
Der Traum vom Hauskauf muss trotz steigender Zinsen nicht aufgegeben werden. Dadurch scheint sich der überhitzte Markt beruhigt zu haben. Es könnte sein, dass die Preise jetzt wieder deutlich sinken. © picture alliance/dpa/dpa-tmn
Chance für Käufer: Angebotspreise für Häuser sind jetzt im Sinkflug
Immobilien
Mit den stark gestiegenen Zinsen kühlt sich der Boom am Immobilienmarkt in der Region ab. Eine neue Chance für Kaufinteressenten. Gerade, wenn man etwas flexibel ist und verhandlungsbereit.
Der jahrelange Boom am deutschen Wohnungsmarkt hat sich nach Ansicht vieler Experten im ersten Halbjahr 2022 schon abgekühlt. Und im dritten Quartal 2022 erst recht. Das geht unter anderem aus einer Analyse des Großmaklers Jones Lang LaSalle (JLL) hervor, die der Deutschen Presseagentur vorliegt. Das wird aber auch ganz konkret für die Region von der Westdeutschen Landesbausparkasse belegt.
Die Preise für gebrauchte Wohnimmobilien haben sich in NRW demnach stabilisiert. Über alle Objektarten hinweg seien die Angebotspreise im zweiten Quartal zwar noch um 5 Prozent gestiegen. Der Wert liege jedoch unter der Inflationsrate und entspreche dem Anstieg des Vorjahreszeitraums.
Und im Ruhrgebiet sowie im Münsterland liegen die Anstiege noch unter dem NRW-Wert, nämlich nur bei vier Prozent und bei den viel gesuchten Reihenhäusern und Doppelhaushälften sowie bei Eigentumswohnungen sogar nur bei drei Prozent Preissteigerung. „Damit ist eine Beruhigung der teilweise turbulenten Preisentwicklung der vergangenen Jahre erkennbar“, sagt LBS-Immobilienexperte Roland Hustert.
In vielen Orten der Region sehen die Zahlen aus Sicht von potenziellen Käufern aber noch viel besser aus. Damit bleibt das Eigentum trotz der steigenden Zinsen für potenzielle Hauskäufer wohl doch ein durchaus erreichbares Ziel, wenn man nicht gerade auf einen Wohnort fixiert ist.
Denn in Castrop-Rauxel etwa liegen die Angebotspreise aller untersuchten Anzeigen für Reihenhäuser schon um 4 Prozent unter dem Wert des ersten Quartals 2022. Für ein gebrauchtes Reihenhaus werden hier im Schnitt 355.000 Euro verlangt, so LBS-Gebietsleiter Stephan Piegel.
Preise sind teilweise schon klar gesunken
Und ähnlich sieht es auch in anderen Städten der Region aus: In Bergkamen etwa sanken die Preise im Schnitt um 5 Prozent, bei Einfamilienhäusern sogar um 10 Prozent auf nun 429.000 Euro. Ähnliches gilt für Haltern. Hier sanken die Angebotspreise im Vergleich zum ersten Quartal um 4 Prozent und bei Einfamilienhäusern um 10 Prozent auf 489.000 Euro.
Und in Herdecke weist die LBS sogar einen Rückgang der Preise zum ersten Quartal von bis zu 20 Prozent aus. Ähnlich hoch sind die Preisabschläge inzwischen auch in Lünen. Im Schnitt sanken die Preise hier um 4 Prozent, bei Reihenhäusern um 7 Prozent (auf 327.500 Euro im Schnitt), bei freistehenden Einfamilienhäusern aber sogar um 17 Prozent auf nun 498.000 Euro.

Vom reinen Nachfragemarkt entwickelt sich der Immobilienmarkt wieder in Richtung Angebotsmarkt. Potenzielle Käufer können also wieder versuchen, zu verhandeln. © picture alliance/dpa/dpa-tmn
Es gibt natürlich auch noch Städte und Regionen, wo die Preise stabil sind oder sogar noch mehr stiegen als die Inflation. Aber, und darauf weist die LBS auch hin: Angebotspreise sind nicht auch Kaufpreise. Hatten potenzielle Käufer zuletzt in einem reinen Nachfragemarkt kaum Chancen, am Preis etwas zu drehen, steigt bei deutlich zunehmendem Angebot auch der Spielraum für Verhandlungen.
Nach Einschätzung des Großmaklers Jones Lang LaSalle (JLL) stiegen die Angebotspreise für Eigentumswohnungen in den acht größten deutschen Städten im Schnitt um 7,5 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Der Anstieg habe sich damit gegenüber dem Vorjahr halbiert. Noch deutlicher habe die Dynamik in den kreisfreien Städten insgesamt nachgelassen. Hier lag das Plus demnach im ersten Halbjahr bei 6 Prozent – nach 14,4 Prozent im Vorjahr und 10,4 Prozent im Mittel der vergangenen fünf Jahre.
Abschwächung der Kaufpreissteigerungen
„Insbesondere die seit dem vierten Quartal 2021 deutlich gestiegenen Finanzierungszinsen sind ursächlich für die Zurückhaltung der Wohnungskäufer und der damit verbundenen Abschwächung der Kaufpreissteigerungen“, erläuterte JLL-Experte Sebastian Grimm.
Der Analyse liegen nur Angebotspreise zugrunde, keine Abschlüsse. Dennoch deutet die Studie, die sich bei den Metropolen auf jeweils Tausende Inserate stützt, auf einen Abwärtstrend am Wohnungsmarkt hin.
Eine Abschwächung des Booms haben Analysen mehrerer Immobilienportale gezeigt. So brach die Nachfrage nach Kauf-Immobilien im zweiten Quartal binnen Jahresfrist um 36 Prozent ein, wie Daten von Immoscout24 zeigten. Und Immowelt berichtete von stagnierenden oder leicht sinkenden Angebotspreisen in 7 der 14 größten Städte.
Die Bauzinsen haben sich in den vergangenen Monaten mehr als verdreifacht und sind bei zehnjährigen Finanzierungen über die Marke von drei Prozent gestiegen. Die Zinswende werde den Preisanstieg am Wohnungsmarkt „spürbar verlangsamen“, glauben auch Experten der Landesbank Helaba.
Umstritten unter Fachleuten ist aber, ob es nur zu einer Stagnation kommt oder zu deutlich fallenden Immobilienpreisen. Offizielle Immobilienpreisdaten des Statistischen Bundesamts im ersten Halbjahr liegen noch nicht vor. Im ersten Quartal waren die Preise zum vierten Quartal 2021 kaum noch geklettert (plus 0,8 Prozent). Zum Vorjahresquartal stand ein Plus von 12 Prozent.
(mit Material von dpa)
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
