
© Thomas Schroeter
Corona-Phasen: Ungläubigkeit, Angst, Erleichterung, Schrecken, Hoffnung
Coronavirus
Seit 12 Monaten plagen wir uns in Castrop-Rauxel mit dem Virus herum. Die Stimmung hat sich in diesem Jahr oft geändert. Ein Blick auf Ungläubigkeit, Angst, Erleichterung, Schrecken, Hoffnung.
Am 12. März 2020 ging sie los in Castrop-Rauxel, die vertrackte Sache mit dem Virus: An diesem Tag erreichte Corona die Europastadt. „Ein Mann hat sich mit dem Virus infiziert“, meldete der Kreis Recklinghausen an diesem Tag.
Die folgenden zwölf Monate mit dem Covid19-Erreger verliefen nicht gleichförmig, sie hatten unterschiedliche Phasen, unterschiedliche Intensitäten. Das zeigt ein Blick in unser Artikelarchiv seit jedem 12. März 2020. Hier ein (subjektiver) Blick auf die Corona-Phasen in Castrop-Rauxel:
12. März: Ungläubigkeit und Hamster-Maßnahmen
Die ersten Corona-Fälle auch in Castrop-Rauxel erschrecken viele Menschen. Plötzlich ist er da, dieser Erreger, über den man schon so einige Informationen bekommen hat, der in Italien schon schlimm gewütet hat. Aber jetzt auch bei mir vor der Haustür? Was nun? So fragen sich viele.
Apotheker Winfried Radinger zeigt sich entsetzt: „Wir müssen nur nach Italien gucken. Da müssen wir uns nichts vormachen! Wir haben zwischen einer und vier Wochen Vorsprung, je nach Sichtweise der Virologen.“
Die offiziellen Stellen leiten erste Schritte ein: Der Kreis und alle angehörigen Städte sagen alle nicht notwendigen eigenen Veranstaltungen bis einschließlich 1. Mai ab.
Am 13. März sind Schulen und Kitas dicht. Und Klopapier wird zur Hamsterware.
12. April: Viele Schließungen, aber Zuversicht
Die Zahl der Infizierten steigt in überschaubarem Maße: Am 12. April zählt man in Castrop-Rauxel 66 Infizierte insgesamt. 47 davon sind wieder genesen, es gibt 19 aktuell mit dem Virus angesteckte Menschen. Kreisweit hat man 5 Todesfälle registriert.
Die Ungläubigkeit ist einer ersten Gewissheit gewichen: Das mit dem Virus scheint uns tatsächlich alle zu betreffen. Immer mehr Veranstaltungen werden sicherheitshalber abgesagt, Gastronomen müssen ihre Restaurants schließen, Händler ihre Geschäfte.
Aber man ist zuversichtlich: Beim Blick auf die Infektionszahlen zeigen sich erste positive Ansätze im Kampf gegen Corona. Am Ziel ist NRW aber noch lange nicht, so heißt es. Stimmt, wissen wir heute.
12. Mai: Angst geht um, aber es geht auch aufwärts
Westfleisch sorgt für große Sorgenfalten. Im Kreis Coesfeld hat es eine Masseninfektion gegeben, in Oer-Erkenschwick fürchtet man ähnliche Entwicklungen. Droht uns eine 50er-Inzidenz mit zusätzlichen Einschränkungen? Anfang Mai stirbt der erste Castrop-Rauxeler an Corona.
Seit dem 27. April gilt die Maskenpflicht in Geschäften, in Bus und Bahn, beim Arzt und in öffentlichen Einrichtungen. Der Kreis Recklinghausen meldet den ersten Corona-Toten in Castrop-Rauxel.
Aber es gibt auch wieder Hoffnungsschimmer: Die Gastronomen dürfen aufmachen, das Parkbad Nord öffnet für eingeschränkten Badebetrieb. Überhaupt: Der Sommer kommt, damit ist die ärgste Gefahr hoffentlich vorbei. So denken wir.

Leere Klopapier-Regale prägten die Frühzeit der Pandemie. © Stefan Grothues
12. Juni: Et hätt noch immer jot jejange
Corona scheint ein schlechter Traum gewesen zu sein: Am 4. Juni ist Castrop-Rauxel Corona-frei. Der Zustand hält allerdings nicht lange: Am 5. Juni wird die nächste Neuinfektion gemeldet.
Für die Grundschüler kehrt mehr Normalität zurück: Alle Kinder gehen wieder jeden Tag zur Schule. Genauso wie zu Vor-Corona-Zeiten läuft der Unterricht aber nicht. Die Kitas öffnen. Na gut, bei Rütgers werden 400 Menschen in Kurzarbeit geschickt, an der ersten Schule gibt es einen Corona-Fall.
Aber trotzdem ist die Stimmung wieder entspannter, das Leben scheint sich zu normalisieren. Auch wenn Mahner immer wieder zur Vorsicht aufrufen.
12. Juli: Corona? War da was? Wir sind in Urlaub
Seit dem 8. März durfte es keine offiziellen Fußball-Spiele mehr in Castrop-Rauxel gegeben. Anfang Juli finden die ersten Testspiele statt. Überhaupt ist eine Art Normalität eingekehrt in unser Leben. Man geht zum Essen, man trifft sich, fährt in den dringend erforderlichen Urlaub nach all den Sorgen, dem Homeoffice oder der Kurzarbeit, freut sich über einen akzeptablen Sommer.
Gut, Corona ist nicht weg, es gibt im Juli die Todesfälle 2 und 3 in der Europastadt.
Aber so richtig bei der Sache ist längst nicht mehr jeder. Große Aufregung um eine kleine Grippewelle, so wird an vielen Stellen gemosert. Corona-Skeptiker formieren sich immer mehr.
12. August: Siehe oben...
Siehe oben...
12. September: Sommer ade, Unsicherheit olé
Ups, da war doch was: Es gibt das 5. Todesopfer und der Meisenhof sagt jetzt schon seinen Adventsmarkt ab, CCCS den Karneval. Haben wir uns etwa zu früh gefreut? Unsicherheit macht sich breit. Der Sommer endet, bald sitzen wir alle wieder drinnen? Kommt dann die zweite Welle?
12. Oktober: Grenzwert überschritten, Maske auf
Die Infektionszahlen sind zuletzt wieder deutlich gestiegen. Mittlerweile redet alle Welt von der Wochen-Inzidenz. Bei einer Wochen-Inzidenz von mehr als 50 gilt die Warnstufe Rot. Der Kreis überschreitet diese Warnstufe am 10. Oktober. Daraufhin werden wieder einschneidende Maßnahmen ergriffen. Zum Beispiel ruht der Ball in den Sportligen wieder, und in Fußgängerzonen gilt ab sofort Maskenpflicht.
12. November: Die Gewissheit steigt: Das wird ein harter Winter
Anfang November wird es wieder ernst: Das öffentliche Leben wird landesweit deutlich stärker eingeschränkt: Kneipen, Restaurants, Bars und Fitnessstudios werden geschlossen, auch Theateraufführungen oder Konzerte mit Publikum sind verboten. Restaurants dürfen Essen nur noch liefern oder abholen lassen. Und am 12. November wird das Adventszelt abgesagt.
Das wird ein harter Winter. Das sagen nicht nur die Bundeskanzlerin und Virologen, langsam fürchten wir das auch.
12. Dezember: „Jetzt haben wir den Salat“
Die Zahlen steigen und steigen. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet spricht jetzt vom erneuten Lockdown, der ab 16. Dezember gelten soll. Castrop-Rauxels Bürgermeister Kravanja zum erneuten Corona-Lockdown: „Jetzt haben wir den Salat!“
Aber so richtig, denn ein paar Tage später ist die Inzidenz im Kreis bei fast 250 angelangt. Wir wissen jetzt: Das wird ein einsames Weihnachtsfest. Einziger Hoffnungsschimmer: Nach Weihnachten werden die Ersten geimpft.

Die 15-Kilometer-Regelung sorgte für Verwirrung, Unklarheiten, Vermutungen. © Quelle Google-Maps
12. Januar: Es kommt immer dicker: Die 15-Kilometer-Regel
Die Zahlen sind weiter bedrohlich. Der Lockdown, die Weihnachts-Beschränkungen: Alles schlägt nicht wirklich durch. Also muss der nächste Schritt her: Nächtliche Ausgangssperre? Oder 15-Kilometer-Regel, also ein Unterbinden von fröhlichen Familienausflügen in den Schnee nach Winterberg. Man entscheidet sich für Nummer 2.
Gut kommt das nicht an, begeistert zeigt sich niemand von noch einer weiteren Einschränkung. Langsam reicht es allen mit Corona, die Virus-Müdigkeit und die Winter-Müdigkeit kommen zusammen. Wie lange denn noch?
12. Februar: Inzidenz sinkt, Impfung winkt: Wir werden optimistischer
Na gut, setzen wir noch einen drauf: Jetzt reicht nicht mehr die Alltagsmaske, jetzt muss die medizinische Maske vors Gesicht, wenn man in den Bus will oder in der Fußgängerzone unterwegs ist.
Aber wir haben ja jetzt den Impfstoff, bald wird also alles gut. Termine werden vergeben für das große Impfen, das jetzt startet. Außerdem ist ja bald ein Ende des Winters in Sicht. Das Schlimmste scheint überstanden.
12. März: Hoffnungsschimmer auf Hoffnungsschimmer
Das Impfen verläuft zäher als erhofft, dafür sind die Läden jetzt wieder einen kleinen Spalt offen. Die Inzidenz bewegt sich rund um die 50er-Marke, da geht noch was.
Außerdem gibt es jetzt Selbsttests und Schnelltests und überhaupt. Ostern ist in Sichtweite und damit so manche Hoffnung, dass wir bald wieder so richtig raus können. Nicht nur wegen des erhofften Frühlingswetters, sondern auch, weil ein Reisen bald vielleicht ja doch hoffentlich, eventuell, bitte, bitte erlaubt werden könnte.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
