Chats, Social Media, Spiele. Smartphones haben viele Funktionen und sind für manche Teenager das höchste Gut. Es während des Unterrichts zu benutzen, ist aber an allen Castrop-Rauxeler Schulen verboten – außer es wurde vorübergehend für einen konkreten Zweck erlaubt. Für die Pausenzeiten gelten an den Schulen allerdings unterschiedliche Regeln. Wir haben mit Schulleitern in der Europastadt über die verschiedenen Regeln und ihre Erfahrungen damit gesprochen.
An der Willy-Brandt-Gesamtschule (WBG) von Schulleiter Michael Krimpmann dürfen Schüler ihre Handys in den Pausen benutzen. Ausnahmen gelten in den „handyfreien Bereichen“. Dazu gehören die Mensa, das Treppenhaus, die Turnhalle und die Toiletten. Diese Bereiche sind mit Verbotsschildern gekennzeichnet. Bei wiederholten Verstößen wird das Handy eingezogen.

WBG erlaubt Handys in Pausen
Diese Regeln seien das Ergebnis eines langen Prozesses, sagt Krimpmann. „Das ist ein wichtiges Thema, für das wir viel Zeit investiert und Aufwand betrieben haben.“ Vor der Entscheidung der Schulkonferenz habe sich eine Gruppe mit Eltern- und Schülerbeteiligung intensiv damit beschäftigt. Lehrer, Eltern und Schüler wurden befragt. Dass der Bewegungsgrad der Schüler in den Pausen durch Smartphones abgenommen habe, habe Krimpmann bisher nicht beobachtet, auch wenn manche Schüler häufiger auf ihr Handy schauen.
Viele Eltern hätten laut Krimpmann tendenziell ein strengeres Verfahren befürwortet. Manche Schüler würden ihr Handy hingegen am liebsten verwenden dürfen, wann sie wollen. „Eine knappe Mehrheit der Schüler ist aber einsichtig. Sie verstehen, dass wir Regeln brauchen, weil sie sonst nicht vernünftig lernen können.“ Im Kollegium gebe es verschiedene Meinungen. Es gebe auch Lehrer, die gern strengere Regeln hätten. Die WBG werde das Vorgehen evaluieren, um zu sehen, wie die Regeln funktionieren. Zurzeit gebe es kaum Kritik.
Auch am Berufskolleg Castrop-Rauxel ist die Handynutzung außerhalb des Unterrichts generell erlaubt, wie die stellvertretende Schulleiterin Diana Kramer bestätigt. Es dürfen aber keine Fotos, Videos und Tonaufnahmen aufgenommen werden, ohne vorher bei den Betroffenen um Erlaubnis gefragt zu haben.
Strenge Verbote an Gymnasien
Am Ernst-Barlach-Gymnasium (EBG) sehen die Regeln anders aus. In den Pausen müssen die Handys in den Taschen bleiben, sonst werden sie eingezogen. Obendrein wird der Regelverstoß vermerkt und den Eltern mitgeteilt. Wer einen Anruf tätigen möchte, muss dafür das Sekretariat aufsuchen. „Wir nehmen eine große Akzeptanz in der Elternschaft wahr“, sagt Silja Senge, stellvertretende Schulleiterin.
Während unseres Gesprächs wirft Senge einen Blick über den Pausenhof. „Viele haben sich etwas ausgeliehen, spielen Tischtennis und andere Spiele“, beobachtet sie. Zu Hause und im Unterricht hätten viele Schüler ohnehin schon genug Bildschirmzeit. Während der Schulstunden werden die digitalen Geräte verwendet, die das Gymnasium seinen Schülern zur Verfügung stellt.

Das Adalbert-Stifter-Gymnasium (ASG) ist während der Unterrichtszeit inklusive der Pausen ebenfalls eine handyfreie Zone. Das hat die Schulkonferenz im vergangenen Schuljahr beschlossen. Das bedeutet laut Schulleiter Joachim Höck, dass die Smartphones morgens vor dem Betreten des Schulgebäudes ausgeschaltet und in die Tasche gepackt werden. Oberstufenschüler dürfen ihre Geräte während der großen Pausen auf dem Oberstufenhof nutzen.
Als Gründe für die Regeln nennt Höck einerseits die „Stärkung der persönlichen Kommunikation“ zwischen den Schülern. Andererseits entstünden durch die Regeln „digitale Pausen“ zwischen den Unterrichtsstunden, während denen inzwischen überwiegend am Tablet gearbeitet werde. Außerdem könnten die Regeln auch dazu beitragen, missbräuchliche Mediennutzung einzudämmen. Dazu zählt Höck Mobbing, verletzende Posts, Film- und Tonaufnahmen. Die Eltern und Lehrer seien „sehr dafür gewesen“, diese Regeln einzuführen. Die Schüler seien „nachvollziehbarerweise“ etwas zurückhaltender und kritischer gewesen.

„Verstöße gibt es regelmäßig“
Die Fridtjof-Nansen-Realschule schreibt ebenfalls vor, dass die Geräte auf dem Schulgelände auszuschalten sind – außer die Nutzung wurde ausnahmsweise erlaubt. „Verstöße gibt es regelmäßig“, sagt Schulleiter Ulrich Gerdesmeyer. Im Verhältnis zu der Schülerzahl von circa 700 fielen diese einzelnen Fälle aber kaum ins Gewicht.

An der Neuen Gesamtschule Ickern herrscht laut Leiterin Dr. Kerstin Bröker schon seit der Gründung 2021 ein striktes Handyverbot mit Einverständnis der Elternschaft. „Die Handys haben auf dem Schulgelände keinen Nutzen“, sagt Bröker. „Wir haben genug Tablets und sonstige mediale Ausstattung.“ In einem handyfreien Raum könnten die Schüler gut miteinander kommunizieren. Die Regeln würden überhaupt nicht angezweifelt und bei Info-Abenden von Eltern befürwortet. An der Neuen Gesamtschule sind bisher nur die Jahrgangsstufen fünf bis acht vertreten.