Der Kanalblick des angebotenen Hauses entspricht zu 100 Prozent den Tatsachen. Das Haus ist quasi nur durch die Suderwicher Straße vom Rhein-Herne-Kanal getrennt.

© RVR-Luftbild 2022

Wohnen an den Emscher-Auen oder mit Kanalblick: Realität oder Verkaufe?

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Wohnen an den Emscher-Auen oder mit Kanalblick. Wie viel Anzeigen-Lyrik versteckt sich hinter diesen Umschreibungen in Immobilien-Anzeigen? Wir haben den Realitäts-Check gemacht.

Castrop-Rauxel

, 21.04.2022, 19:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Was darf es sein? Ein Zweifamilienhaus mit Kanalblick in Becklem? Oder eine Doppelhaushälfte von 1919 in Bladenhorst? Oder ein neues Zuhause an den Emscher-Auen in Ickern?

3 von insgesamt 17 Ein- oder Zweifamilienhäusern, die man bei einer Suche Mitte April in Castrop-Rauxel im Netz findet, wenn man projektierte Häuser im Beerenbruch-Viertel oder den Marien-Gärten, Fertighaus-Angebote, Bruchbuden und Immobilien für Kapitalanleger außen vor lässt.

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Nicht viel für einen Markt im Ballungsraum Ruhrgebiet, in dem zahllose Menschen auf der Suche nach Eigentum sind und die noch recht tiefen Immobilien-Zinsen ausnutzen wollen, ehe die Kredithäuser den Zinssatz weiter nach oben schrauben, wie es gerade im Trend liegt.

Wir haben geguckt, wie und wo die Häuser wirklich liegen

Wie in vielen Immobilienanzeigen wird auch bei den drei oben beschriebenen Häusern die genaue Lage im Netz nicht angegeben. Stimmen die Beschreibungen überhaupt oder will man mit Kanal-Blick und Emscher-Auen-Lage nur Käufer anlocken? Wir haben geguckt, wie und wo die Häuser wirklich liegen.

Kanalblick? Stimmt das oder ist das Anzeigen-Lyrik, um Interessenten anzulocken?

Kanalblick? Stimmt das oder ist das Anzeigen-Lyrik, um Interessenten anzulocken? © Thomas Schroeter

Der Kanalblick in Becklem ist, um auf unser Eingangsangebot zu kommen, keine leere Anzeigen-Lyrik, sondern Tatsache. Das Haus mit 252 Quadratmetern Wohnfläche auf einem 700-Quadratmeter-Grundstück, das da für 550.000 Euro offeriert wird, liegt tatsächlich quasi direkt am Rhein-Herne-Kanal, nur durch die freilich recht viel befahrene Suderwicher Straße vom Kanal getrennt.

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Dass die Immobilie viele Stellplätze neben dem Haus bietet, ist da vielleicht nicht ganz so erwähnenswert wie die Tatsache, dass der Bau von 1930 seit 2008 umfangreich modernisiert worden sein soll, was dem nur spärlich vorhandenen Bildmaterial lediglich anhand der Bäder zu entnehmen ist.

Doppelhaushälfte ist nicht zu orten

Die Doppelhaushälfte in Bladenhorst ist mit ihrem Baujahr 1919 noch einen Ticken älter, soll dafür mit 90 Quadratmetern Wohnfläche auf 373 Quadratmetern Grundstück aber auch nur 339.000 Euro kosten. Der Zustand des Gebäudes wird mit „gepflegt“ angegeben, erfordert aber wohl einigen Renovierungsaufwand – jedenfalls wenn man sich die Fotos ansieht.

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Dafür sprechen auch die wenigen Angaben in der Objektbeschreibung, in der unter anderem eine Erneuerung und Isolierung des Daches im Jahr 1975 angegeben wird, was nicht für den allerletzten Stand der Isoliertechnik spricht. Dafür soll ein Kamin im Außenbereich die „Wohlfühlatmosphäre“ abrunden.

Die Lage-Bezeichnung „Bladenhorst“ lässt sich hier anhand der Anzeige nicht genauer lokalisieren. Laut Stadtplan erstreckt sich Bladenhorst vom Rütgers-Gelände im Osten bis quasi zum Gewerbegebiet am Herner Meer im Westen und bietet zwischendurch mit dem Gebiet um das Schloss Bladenhorst viel Grün und Natur.

Diese Doppelhaushälfte wird im Immobilienportal im Netz mit seiner Lage an den Emscher-Auen beworben.

Diese Doppelhaushälfte wird im Immobilienportal im Netz mit seiner Lage an den Emscher-Auen beworben. © Thomas Schroeter

Das schließlich angepriesene Zuhause an den Emscher-Auen und am Naturschutzgebiet Beerenbruch stellt sich bei der Suche im Luftbild-Portal des Regionalverbandes Ruhr als Doppelhaushälfte an der Damaschkestraße heraus. Es hat tatsächlich freien Blick in das Gelände des riesigen Hochwasserrückhaltebeckens und die benachbarten Felder.

Für 330.000 Euro bekommt man hier 100 Quadratmeter Wohnfläche auf 615 Quadratmetern Grund. Gebaut 1935, soll das Haus zuletzt 2013 modernisiert und 2017 mit einem Wärmedämmverbundsystem ausgestattet worden sein. Innenaufnahmen gibt es nicht.

Die Häuser auf der südlichen Seite der Damaschkestraße grenzen quasi unmittelbar an das Gelände des Hochwasserrückhaltebeckens Emscher-Auen an.

Die Häuser auf der südlichen Seite der Damaschkestraße grenzen quasi unmittelbar an das Gelände des Hochwasserrückhaltebeckens Emscher-Auen an. © RVR-Luftbild 2022

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