
© Thomas Schroeter
Altbau kann riesige Kostenfalle sein: Gaspreis von fast 5500 Euro im Jahr
Energiekosten
Ein Altbau mit 148 Quadratmetern und viel Grundstück. Ein tolles Angebot? Kommt drauf an. Hier sollte man ganz besonders auf die Energieeffizienz achten. Sonst wird ein Altbau wahnsinnig teuer.
Bövinghausen? Merklinde? Wo liegt der Fuchsweg nun? Laut offizieller Landkarte der Stadt Castrop-Rauxel handelt es sich um Bövinghausen, was da westlich der Wittener Straße liegt. Auch das Ortseingangsschild nach Merklinde liegt erst einige Meter hinter der Lotharstraße, über die man den Fuchsweg von der B235 aus erreicht.
Wie auch immer Merklinder, Bövinghauser oder Castrop-Rauxeler darüber denken mögen: Hier kann man sich gerade für 499.000 Euro Verhandlungsbasis eine neue Heimat sichern, auf 148 Quadratmetern Wohn- und stattlichen 791 Quadratmetern Grundstücksfläche, wie das entsprechende Inserat verrät.
Die Doppelhaushälfte von 1956, die da zum Kauf angeboten wird, scheint sich für eine Familie geradezu aufzudrängen. Mit Sackgassen-Lage, fast 800 Quadratmetern Platz zum Ausleben, einem Teich und altem Baumbestand kann das Haus punkten. Das ursprüngliche Gebäude ist laut Beschreibung um ein großes Wohnzimmer sowie einen Wintergarten (beide mit Südausrichtung) ergänzt worden.
Energieeffizienzklasse ist ein ganz wichtiger Aspekt
Auch Doppelgarage, umfangreiche Nutzflächen im Keller und in Nebengebäuden sprechen für das Angebot. Die Bilder belegen allerdings auch die Klassifizierung des Objekts in Sachen Ausstattung: Normale Qualität. Da müssten wohl noch einige Euro investiert werden, um etwa Küche oder Heizkörper (Bäder werden nicht gezeigt) auf einen modernen Stand zu bringen.
Zumal das Haus laut Ausweisung nur in der Energieeffizienzklasse H angesiedelt wird. Das ist bei einer Suche nach einen neuen Haus heute kein unwichtiges Detail angesichts explodierender Energiepreise. Denn die Energieeffizienzklasse eines Hauses weist aus, wie energieeffizient ein Haus ist.
Konkret werden die Klassen anhand der Energie unterteilt, die nötig ist, um einen Quadratmeter Wohnfläche für ein Jahr zu beheizen (m²a). Die Energie wird in Kilowattstunden gemessen. Neubauten mit höchstem Energiestandard, sogenannte Passivhäuser nach KfW 40, verbrauchen maximal 30 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr und liegen damit in der Energieklasse A+.
Die nächste und aktuell gängige Klasse bei Neubauten ist die Energieklasse A mit Neubauten als Niedrigstenergiehaus nach dem KfW-Standard 55 und einem Verbrauch bis zu 50 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Normale Neubauten mit bis zu 75 Kilowattstunden als Jahresverbrauch pro Quadratmeter liegen in der Energieklasse B. Danach kommt die Klasse C als Mindestanforderung an Neubauten und einem Verbrauch von bis zu 100 Kilowatt.
Beispielhaus liegt jenseits erträglicher Werte
In den Klassen D bis G folgen Altbauten in unterschiedlichen Sanierungszuständen und mit Verbräuchen von bis zu schließlich 250 Kilowattstunden in der Energieeffizienzklasse G. Danach folgt dann noch die schlechteste Klasse H wie in unserem Beispielhaus in Bövinghausen/Merklinde. Die Klasse H wird vergeben bei einem Energieverbrauch, der über 250 Kilowattstunden liegt.
Und genau da liegt auch der große Makel der Doppelhaushälfte am Fuchsweg. Laut Internet-Anzeige liegt das Haus nicht nur in der schlechtesten unsanierten Energieklasse, sondern liegt mit einem ausgewiesenen Jahresverbrauch von 425,69 Kilowattstunden pro Quadratmeter auch noch weit jenseits der 250er-Marke.
Zur Verdeutlichung: Im derzeit günstigsten Tarif, der Grundversorgung über Eon, bezahlt man in Castrop-Rauxel 8,66 Cent Arbeitspreis je Kilowattstunde Gas. Bei einem Niedrigstenergiehaus nach KfW 55 und maximal 50 Kilowattstunden je Quadratmeter/Jahr würde man für Gas bei 148 Quadratmetern Wohnfläche 640,84 Euro ausgeben, beim Fuchsweg-Haus aber 5455,98 Euro (jeweils plus Grundpreis) – oder eben das Haus sanieren.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
