
In Recklinghausen gibt es sie schon: die NRW-Ehrenamtskarte. In Castrop-Rauxel hat der Rat am Donnerstag (23.6.) über die Einführung der Karte abgestimmt. © Jörg Gutzeit
Castrop-Rauxeler Ehrenamtliche profitieren bald von Vergünstigungen
Ehrenamt
Nun ist es beschlossen: Ab dem kommenden Jahr sollen Castrop-Rauxeler Ehrenamtliche von NRW-weiten Vergünstigungen profitieren. Was genau dahinter steckt ...
Wie wäre es mit billigeren Eintrittspreisen in Freibäder oder 50 Prozent Ermäßigung auf bis zu zwei Karten der Ruhrfestspiele? Castrop-Rauxeler, die sich ehrenamtlich engagieren, sollen bald in den Genuss solcher und anderer Vergünstigungen kommen.
Der Rat hat die Voraussetzung geschaffen, dass die NRW-Ehrenamtskarte ab Januar 2023 in Castrop-Rauxeler eingeführt werden kann. Fast 5000 Anbieter in ganz NRW machen mit und geben Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, einen kleinen Bonus.
In Castrop-Rauxel nehmen schon jetzt das WLT, das Galeriehaus Grosche und die Parfümerie Pieper die Karte an. Damit bekommen Karteninhaber 10 Prozent Rabatt auf eine Eintrittskarte und je 5 Prozent Preisnachlass beim Kauf von Schmuck oder Parfüm.
Schon heute existiert die Castropolis-Karte
Die NRW-Ehrenamtskarte ist nicht das erste Bonussystem ihrer Art in Castrop-Rauxel. Schon heute existiert die Castropolis-Karte, ins Leben gerufen von FDP-Politiker Nils Bettinger. Auch mit ihr gibt es Rabatte in unterschiedlichen Geschäften, aber nur in Castrop-Rauxel und nicht in fast 300 Städten im Land NRW.
Debatte im Rat
Bettinger sieht die Einführung der NRW-weiten Karte kritisch, das bekräftigte er am Donnerstagabend (23.6.) im Rat. Die von der Stadt gewollte NRW-Ehrenamtskarte wertet er als Konkurrenz. Die FDP hätte es lieber gesehen, wenn die Stadt die Castropolis-Karte unterstützt hätte, beispielsweise durch Vergünstigungen beim Freibad- und Hallenbadeintritt oder in der Stadtbücherei.
Schon heute bekommen Inhaber der Castropolis-Karte Vergünstigungen in unterschiedlichen Bereichen wie Apotheken, Fitnessstudios, Fahrschulen, Gastronomie oder Handwerk. Bislang gebe es 40 Inhaber der Karte.

Nils Bettinger, Fraktions- und Stadtverbandsvorsitzender der FDP, hat die Castropolis-Karte ins Leben gerufen. (Archivbild) © Thomas Schroeter
Die Stadtverwaltung indes warb bei den Ratsvertretern für die Zustimmung zur NRW-Ehrenamtskarte. „Keiner hat die Karte bislang abgelehnt, weil er blöd ist, sondern weil die Kraft gefehlt hat“, entgegnete Bürgermeister Rajko Kravanja. Schon 2010 habe der Rat beschlossen, die Einführung solch einer Karte zu prüfen.
Nun sei die Situation eine andere, eine Stelle in der Stadtverwaltung wurde vom Rat bewilligt. Die Grundlage zur Einführung im Januar 2023 sei nun geschaffen.
Die Ehrenamtlichen in den Fokus rücken
Grünnen-Fraktionschef Bert Wagener versuchte zwischen Bettinger und der Stadt zu vermitteln und lenkte den Fokus auf diejenigen, die von der Einführung der Karte profitieren sollen – die ehrenamtlich engagierten Castrop-Rauxelerinnen und Castrop-Rauxeler. „Die Befindlichkeiten der Initiatoren“ sollten hier keine Rollen spielen.
„Das Beispiel von Bettinger könnte Schule machen. Wir als Ratsmitglieder haben alle gute Kontakte.“ Wagener schlug damit den Bogen zu Nils Bettingers Äußerung im Ausschuss für Bürgerbeteiligung, wo er erklärte, dass die Akquise bei Einzelhändlern „Klinkenputzen“ gewesen sei.
Schließlich wurde der FDP-Vorschlag vom Rat mehrheitlich abgelehnt. Der Einführung der NRW-KArte stimmten alle Fraktionen außer der FDP zu, diese enthielt sich.
Die Stadtverwaltung hat nun die Aufgabe, in Zusammenhang mit der Wirtschaftsförderung Angebote für Ehrenamtliche zu akquirieren.
Wer die Karte beantragen kann und wie das Prozedere aussehen wird, steht noch nicht fest. In der Beschlussvorlage empfiehlt der Rat, dass die Ehrenamtlichen „über eine gewisse Dauer“ engagiert sein müssen, von mehr als einem Jahr ist die Rede.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
