Sarah Kranz hat in der Pandemie neue Erfahrungen gesammelt und freut sich auf die Geburt ihrer Zwillinge.

© Bastian Becker

Besondere Aufgabe durch Corona bringt Sarah Kranz neue Freude

rnErfahrungen im Lockdown

Im Lockdown wollte Sarah Kranz nicht nur zu Hause sitzen. Deswegen suchte sie den Kontakt zur Caritas in Castrop-Rauxel. Viele tolle Erfahrungen später freut sie sich schon auf den Sommer.

Schwerin

, 12.03.2022, 14:55 Uhr

Der erste Lockdown zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 war für alle ein Einschnitt. Auch für Sarah Kranz. Die Schwerinerin arbeitete plötzlich im Homeoffice, ihre regelmäßigen Einheiten im Sportverein entfielen.

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„Ich wollte ja nicht faul auf dem Sofa sitzen, sondern habe eine sinnvolle Alternative gesucht, um die Zeit zu nutzen“, erinnert sich die 37-Jährige lachend. In einer Zeitung und auf einem Aushang im Supermarkt erfuhr sie dann, dass die Caritas in Castrop-Rauxel Helfer suchte, um die Lebensmittel der Tafel an Menschen zu liefern, die zu Hause bleiben mussten. „Ich habe sofort eine Mail geschrieben und mich angemeldet“, berichtet Sarah Kranz.

Feste Route mit Gesprächen im Hausflur

In Absprache mit ihrem Arbeitgeber verlängerte sie ihre Mittagspause an einem Tag in der Woche und war dafür abends länger im Einsatz. Regelmäßig nahm sie die gepackten Lebensmitteltüten mit und brachte diese zu überwiegend älteren Frauen in der Umgebung. Bald kannte sie ihre feste Route zu den immer gleichen Standorten. Für die brauchte sie rund 90 Minuten. „Reingegangen bin ich nie, die Grenze war an der Haustür“, erzählt sie. Doch im Flur sei sie mit den Frauen zwangsläufig ins Gespräch gekommen.

Eine Frau habe ihr viel über ihre Enkel und Urenkel erzählt, mit einer anderen habe sie sich angesichts der mitgebrachten Lebensmittel häufig über das Kochen unterhalten. Aber auch über Gesundheit und die Einschränkungen durch Corona habe sie mit den Frauen immer wieder gesprochen. „Das sind teilweise besondere Lebenssituationen, da erfährt man einiges“, erzählt Sarah Kranz. Eine Frau habe immer mal wieder für sie gebacken.

Ausbruch aus der Blase durch neue Erfahrungen

Genau dieser Kontakt war für sie eine spezielle Erfahrung, den sie ohne den Lockdown vermutlich nicht gemacht hätte. „Man lebt ja oft in seiner eigenen Blase mit Freunden und der Nachbarschaft und kriegt nichts von Menschen mit, denen es nicht so gut geht. Die Tätigkeit für die Caritas hat mir gezeigt, dass man auch mit kleinem Einsatz helfen kann“, fasst die Schwerinerin zusammen.

Sie habe den wöchentlichen Termin fest im Tagesrhythmus verankert und sich seitdem darauf gefreut. „Man hat immer was Nettes zum Quatschen und das ist eine kleine Ablenkung vom Alltag für beide Parteien“, zieht sie ein sehr positives Fazit.

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Deswegen hat Sarah Kranz ihre ehrenamtliche Tätigkeit auch bis vor wenigen Wochen weitergeführt. Doch nun muss sie pausieren und das hat einen erfreulichen Hintergrund: Im Juli wird die 37-Jährige Mutter von Zwillingen. „Wir freuen uns total und haben Respekt vor der neuen Aufgabe“, erzählt sie. Aber irgendwann war das Schleppen der Tüten deshalb zu anstrengend.

Emotionaler Abschied, aber nicht für immer

Der Abschied von den belieferten Frauen fiel ihr nicht leicht. Zu drei Frauen habe sie ein sehr gutes Verhältnis, „obwohl sie wohl nicht mal meinen Namen kennen“, erzählt Sarah Kranz. „Sie haben vor Freude geweint, mich umarmt und beglückwünscht. Da hatte ich einen richtigen Kloß im Hals, man merkt da, dass man sich zwei Jahre lang regelmäßig gesehen hat“, erzählt sie. Zum Abschied musste sie versprechen, dass sie mit den Zwillingen mal vorbeikommt.

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Sie kann allen, die die Zeit haben, nur empfehlen, auch bei der Caritas mitzuhelfen. „Vielleicht kann man ein bisschen zurückgeben. Wenn sich auf das mehr Schultern verteilt, hilft das bei der gegenseitigen Unterstützung. Ein nettes Wort für jemanden macht viel aus“, wirbt Sarah Kranz für das Projekt, das ihr neue Perspektiven aufgezeigt hat.