Die Castrop-Rauxeler DGB-Vorsitzende Sabine Seibel kritisiert den Globus-Konzern für sein Festhalten am Russland-Geschäft.

Die Castrop-Rauxeler DGB-Vorsitzende Sabine Seibel kritisiert den Globus-Konzern für sein Festhalten am Russland-Geschäft. © Archiv

Castrop-Rauxeler Gewerkschafterin kritisiert Arbeitsplatz-Werbung für Globus

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Globus hält an seinem Russland-Geschäft fest. Die Castrop-Rauxeler DGB-Chefin Sabine Seibel kritisiert darum die Werbung für Globus-Arbeitsplätze. Sie sah das Unternehmen schon früher kritisch.

Castrop-Rauxel

, 01.08.2022, 14:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mit 52 sogenannten Markthallen, 90 Baumärkten und 6 Elektrofachmärkten ist die Globus-Gruppe eines der großen Einzelhandelsunternehmen in Deutschland. Seit dem Jahr 2020 übernimmt Globus nach und nach insgesamt 24 Standorte der ehemaligen Metro-Warenhäuser Real, die zu Globus-Markthallen umgeflaggt werden, darunter auch den Markt an der Siemensstaße in Castrop-Rauxel.

Globus expandierte ab 1996 aber auch nach Tschechien, wo heute 15 Vollsortimenter zu finden sind, sowie nach Russland, wo Globus 19 Märkte betreibt und 9900 Mitarbeiter beschäftigen soll. Und dieses Russland-Geschäft betreibt Globus auch im Jahr 2022, nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Mit der Entscheidung, sich nicht aus Russland zurückzuziehen, zog sich die Geschäftsleitung öffentliche Kritik zu.

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Sehr kritisch sieht das auch Sabine Seibel, Castrop-Rauxeler SPD-Politikerin und Vorsitzende des DGB-Ortsverbandes. Auf unseren Bericht hin, dass Globus über die Arbeitsagentur in Castrop-Rauxel vor Ort Arbeitskräfte für die Neueröffnung an der Siemensstraße sucht, reagierte Sabine Seibel auf Facebook. Globus sei fest in Russland verankert, setzt fast ein Viertel seines Geschäftes, 2 Milliarden Umsatz jährlich, in Russland um.

Globus will nicht mit politischen Statements operieren

Sabine Seibel: „Nur Metro und Globus weigern sich, als Einzelhändler sich aus dem Staat des Kriegstreibers zurückzuziehen. Ich sehe diese Werbung [für die Arbeitsplätze in Castrop-Rauxel, die Red.] als Gewerkschafterin und als Sprecherin des Friedenskreises daher mehr als kritisch!“

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Das Russland-Geschäft deutscher Unternehmen steht derzeit besonders unter Beobachtung. Viele Unternehmen haben sich aus Russland verabschiedet. Globus will sich jedoch nicht von seinen Märkten in Russland trennen. „Wir wünschen uns nichts sehnlicher, als dass bald wieder Frieden einkehrt. Aber wir wollen nicht mit politischen Statements operieren, nicht in die eine, nicht in die andere Richtung“, sagte Thomas Bruch, Seniorchef der Globus-Handelskette, dem Manager Magazin Anfang Mai in einem Artikel unter dem Titel „Der russlandtreue Handelsmilliardär aus dem Saarland“.

Sabine Seibel hatte das Globus-Engagement in Castrop-Rauxel schon vor dem Krieg Russlands gegen die Ukraine kritisiert. Bereits im Frühjahr 2021, als bekannt geworden war, dass Globus den Real übernehmen werde, hatte Seibel skeptisch auf Globus reagiert und die Vertrags-Praktiken des Unternehmens angegriffen.

Ihr SPD-Parteifreund, Bürgermeister Rajko Kravanja, reagierte damals deutlich erfreuter auf die Globus-Nachricht. „Ich freue mich, dass alle Arbeitsplätze am Standort erhalten bleiben und gleichzeitig in den Markt für die Zukunft investiert wird. Mich persönlich hat die Regionalität und frische Zubereitung konzeptionell überzeugt“, wurde Kravanja im April 2021 zitiert.

Seibel verschärft Kritik

Sabine Seibel erneuert und verschärft ihre Kritik am Unternehmen nun. Auf die konkrete Frage, ob es ihr lieber wäre, dass Menschen in Castrop-Rauxel arbeitslos blieben, als dass die Leute bei Globus arbeiteten, schreibt Sabine Seibel: „Als Gewerkschafterin sind mir Arbeitsverträge in Tarifgebundenheit bei einem Unternehmen sehr wichtig. Dies ist leider bei Globus nicht gegeben.“

Dort schließe man hausinterne „Vergütungsvereinbarungen“, die den Mitarbeitern vorspielten, die gewerkschaftlichen Vergütungstarifverträge zu ersetzen, und habe ein intransparentes Einstellungsverfahren. „Dies in Verbindung mit den weiteren russlandfreundlichen Geschäften, die letztendlich das Putin-Regime stützen, macht es für mich persönlich unmöglich, für eine Beschäftigung in diesem Konzern zu werben.“

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