Abzocke: Coole Sneaker im Online-Shop für den 83-Jährigen ohne Internet

Jahresbericht der Verbraucherzentrale

Ob Internet-Betrug oder untergeschobene Verträge: Wie dreist Kriminelle und manche Unternehmen versuchen zu tricksen, zeigt der Jahresbericht der Verbraucherzentrale Castrop-Rauxel.

Castrop-Rauxel

, 02.06.2020, 06:30 Uhr / Lesedauer: 2 min
Rose Sommer leitet die Verbraucherzentrale in Castrop-Rauxel. Mit ihrem Team hatte sie im vergangenen Jahr wieder reichlich Beratungsbedarf abzuarbeiten.

Rose Sommer leitet die Verbraucherzentrale in Castrop-Rauxel. Mit ihrem Team hatte sie im vergangenen Jahr wieder reichlich Beratungsbedarf abzuarbeiten. © Verbraucherzentrale Castrop-Raux

Wie bestellt man etwas im Internet, wenn man gar keinen Internet-Anschluss hat? Im Fall eines 83-jährigen Rentners ließ sich der Betrug ziemlich leicht aufklären. Die coolen Turnschuhe und stylische Lederjacken konnte er nicht selbst im Internet bestellt haben. Betrüger hatten seine Daten gestohlen und auf seinen Namen Produkte bestellt. Er bekam nur die Rechnung.

Kein Einzelfall in 2019 zieht die Verbraucherzentrale in Castrop-Rauxel in ihrem Jahresbericht Bilanz. Neben der Rechtsberatung hat die Verbraucherzentrale zum Zweck der Prävention über das Jahr verteilt auch mehrere Vorträge über das Thema Datenschutz und Datensicherheit gehalten.

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5800 Anliegen von Verbrauchern in einem Jahr

Nach eigenen Angaben sei die Verbraucherzantrale in Castrop-Rauxel bei rund 5800 Verbraucheranliegen im vergangenen Jahr Ansprechpartnerin für Ratsuchende gewesen und war in 1200 Rechtsberatungen und -vertretungen aktiv.

In 2019 sei ein Großteil der Ratsuchenden wieder mit Problemen rund ums Thema Telekommunikation in die Beratungsstelle gekommen, heißt es im Jahresbericht der Verbraucherzentrale. So sollte eine Familie über 1100 € für die Datennutzung der 13-jährigen Tochter im Ausland zahlen. Die Beratungsstelle stellte fest, dass das Telekommunikationsunternehmen nicht seiner Pflicht nachgekommen war, die Internetverbindung nach einem Datenverbrauch von 59,90 € zu beenden. Der Familie wurden daraufhin über 1000 Euro gutgeschrieben.

Mangelhafte Information beim Vertragsabschluss in Telefon-Shops sorgten auch im vergangenen Jahr wieder für Ärgernisse. Bei einer landesweiten Stichprobe hatte die Verbraucherzentrale festgestellt, dass neun von zehn Shops ihren gesetzlichen Informationspflichten vor Abschluss eines Handyvertrages nicht nachgekommen waren.

Das Telefon bleibt beliebtes Instrument von Betrügern

Und auch am Telefon untergeschobene Verträge hatten wieder Konjunktur: Im August 2018 erschlich sich ein Energieanbieter per verbotenem Werbeanruf die Daten eines Verbrauchers und behauptete einen Vertragsschluss. Die Beratungsstelle unterstützte den fristgerechten Widerruf des Vertrags. Aber damit war der Fall noch nicht erledigt: Die Daten nutzte das Unternehmen im März 2019 ein weiteres Mal, begrüßte den überraschten Verbraucher als neuen Kunden und hatte - ohne jede Vollmacht - den Vertrag mit dem alten Anbieter gekündigt.

Die Rechtsvertretung der Verbraucherzentrale führte zur Niederschlagung des behaupteten Vertrags; der bisherige Lieferant setzte die Versorgung mit Strom wunschgemäß fort.

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600 Euro für die Entfernung eines Wespennests

Darüber hinaus, beriet die Verbraucherzentrale Verbraucher bei energetischen Umbauten am Haus oder unterstütze bei fristgerechten Kündigungen, nach denen trotzdem eine Inkassoforderung ins Haus flatterte. Und sie half Verbrauchern, wenn sie Opfer von Wucher wurden. So sollte die Entfernung eines Wespennestes über 600 Euro kosten. Angemessen wären 80 bis 150 Euro, schreibt die Verbraucherzentrale in ihrem Jahresbericht.

Aktuell werde die Beratungsstelle mit Fragen zum Thema Reiserecht überhäuft: Wie erhalte ich meine Erstattung für den im März stornierten Flug? Muss ich die mir angebotenen Reisegutscheine akzeptieren? Kann ich meine Reise im August kostenfrei stornieren? Aber auch die neue Gutscheinregelung für Fitnessstudio-Abos, Dauerkarten für Fußball oder Theater und für Konzert- und Veranstaltungstickets wollen Ratsuchende erklärt haben. Daneben steigen die Anfragen zum Auskommen mit reduziertem Einkommen. Wenn Corona-bedingt gestundete Kredite, Mieten oder Versicherungsprämien zurückgezahlt werden müssen, geraten viele Haushaltsfinanzen aus dem Gleichgewicht. Vor allem, wenn Kurzarbeit oder gar der Verlust des Arbeitsplatzes die privaten Haushaltsperspektiven zusätzlich verschlechtern.

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