Marc Frese wünscht sich einen Masterplan, damit das Ehrenamt gestärkt wird. Er sieht Politik und Stadt in der Pflicht.

Marc Frese wünscht sich einen Masterplan, damit das Ehrenamt gestärkt wird. Er sieht Politik und Stadt in der Pflicht. © Christian Püls

Ehrenamt in Castrop-Rauxel: Marc Frese fordert einen Masterplan

rnBürgerbudget

Nur neun Anträge für das Bürgerbudget, viele Euros bleiben ungenutzt: Gehen den Castrop-Rauxelern die Ideen aus? Nein, sagt Marc Frese. Der engagierte Ehrenamtliche fordert ein breites Bündnis.

Castrop-Rauxel

, 03.07.2022, 08:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Bürgerbudget, so sagt Marc Frese unverblümt, sei doch eigentlich eine „geile Kiste“. Unkompliziert bekomme man finanzielle Unterstützung, und das nicht nur als Verein, sondern auch als einzelner Bürger. Dass es diesmal nur neun Anträge gegeben habe, stimmt ihn traurig. „Es liegt bestimmt nicht daran, dass Ideen fehlen“, sagt er. Er sieht Politik und Stadt in der Pflicht und fordert generell zum Thema Ehrenamt einen Masterplan für jeden Stadtteil.

Er selbst engagiert sich seit Jahren ehrenamtlich für Ickern. Kürzlich hat er mitgeteilt, dass er nicht weiter den Verein Mein Ickern als Vorsitzender leiten will. Mangelnde Unterstützung für sich und seinen Verein hat er als einen der Gründe genannt. Das passt ins Bild.

Jetzt lesen

„Corona hat das Vereinsleben und das Ehrenamt stark eingeschränkt“, schrieb Marc Frese auf unsere Berichterstattung über das Bürgerbudget. Doch es sei falsch, den Vereinen, den vielen Ehrenamtlichen allein die Verantwortung zuzuschreiben, dass es hier nicht mehr Beteiligung gab.

Bessere Kommunikation zwischen Politik, Verwaltung, Bürgern

„Es reicht nicht, allein über die Medien über das Bürgerbudget zu informieren“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Um die Engagierten zu erreichen, müsse die Stadt zu den Leuten in die Stadtteile gehen. „Anlässe gibt es genug.“

Jetzt lesen

Marc Frese meint damit nicht nur das Bürgerbudget. Er fordert generell bessere Kommunikationskanäle, um Bürgerbeteiligung und das Engagement von Ehrenamtlichen zu fördern. Er nennt auch den Ausschuss für Bürgerbeteiligung, der vor Kurzem wieder mal fast ohne einen Bürger eine Sitzung bestritt. „Mich ärgert, wenn ich dann ein Interview sehe, in der Politiker sich wundern, dass Bürger nicht die Chance nutzen, ihre Anliegen vorzutragen“, sagt er.

Jetzt lesen

Die Ursache für mangelnde Beteiligung, so erläutert er weiter, dürfe nicht einseitig bei den Bürgerinnen und Bürgern gesucht werden. „Da ist etwas in der Struktur faul.“ Vielleicht müsse nachgebessert werden, so Frese. „Warum ist der Ausschuss nicht mit Ehrenamtlichen besetzt, die wiederum als Multiplikatoren die Möglichkeiten, die der Ausschuss bietet, in die Stadtteile tragen können.“

Ehrenamt braucht Masterplan für jeden Stadtteil

Marc Frese kann sich leicht in Rage reden. Man spürt, dass er immer noch brennt für das Ehrenamt, für seinen Stadtteil. Und deshalb geht es im Gespräch schnell generell um das Ehrenamt, das nach Corona nicht so richtig in Schwung komme. Er fordert: „Wir brauchen einen Masterplan für jeden Stadtteil. Da sehe ich Politiker und Stadtverwaltung in der Verantwortung.“

Wie könne das aussehen? „Man muss die Kräfte bündeln“, sagt er und nennt ein Beispiel aus „seinem“ Ickern. Hier gebe es die Diakonie, die Bethel-Stiftung, die Awo, den Verein Mein Ickern. Alle müsse man an einen Tisch bringen. Dazu Politik und Stadt. Dann könnte beispielsweise auch im Miteinander geholfen werden, Anträge für das Bürgerbudget schnell auf den Weg zu bringen. „Man kann sich gegenseitig mobilisieren“, sagt Marc Frese.

Das Ehrenamt muss gepflegt werden, auch das sagt der Ickerner. Schließlich übernehme es Aufgaben, die sonst Sache der Kommunen wären. „So selbstverständlich ist das ja nicht“, sagt er und es klingt mit, dass er in der Vergangenheit Wertschätzung vermisst hat.

Ehrenamtskarte ist ein Dankeschön, aber kein Anreiz

Die Einführung der Ehrenamtskarte sei ein „schönes Bonbon“, ein Dankeschön für Aktive, aber kein Anreiz, zusätzliche Ehrenamtliche zu finden. Mit Bürgerbudget und Online-Plattform „Consul“ habe die Stadt gute Grundlagen und Instrumentarien, um Bürgerbeteiligung und -engagement aufzubauen.

Jetzt lesen

Aber die Leute mitzunehmen, den Vereinen zu helfen, sich nach der Schwächung durch die Pandemie am eigenen Schopf herauszuziehen, dazu gehöre mehr. „Wir brauchen vielleicht eine externe Moderation, die eventuell sogar dafür bezahlt wird“, sagt er.