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Mehr Angst und Depressionen: Norbert Körings Auswege aus der Corona-Falle
Corona-Folgen
Beratungsstellen wie die der Caritas in Castrop-Rauxel werden in der Pandemie gebraucht. Es gibt Lösungsansätze, wie man wieder positiver ins Leben gehen kann. Der Experte erklärt seine Ideen.
Norbert Köring hat in Zeiten der Pandemie einiges zu tun. Der Leiter der Caritas-Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche in Castrop-Rauxel bezeichnet die Ausnahmesituation als „Dauerstressor“: „Corona ist ein Katalysator für die Probleme, die sowieso schon da waren“, sagt er. Insgesamt spüre er vermehrte Fälle von Angstzuständen und Depressionen. Und das Folge-Problem: Kinder und Jugendliche mit Hang dazu würden vermehrt online spielen.
Bewegung und Entspannung sind Erfolgsrezepte
Rund 500 Familien pro Jahr kommen in die Caritas-Beratungsstelle, etwa 300 davon melden sich jedes Jahr neu an. Anders als im ersten Lockdown suchen jetzt wieder viele die Beratung vor Ort. „2020 haben sich alle zurückgezogen und wollten nicht in die Öffentlichkeit, jetzt kommen die Menschen wieder“, stellt Norbert Köring fest. Auch Video-Beratung habe allerdings insgesamt weitergeholfen: „Das ist schon ein Geschenk, eine gute Möglichkeit, mit Eltern und Jugendlichen in Kontakt zu bleiben“, unterstreicht der Leiter der Beratungsstelle.
Wann merkt man, dass man professionelle Hilfe braucht? „Angstzustände werden zu einem permanenten Zustand, für positive Gefühle ist kein Blick mehr“, sagt Köring. In den Beratungsstunden versucht die Beratungsstelle, diesen verloren gegangenen Blick für das Positive wieder zu wecken. „Bewegung oder Entspannung tun grundsätzlich gut und führen zu positiven Gefühlen“, nennt Norbert Köring zwei Erfolgsrezepte.
Selbstreflexion als Schlüssel für die Krisenbewältigung
Regelmäßig übt er mit den Eltern, Kindern und Jugendlichen, die zu ihm kommen, sich abends vor dem Einschlafen fünf für sie angenehme Dinge zu überlegen, die sie am nächsten Tag umsetzen wollen. „Positive Gefühle haben viel mit subjektivem Befinden zu tun. Durch diese Eigenreflexion, was ich für mich tun kann, verlasse ich den Zustand der Passivität“, erklärt Norbert Köring.
Jugendliche, deren Eltern bereits ähnliche Krisen bewältigt hätten, hätten dabei Vorteile. „Das Schwierigste ist, anzufangen, zu akzeptieren, dass man gegen den Zustand ankämpfen kann. Dann ist es der Schlüssel, bewusst aktiv zu werden“, betont er. Die geplanten Aktivitäten müsse man möglichst konkret in eine Tagesstruktur einbinden, sich, wenn es die Situation erlaubt, etwa mit Freunden verabreden.
In der Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen bietet die Caritas eine Corona-Gruppe für Jugendliche an, die Ängste entwickeln. „So kommen sie mit anderen in Kontakt, das ist wichtig“, sagt Norbert Köring.
Vermehrt beobachtet er auch, dass Kinder Schwierigkeiten haben, in der Schule wieder Tritt zu fassen: „Es ist ein langsamer Einstieg zurück in den Alltag. Da hilft es, wenn Lehrer oder Schulsozialarbeiter Kontakt zu uns suchen.“
Berichtet gerne von Menschen, die etwas zu erzählen haben und über Entwicklungen, über die viele Menschen sprechen.
