Donnerstag am Rathaus: Geflüchtete aus der Ukraine kommen von der Bushaltestelle am Hallenbad, um sich in Castrop-Rauxel anzumelden.

© Tobias Weckenbrock

Corona, Grippe, Ukraine: Woche voller Sorgen im Bürgerbüro Castrop-Rauxel

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Die vergangene Woche war hart fürs Bürgerbüro im Castrop-Rauxeler Rathaus: Acht Mitarbeiter meldeten sich krank. Corona, Erkältung, Magen-Darm. In einer Phase, in der immer mehr Ukrainer kommen.

Castrop-Rauxel

, 24.03.2022, 14:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Bis zum 14. März, sagt der Leiter des Bürgerbüros, Detlef Grunau, lief es stabil in seiner Abteilung im Rathaus. Doch dann kam das offenbar vollkommen unverschuldete Chaos. Es ist aber wohl nur eine kurze Phase.

„Weil sich in der Woche acht Kollegen gleichzeitig krank gemeldet haben, sind wir ins Schlingern gekommen“, sagte Grunau am Mittwoch im Rats-Ausschuss, wo er regelmäßig von der Lage im Bürgerbüro berichtet. „Die stabile Lage ist dann nur schwer zu halten“, so Grunau weiter.

„Wenn nicht unsere Teilzeitkräfte freiwillig mehr gearbeitet oder ihre Arbeitszeiten verlegt hätten, hätten wir nachmittags nur eine Person im Dienst gehabt. So aber konnten wir immerhin die gebuchten Termine abarbeiten“, erklärte Grunau.

Das Bürgerbüro im Castrop-Rauxeler Rathaus.

Das Bürgerbüro im Castrop-Rauxeler Rathaus © Thomas Schroeter

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Erschwerend komme der Krieg in der Ukraine hinzu: „Die ersten Geflüchteten laufen nun auch bei uns auf“, sagte er. Dafür brauche man Extra-Kapazitäten, die man aus dem Tagesgeschäft, also den laufenden Melde- und Passangelegenheiten der rund 74.000 Castrop-Rauxeler, heraus ziehen müsse.

Frauen, Kinder, Tragetaschen: Ukrainer melden sich

Donnerstagvormittag am Rathaus war das auch zu erkennen: Es gab zwar keine langen Warteschlangen am Einlass ins Rathaus, der Corona-bedingt noch immer im Ratssaal-Foyer vorgeschaltet ist. Aber dort, bei Mitarbeitern des externen Wachdienstes „Bremen“, standen doch Mütter mit Kindern an, die Tragetaschen dabei hatten – offensichtlich ihr ganzes Hab und Gut – und Ukrainisch oder Russisch sprachen.

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Inzwischen liegt der Zahl der Menschen, die hier angekommen sind, wohl bei deutlich über 200. Sie sind angehalten, sich nach einigen Tagen im Rathaus zu melden. Erst dann können sie Sozialleistungen beantragen, erklärte Bürgermeister Rajko Kravanja jüngst im Interview mit unserer Redaktion.

Fürs Bürgerbüro mehr Arbeit. Aber dazu gibt es grundsätzlich auch Potenzial: „Es gibt kaum Beschwerden, weder bei Social Media noch direkt bei uns“, erklärte Detlef Grunau. Das war in der Vergangenheit schon mal anders.

Abend-Öffnungszeit für Büroleiter nicht leistbar

Um einen gültigen Ratsbeschluss umzusetzen, fehle es aber doch an Möglichkeiten: „Wir bekommen es nicht hin, die Öffnungszeiten noch serviceorientierter zu gestalten.“ Also mehr in die Abendstunden hinein oder an einem Samstag im Monat zu öffnen, um Berufstätigen mit Klassischen 9-17-Uhr-Arbeitszeiten mehr Optionen zu geben. „Viele unserer Teilzeitkräfte sind Mütter, die vor allem vormittags arbeiten können, wenn die Kinder betreut sind“, so Grunau.

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Am Ende gäbe es wohl mehr krankheitsbedingte Ausfälle durch neuen Stress und internen Druck, mehr Beschwerden, mehr Probleme. Andere Städte im Umfeld hätten wie das Bürgerbüro in Castrop-Rauxel lange Donnerstage bis 17.30 Uhr, aber bis 19.30 Uhr habe kein anderes Bürgerbüro geöffnet. Der Wunsch der FDP war sogar, einen Öffnungstag von 8 bis 20 Uhr zu schaffen. „Die meisten haben sogar nur an einem Tag schon früher, also ab 7 Uhr, geöffnet, wir dagegen an zwei Tagen“, so Grunau.

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Seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen würden sich wünschen, dass man die bisherige Regelung so beibehält, „wir fahren ja auch derzeit ganz gut damit“. Die Masse komme ohnehin in den Kernöffnungszeiten.

FDP: „Ein langer Tag, das bleibt unser Ziel“

Nils Bettinger (FDP) unterstrich seinen Respekt vor der Leistung des Bürgerbüro-Leiters. „Sieben Jahre lag das Bürgerbüro im Argen, jetzt gibt es kaum noch Beschwerden“, sagte er. Aber: Ein langer Tag, „das bleibt unser Ziel“. Er glaube nicht, dass man da gleich den Teufel an die Wand malen müsse, dass dann alle Probleme zurück kehren. „Ein Tag bis 19.30 Uhr, das muss eine Kommune wie unsere können – und es ist ein Beschluss von 2019, der aus meiner Sicht immer noch umgesetzt werden muss.“

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