, sagt Marianne Scheer.

Persönliche Ziele dürfen nicht im Vordergrund stehen

„Es darf nie um persönliche Dinge gehen“, ergänzt Christel Sperz im großen Sommer-Interview. Wenn einer versuche, über eine BI persönliche Dinge durchzusetzen, funktioniere es nicht. „Man braucht Mut, Durchhaltevermögen und Mitstreiter. Alleine reißt man gar nix.“

Die BI „Rettet die Hallenbadwiese“ hat derzeit den Ruf, aus Anwohnern zu bestehen, die einen großen Spielplatz in der Nachbarschaft verhindern wollen. Dagegen wehren sich ihre Vertreter allerdings. Sie verweisen u.a. auf den Naturschutz.