Baugebiet Mariengärten nach der Insolvenz EUV-Chef: Wollen nicht nur Baustraßen hinterlassen

EUV-Chef zum Baugebiet Mariengärten: Nicht nur Baustraßen hinterlassen
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Baustellenstraßen führen hinter den Absperrzäunen in das Baugebiet Mariengärten in Castrop-Rauxel. Weit hinten, nah an der Bahnlinie, flattern Plastikplanen leicht im Wind vor den Fenstern in einer Häuserreihe. Die Reihenhäuser sind fast fertiggestellt. Im April sollten sie übergeben werden. Zwei Doppelhäuser daneben sind noch nicht ganz so weit. Doch dann kam die Nachricht von der Insolvenz der Tecklenburg GmbH.

Für die Käufer der insgesamt sechs Häuser kommt das einer Katastrophe gleich. Vor allem seit sie seit Kurzem wissen, dass Tecklenburg das Projekt nicht fertigstellen wird. Das hatte das Bauunternehmen vom Niederrhein im Januar, nach Bekanntgabe der Insolvenz, noch so angekündigt.

Am 1. April wurde das Insolvenzverfahren eröffnet, am 22. Mai wurden die Gläubiger bei einer Versammlung informiert. „Das Projekt Mariengärten wird vom Insolvenzverwalter nicht weitergeführt“, so dessen Pressesprecher Thomas Feldmann danach auf Anfrage unserer Redaktion. Die Bauvorhaben könnten von den Käufern in Eigeninitiative fortgeführt werden.

Aber die Hauskäufer sind nicht die einzigen Betroffenen. Involviert ist auch die Stadt Castrop-Rauxel und der EUV Stadtbetrieb. Es geht um die Erschließung des Baugebiets in Merklinde, das früher als „Gleisdreieck“ bekannt war. „Ein spannendes und arbeitsintensives Feld“, sagt EUV-Chef Michael Werner über die Problemstellung nach der Insolvenz.

Castrop-Rauxels Bürgermeister Rajko Kravanja (r.) plaudert im März 2023 anlässlich des ersten Spatenstichs mit Bauunternehmer Hermann Tecklenburg.
Castrop-Rauxels Bürgermeister Rajko Kravanja (r.) plaudert im März 2023 anlässlich des ersten Spatenstichs mit Bauunternehmer Hermann Tecklenburg. Da freute er sich noch über die "Entstehung eines wunderbaren Wohngebiets". © Ronny von Wangenheim

„Nach der Information über die Insolvenz sind die Stadtverwaltung und der EUV Stadtbetrieb unmittelbar aktiv geworden. Parallel wurden Informationen bei der betroffenen Firma eingeholt und Kontakt zum Insolvenzverwalter und gerade auch zu den betroffenen Käufern aufgenommen“, heißt es in einer Antwort der Stadt auf Anfrage unserer Redaktion. Bereits Anfang Mai trafen sich EUV und Bauordnung zu einem Gespräch mit den Käufern.

Weitere Gespräche seien geplant, so Michael Werner. Ziel sei es, den Käufern den Abschluss ihrer Bauvorhaben zu erleichtern. Und es geht um die Fragen zur notwendigen Infrastruktur: Straßen, Entwässerung, Wasser, Strom bis hin zu Breitbandausbau und Straßenbeleuchtung. „Wir wollen nicht nur Baustraßen hinterlassen“, sagt Michael Werner. „Wir müssen die Erschließung sicherstellen.“ Laut Bebauungsplan gehören dazu nicht nur die Häuser, sondern auch der Anschluss an den Bahnhof Merklinde. Der sollte laut Vertrag von Tecklenburg miterledigt werden, so Werner.

Bürgschaften könnten helfen

„Es gibt einen Rattenschwanz von Rechtsfragen“, erklärt der EUV-Chef. Zum Beispiel ist es üblich, dass vom Investor für die Erschließungsarbeiten Gewährleistungsgarantien abgegeben werden. Diese Bürgschaften übernehmen in solchen Fällen Banken oder Versicherungen. Mit diesem Bürgschaftsgeber müsse jetzt verhandelt werden, ob und in welcher Höhe er Gelder freigibt. Damit könnte die Erschließung dann vorangetrieben werden.

Auch mit den Unternehmen, die hier involviert waren, werde der EUV sprechen. Steigen sie wieder ein? Eine Frage, die geklärt werden muss. Schließlich ist es möglich, dass sie hohe Forderungen an Tecklenburg, jetzt an den Insolvenzverwalter Dr. Markus Kier aus der Kanzlei Piepenburg Rechtsanwälte, haben. Vielleicht schrecken sie vor dem Weitermachen zurück. Und dann ist noch die Frage, ob die Kostenberechnungen heute noch zu halten sind.

Der erste Spatenstich war im März 2023. Im Oktober 2023 wurde Richtfest gefeiert. Beide Male war Hermann Tecklenburg dabei. Er verbreitete gute Laune.

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