Vom Waldquartier am Schacht bis zum Emscher-Wohnen Neubaugebiete in Castrop-Rauxel im Überblick

Von Waldquartier bis Emscher-Wohnen: Die Neubaugebiete im Überblick
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Sechs Wohnbaugebiete werden derzeit in Castrop-Rauxel geplant, entwickelt oder verwirklicht. Während im größten davon, dem Beerenbruchviertel, die ersten Menschen schon heimisch geworden sind, steckt man beim „Alten Garten“ gerade erst in den Anfangs-Planungen. Im zweiten Anlauf. Eines eint alle Projekte: Überall gab es Aufs und Abs. Ein Überblick:

Das größte Wohngebiet der Stadt

Das Beerenbruchviertel in Castrop-Rauxel ist das größte Neubaugebiet der Stadt. Es soll eine Kita bekommen, Quartiers-E-Räder und -Lademöglichkeiten, soll energetisch auf einem aktuellen Stand sein und dabei erschwinglichen Wohnraum für Familien bieten.

Die Anlage liegt in der Nachbarschaft des Naturschutzgebietes Beerenbruch mit Wald und dem idyllischen Brunosee. Sie umfasst 85.000 Quadratmeter. Abgehend von der Recklinghauser Straße werden 180 Reihen- und Doppelhäuser gebaut. Die sogenannten Vista-Häuser hatten im Juni 2023 eine Preisspanne von 361.500 bis 457.500 Euro und Wohnflächen von 110 bis 129 Quadratmetern in bis zu fünf Zimmern.

Häuser im Baugebiet Beerenbruchviertel in Castrop-Rauxel.
Das Beerenbruchviertel ist schon deutlich weiter als die meisten der anderen Baugebiete in Castrop-Rauxel. Viele Häuser stehen und werden auch bereits bewohnt. © Ronny von Wangenheim (Archiv)

Mitte 2023 zogen die ersten Familien ein und im September 2023 waren schon 46 von 173 geplanten Häusern bezogen. Trotz der anfänglich großen Nachfrage nach den Häusern, die als „gigantisch“ beschrieben wurde, führten steigende Zinsen zu einer Verlangsamung der Verkaufszahlen, wie Thomas Bolte, bis Ende 2023 Pressesprecher der verantwortlichen Dornieden-Gruppe, erklärte.

Bolte, inzwischen nicht mehr im Unternehmen, gab sich aber ebenso wie die heutige Sprecherin Judith Uttenweiler optimistisch. Aktuell läuft die Vermarktung des dritten Bauabschnitts. Rund 50 Prozent seien verkauft, hieß es Ende 2023. Bis 2025 soll das Projekt abgeschlossen sein.

Insolvenz beim Mariengärten-Investor

Das Wohnprojekt Mariengärten in Castrop-Rauxel hat seit der ersten Idee bis zur aktuellen Situation viele Stufen durchlaufen. Vor zwölf Jahren wurde ein Bebauungsplan von der Stadt Castrop-Rauxel aufgestellt und genehmigt, damals unter dem Titel „Gleisdreieck“. Im Jahr 2022 nahmen die Pläne für das Gebiet dann konkrete Formen an.

Im Mai 2022 startete die Vermarktung der 34 geplanten Wohneinheiten, darunter Reihen- und Doppelhäuser sowie ein Mehrfamilienhaus. Die Tecklenburg GmbH des bekannten Bauunternehmers Hermann Tecklenburg trägt die Verantwortung. Die Häuser in Merklinde, kurz vor der Stadtgrenze zu Dortmund, wurden zunächst zu Preisen zwischen 469.000 und 665.000 Euro angeboten.

Bauunternehmer Hermann Tecklenburg in den Mariengärten in Castrop-Rauxel
Die Tecklenburg GmbH des bekannten Bauunternehmers Hermann Tecklenburg baut in den Mariengärten, doch Anfang 2024 meldete Insolvenz an. © Ronny von Wangenheim (Archiv)

Der erste Spatenstich erfolgte im März 2023. Ein halbes Jahr später war bei den ersten Häusern Richtfest. Die Vermarktung der nächsten Bauabschnitte schien zunächst ohne größere Hindernisse vonstatten zu gehen. Doch Anfang 2024 wurde die Nachricht bekannt, dass die Tecklenburg GmbH in Schwierigkeiten sei: Sie meldete Insolvenz an. Der Geschäftsführer betonte jedoch, die Absicht zu haben, „das Unternehmen weiterzuführen und sämtliche Bauprojekte in der zugesicherten Qualität und Termintreue fertigzustellen“. Während einige Projekte von Tecklenburg aktuell leiden, bleibt hier die Hoffnung, dass die Mariengärten für ihre zukünftigen Bewohner weiter realisiert werden. Aktuell laufen Recherchen unserer Redaktion.

Verzögerungen am Wetterschacht Erin 5

Am einstigen Wetterschacht Erin 5 in Dorf Rauxel hat sich seit der Rodung des Baum- und Strauchbestands an der Briloner Straße im Februar 2017 viel getan. Das Gebiet. Damals war es noch Acker- und Wiesenfläche, inzwischen ist es eine begehrte Wohnlage geworden.

Das Baugebiet am Wetterschacht Erin V entsteht zwischen Briloner Straße und der Pallasstraße in Dorf Rauxel.
Das Baugebiet am Wetterschacht Erin V entsteht zwischen Briloner Straße und der Pallasstraße in Dorf Rauxel. © Tobias Weckenbrock

Bereits 2021 waren alle 40 Grundstücke und 100 Wohneinheiten im Baugebiet zwischen Pallasstraße und Briloner Straße verbindlich reserviert, wie Stephan Conrad, Pressesprecher der RAG Montan Immobilien GmbH, damals erklärte: „Die Nachfrage nach den Grundstücken war der Wahnsinn.“ Anfang 2022 stand der erste Rohbau eines freistehenden Einfamilienhauses. In einige Häuser sind ihre Bewohner inzwischen eingezogen. Doch es gibt auch noch große Freiflächen.

Trotz der schnellen Vermarktung der Grundstücke zieht sich die Fertigstellung des Projekts hin. Die Stadt Castrop-Rauxel erwarb selbst Flächen für ein neues Feuerwehrgerätehaus für den Löschzug Rauxel-Dorf und eine Kita, von der bis heute noch nicht einmal der Rohbau zu sehen ist. Ebenso verhält es sich mit der Realisierung der Mehrfamilienhäuser am Südrand entlang der Pallasstraße.

Warten in Dingen

Aus ehemaligen Zechenflächen Wohnvierteln machen: Das ist auch die Idee des Projekts „Waldquartier Dingen Dorloh Plus“. Bereits im Sommer 2019 wurden Pläne für die Umwandlung der brachliegenden Fläche der Zeche Graf Schwerin im Dorf am Stadtrand zu Dortmund vorgestellt. 35 Wohneinheiten sind hier geplant, so nachhaltig und klimaeffizient wie sonst in keinem anderen Baugebiet in Castrop-Rauxel, wie der Geschäftsführer der DBQ Deutsche Bauland- und Quartiersentwicklung GmbH, Wolfgang Marbach, mehrfach betonte.

Der aktuelle Plan des „Waldquartier Dingen Dorloh Plus“.
So ist der aktuelle Plan des Viertels, den man auf mein-dorloh.plus im Internet einsehen kann. © Quelle: Vorhabenträger

Aus zunächst 160 Interessenten, die sich für die 35 Wohneinheiten gemeldet hatten, sind aufgrund der Zinskrise noch rund 20 übrig geblieben, sagte er Anfang 2024. Trotzdem ist sich Marbach sicher, dass man sich „um den Vertrieb keine großen Sorgen“ machen müsse. Ein anderer Rückschlag: Ein Gesellschafter des Projekts zweifelte an den Plänen, vor allem an deren Wirtschaftlichkeit. Das sorgte für eine Verzögerung von mehr als einem Jahr. Inzwischen schied er aus. Für Marbach spielt der Ertrag aus der Flächenaufbereitung offenbar nicht die allergrößte Rolle in diesem Projekt.

Noch ist vom Baugebiet an der Schieferbergstraße nichts zu sehen, doch im Februar 2024 wurde ein wichtiger Schritt gemacht: Der Stadtrat beschloss die notwendige Änderung des Flächennutzungsplans. Im April soll nun Bebauungsplan bei der Ratssitzung verabschiedet werden, hofft Marbach.

Wird 2024 endlich an der Emscher gebaut?

Zunächst hieß das Projekt „Wohnen an der Emscher“, heute firmiert es als „Am Emscherufer“: Im Neubaugebiet rund um die bekannte „Alte Eiche“ ist die Errichtung von 71 Wohneinheiten, darunter 20 Einfamilienhäuser, 20 Doppelhäuser und zwei Mehrfamilienhäuser geplant.

Nicht nur der Name, auch die Planung für das 22.000 Quadratmeter große Gelände zwischen Emscher, Heerstraße, Friedhof und Wartburgstraße hat über die Jahre eine Wandlung vollzogen. 2021 schon wurde ein Baubeginn fürs Folgejahr angekündigt. Daraus wurde nichts. Auch 2023 startete man noch nicht mit dem Bau der Häuser. Neben der medial groß inszenierten Rettung der „Alten Eiche“ sorgten archäologische Ausgrabungen, ein überhitzter und zwischenzeitlich erschütterter Immobilien- und Zinsmarkt für Verzögerungen.

Das Baugebiet Am Emscherufer in Habinghorst im Januar 2024: Die Baustraße ist hergerichtet. Gebaut wird aber aktuell nicht.
Das Baugebiet Am Emscherufer in Habinghorst im Januar 2024: Die Baustraße ist hergerichtet. Gebaut wird aber aktuell nicht. © Tobias Weckenbrock

Inzwischen ist der Baugrund hergerichtet. Zumindest aus der Luft sieht es aus, als könnten hier 2024 die ersten Häuser entstehen. Die Grundstücke des Wohnquartiers werden an bauwillige Investoren verkauft. Beim Vermarkter CCC Immogrund stehen Verkaufsanzeigen für Grundstücke zu einem Preis von 450 bis 1000 Euro pro Quadratmeter.

„Alter Garten“ wieder ein Thema

2018 schien das Bauprojekt „Alter Garten“ in Henrichenburg einigermaßen begraben. Jetzt kommt aber wieder Schwung in die Sache: Der ursprüngliche Vorschlag für das Baugebiet umfasste bis zu 40 Wohneinheiten. Dafür wäre der Bolzplatz für die Kinder der angrenzenden Grundschule bebaut worden. 2018 entschied sich der Rat auch trotz öffentlichen Widerstands für die Bebauung des Platzes

Archivbild zur Demonstration von Kinder im Castrop-Rauxel Rat gegen das Baugebiet "Alter Garten".
2018 gab es erfolgreichen Widerstand gegen das Baugebiet "Alter Garten". Jetzt könnte es trotzdem kommen. Allerdings unter anderen Vorzeichen. © Tobias Weckenbrock (Archiv)

Dagegen sammelte die Bürgerinitiative „Hände weg vom Bolzplatz“ 1658 Unterschriften. In einer überraschenden Wendung kauften Thomas Krämerkämper und seine Ehefrau Ende 2018 das betreffende Grundstück, um den Bolzplatz und den alten Baumbestand zu schützen. Mit Erfolg. Das Vorhaben erlebte eine Vollbremsung.

Nun, Jahre später, ist es aber wieder in der Planung: Die Stadt berichtet, dass geplant sei, hier im Umfeld der Schule und ohne die Bebauung des Bolzplatzes zwischen Autobahn A2 und den angrenzenden Wohnstraßen eine Freifläche mit bis zu 30 Wohneinheiten zu bebauen. Da der Bolzplatz nicht betroffen ist, ist auch Krämerkämper wieder im Boot. Er glaubt, die erneute Planung könne frühestens 2025 abgeschlossen werden.