Zinsen, Baukosten, die Inflation: Alles ist gestiegen. Und damit die Unsicherheit bei potenziellen Käufern von Immobilien. Das zeigt der neueste Grundstücksmarktbericht für Castrop-Rauxel, den der Gutachterausschuss jetzt veröffentlicht hat. Die gesunkenen Zahlen wirken sich auch auf Richtwerte aus.
„Der Trend, der sich schon 2022 angekündigt hat, setzt sich fort“, sagt Nikolaos Tsercezis für den Gutachterausschuss des Kreises Recklinghausen und der Städte Castrop-Rauxel und Herten. Das gilt für den Kreis, aber genauso für die Europastadt. 349 Käufe von Ein- und Zwei-Häusern gingen 2022 in die Statistik ein, 2023 waren es nur 189.

Das ist ein Rückgang von 46 Prozent. Beim Umsatz wird es noch etwas deutlicher. Von 104 Millionen Euro ging es zurück auf 52 Millionen Euro, ein Rückgang von 49 Prozent, so Nikolaos Tsercezis. Beim „Teilmarkt Wohnungseigentum“ sieht es etwas besser aus. Die Zahl der Käufe sank um 34 Prozent von 180 auf 118. Der Umsatz ging um 36 Prozent von 26 auf 16 Millionen Euro zurück.
Für den gesamten Kreis hat der Gutachterausschuss nach seiner jährlichen Bodenrichtwertsitzung einen Rückgang beobachtet. Lediglich Haltern macht eine Ausnahme. Insgesamt gingen im Kreis bei Ein- und Zweifamilienhäusern die Hauskäufe um 49 Prozent zurück, beim Wohneigentum um 41 Prozent. Die Umsätze sanken um 43 und 38 Prozent.
2000 Kaufverträge ausgewertet
Rund 2000 Kaufverträge aus dem Jahr 2023 wurden vom Gutachterausschuss erfasst und ausgewertet. Das waren rund 500 Verträge weniger als im Vorjahr. Hier sind alle Kaufverträge zusammengefasst, also auch von forst- oder landwirtschaftlichen Grundstücken oder Gewerbeflächen, die nicht in die Berechnung der Immobilienrichtwerte eingehen. Auch in dieser Gesamtheit wird der Rückgang deutlich: In Castrop-Rauxel sank die Zahl der Kauffälle von 717 auf 598. Weniger Kauffälle gab es zuletzt 2015.
Wie sich die Immobilienrichtwerte und die Bodenrichtwerte entwickelt haben, lässt sich auf www.boris.nrw sehr gut nachvollziehen, da neben den neuen Werten auch die historischen Werte eingesehen werden können. Bei den Bodenrichtwerten hat sich im Vergleich zu den Vorjahren nichts geändert. „Es gab in Castrop-Rauxel zu wenig Kauffälle bei unbebauten Grundstücken“, nennt Nikolaos Tsercezis den Grund. Baugebiete wie Am Emscherufer könnten dann bei der nächsten Sitzung mit aufgenommen werden.
Bei den Immobilienrichtwerten sind die Preise sogar zurückgegangen. Bei Eigentumswohnungen um 100 bis 150 Euro, bei Ein- und Zweifamilienhäusern um 300 bis 350 Euro, im Süd von Castrop-Rauxel sogar um 400 und 450 Euro. In Frohlinde werden jetzt Häuser mit 3450 Euro pro Quadratmeter bewertet, vor einem Jahr waren es noch 3850 Euro. Es ist der höchste Wert für Castrop-Rauxel. Außerdem finden sich auch Werte für Reihen- und Doppelhäuser, die stadtweit um 300 Euro niedriger liegen als bei den Ein- und Zweifamilienhäusern.

Stagnation bleibt
Am niedrigsten sind die Werte für Häuser in Merklinde mit 3000 Euro (Vorjahr 3450 Euro), Habinghorst und Pöppinghausen mit 3000 Euro (3350 Euro) und Ickern-Süd mit 3000 Euro (3300 Euro). Bei Eigentumswohnungen ist Castrop-Rauxel in drei Zonen unterteilt. Die größte umfasst die Stadt vom Süden bis zur Bahnlinie, die von Westen nach Osten über den Hauptbahnhof verläuft. Hier ist der Immobilienrichtwert von 2050 auf 1900 Euro gesunken. Zone 2 verläuft von dort Richtung Norden und kommt auf einen Richtwert von 1700 Euro (Vorjahr 1800 Euro). In Henrichenburg und Becklem gilt der Richtwert von 2050 Euro (2150 Euro).
Die ersten Monate des Jahres zeigen: Die Krise ist noch nicht vorbei. Auch in den großen Baugebieten Castrop-Rauxels stockt es oder geht langsamer voran. „Es bleibt die Stagnation“, sagt Nikolaos Tsercezis. Er erwartet, dass noch über das ganze Jahr 2024 hinweg Häuslebauer und -käufer vorsichtig bleiben werden.
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