Die Ehrenamtskarte des Landes NRW mit fast 5000 Vergünstigungen soll nun auch in Castrop-Rauxel eingeführt werden.

Die Ehrenamtskarte des Landes NRW mit fast 5000 Vergünstigungen soll nun auch in Castrop-Rauxel eingeführt werden. © Stadt Herdecke

Ehrenamtskarten-Streit: Wer war zuerst? Das sagt die Stadt Castrop-Rauxel

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Wer ein Ehrenamt ausübt, der soll dafür belohnt werden. Mit Vergünstigungen. Ein in anderen Städten bereits funktionierendes Projekt kommt nun auch nach Castrop-Rauxel. Aber es gibt Streit darum.

Castrop-Rauxel

, 07.06.2022, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Ehrenamtskarte NRW soll nun auch in Castrop-Rauxel eingeführt werden. Mehr als 280 Städte im Land haben sie schon lange, denn sie existiert schon seit mehr als zehn Jahren. In ihren Genuss kommen ehrenamtlich tätige Menschen, die sich mit der Karte ausweisen und Vergünstigungen bei verschiedenen Einrichtungen und Unternehmen in Anspruch nehmen.

Weil es diese Karte in Castrop-Rauxel nicht gibt, hatte sich der örtliche FDP-Chef Nils Bettinger in Eigeninitiative und losgelöst von seinem politischen Engagement um eine andere Ehrenamtskarte gekümmert: Sie war angedockt an die Castropolis-Plattform, auf der Bettinger Unternehmen versammelte, um ihnen während der Corona-Pandemie ein Schaufenster für ihre Leistungen anzubieten.

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Ende Februar ging diese Initiative an den Start. Und jetzt kommt die Stadt in der aktuellen Ausschussphase mit Sitzungen ab Mitte Juni daher und führt die Ehrenamtskarte NRW ein. Von der Castropolis-Karte ist dabei aber keine Rede. Warum nicht?

Stelle für Ehrenamt wurde jetzt geschaffen

Die Stadt schreibt auf Anfrage unserer Redaktion, sie habe Bettingers Privat-Engagement nicht ignorieren wollen. Sondern unter anderem mit Beratungen des Stellenplans: Für den Haushalt 2022 habe man bereits nach den Sommerferien 2021 geplant.

Es sei um eine zusätzliche Stelle im Bereich der Unterstützung von Ehrenamt, Sport und Bürgeranliegen gegangen. Die wurde genehmigt, indem die Politik den Haushaltsentwurf absegnete. „Mit dieser Personalstelle ist auch endlich die Umsetzung der Ehrenamtskarte möglich“, heißt es nun von Sprecherin Maresa Hilleringmann.

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Die Idee sei aus der Politik immer wieder ins Feld geführt worden, aber aufgrund der Personalkapazitäten folgte der Rat bislang stets dem Vorschlag der Stadtverwaltung, Anträge abzulehnen. Auf ausdrückliches Bitten von Nils Bettinger habe die Stadtverwaltung sich jetzt zurückgehalten und eine Vorlage, die bereits im März 2022 in die Politik eingebracht werden sollte, verschoben. Denn eine Umsetzung von der Stadt sei erst für Anfang 2023 vorgesehen gewesen.

„Bettinger-Projekt war zu dem Zeitpunkt nicht bekannt“

Die Vorlage dazu sei aber bereits Anfang des Jahres erarbeitet worden. „Zu diesem Zeitpunkt war das Projekt von Herrn Bettinger nicht bekannt und ist daher auch kein Bestandteil der Vorlage“, sagt Hilleringmann. Für die neuen Sitzungen sei sie nun schlicht unverändert übernommen worden. Allein deshalb finde Bettingers Engagement darin mit keinem Wort Erwähnung.

Nils Bettinger organisierte eine Ehrenamtskarte aus eigenen Mitteln. Nun ärgert er sich über die Stadtverwaltung, die eine andere Ehrenamtskarte einführen will.

Nils Bettinger organisierte eine Ehrenamtskarte aus eigenen Mitteln. Nun ärgert er sich über die Stadtverwaltung, die eine andere Ehrenamtskarte einführen will. © Thomas Schroeter

Für die Ehrenamtskarte NRW spreche das große Netzwerk an teilnehmenden Kommunen. Zudem sei eine digitale Anmeldung in Vorbereitung. Und Bettinger habe, nachdem er erst zu den gleichen Bedingungen wie die Ehrenamtskarte geworben habe, gegenüber Bürgermeister Rajko Kravanja erklärt, dass er die Bedingungen geändert habe und vom Schema der Ehrenamtskarte NRW abweichen wolle.

„Die Caritas und andere Institutionen sollten pauschal gefördert werden“, so Hilleringmann. „Daher war eine Kompatibilität nicht möglich und hätte zur Verwirrung für die Ehrenamtlichen geführt.“ Auch deshalb habe die Vorlage keinen Bezug mehr auf die Castropolis-Karte genommen.

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Grundsätzlich begrüße die Stadtverwaltung zusätzliche Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld und die Bereitschaft von Unternehmern, Vergünstigungen für Ehrenamtliche zur Verfügung zu stellen. „Daher wäre es erfreulich, wenn sich die unterstützenden Unternehmen der Castropolis-Karte ebenfalls mit Vergünstigungen an der Ehrenamtskarte NRW beteiligen“, sagt die Stadtsprecherin. „Für die Vorarbeit gilt allen ehrenamtlich Tätigen bei der Castropolis-Karte der Dank der Stadtverwaltung.“