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Dramatisch: Fast 400 Stellen weniger im Castrop-Rauxeler Gastgewerbe
Coronavirus
Die Gastronomen in Castrop-Rauxel leiden schwer unter der Corona-Pandemie. Das hat massive Auswirkungen auf die Zahl der Beschäftigten in den Kneipen und Restaurants in der Europastadt.
Reihenweise abgesagte Weihnachtsfeiern machen der Gastronomie zu schaffen. „Die vierte Corona-Welle schlägt voll durch. Dazu kommt die Corona-Variante Omikron. Das sorgt für weniger Weihnachtsfeiern, für immer weniger Gäste in Restaurants, für leere Hotelbetten. Und das bedeutet mehr Kurzarbeit.“ Martin Mura von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) schlägt Alarm im Namen der Gastronomie in Castrop-Rauxel und dem restlichen Kreis Recklinghausen.
Die Gastronomen kämpfen ums Überleben. Im übertragenen, aber auch im tatsächlichen sinne. So wie die Betreiber der Castrop-Rauxeler Kulisse. „Während der gesamten Vorweihnachtszeit erfolgt der Einlass freitags und samstags ab 22.30 Uhr neben der aktuell geltenden 2G-Regel nur über einen zusätzlichen negativen Test“, schriebt die Familie Wischermann auf der Homepage der Gaststätte im Herzen der Altstadt.
„Wir sehen uns leider zu dieser Maßnahme gezwungen und es tut uns insbesondere für jene leid, die den anwesenden Gästen und uns mit Abstand und Respekt gegenübertreten“, so das Kulissen-Team weiter. Und hofft auf Verständnis für die Maßnahme.
Viele Mitarbeiter wurden in de Kurzarbeit geschickt
Da in vielen Gastronomien die Nachfrage stark hinter dem Besuchsaufkommen der Vor-Corona-Zeit hinterherhinkt, mussten und müssen viele Arbeitgeber Teile des Personals aber in die Kurzarbeit schicken. „Wer in Kurzarbeit geschickt wird und mit 60 Prozent seines Lohnes klarkommen muss, der macht das, was jeder machen würde: Der guckt sich woanders um“, sagt Martin Mura dazu.
Diese Tendenz bestätigt der aktuelle Arbeitsmarkt in Castrop-Rauxel. Gab es Ende Dezember 2019 in Castrop-Rauxel noch 565 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und 859 geringfügig Beschäftigte im örtlichen Gastgewerbe, so haben die Zahlen bis heute massiv abgenommen.
Wie Stefan Bunse, Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit Castrop-Rauxel und Datteln, auf Nachfrage unserer Redaktion ermitteln ließ, waren die Beschäftigtenzahlen bis März 2021 (jüngere Zahlen liegen noch nicht vor) dramatisch zurückgegangen. Am 31. März 2021 waren es nur noch 480 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und 554 geringfügig Beschäftigte in der Branche.
Minijob-Stellen: Rückgang um 35,5 Prozent
Das ist ein Rückgang um 15 respektive 35,5 Prozent. In realen Zahlen: In der Branche gingen fast 400 Stellen verloren. Allein in Castrop-Rauxel.
Bitter für die Beschäftigten: Die Nachfrage nach ihren Diensten hat bis heute nicht wieder zugenommen. Stefan Bunse: „Wir haben und hatten in den vergangenen Monaten kaum mehr Anfragen für versicherungspflichtige Stellen aus der Gastronomie. Viele Betriebe sind sicherlich vorsichtig bei Neueinstellungen, da die Pandemie noch nicht vorbei ist.“
Grundsätzlich gelte allerdings: Auch vor der Pandemie sei es es schon schwer gewesen, die vorhandenen Stellen - zum Beispiel als Koch - mit Personal zu besetzen. Die Rahmenbedingungen, oft verbunden mit Schichtdienst, Wochenendarbeit und vergleichsweise niedrigem Lohn, schrecken offenbar viele Menschen ab. Bunse: „Für viele Menschen gibt es inzwischen schlichtweg attraktiver erscheinende Alternativen.“
Während viele Stammkräfte noch über das Kurzarbeitergeld gehalten werden konnten, sieht es bei den Minijobbern ganz anders aus. Laut Bunse hätten die sich anderweitig orientiert und seien dort – zum Beispiel im Verkauf, Sicherheitsdienst oder Call-Center - geblieben. Stefan Bunse: „Andererseits ist es eben schwer für die Gastronomiebetriebe, versicherungspflichtig Beschäftigte überhaupt zu bekommen. Ein Dilemma.“
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
