Trotz Auswechslung: Sahin war der beste Borusse

Wie in alten Zeiten

Er spielte feine Pässe, er eroberte Bälle, er hatte Dortmunds gefährlichste Szene im ersten Durchgang: Nuri Sahin war am Mittwochabend eine Hälfte lang der beste Borusse bei der 1:3-Niederlage beim AS Monaco. Zur Pause musste er dennoch weichen – aus taktisch durchaus gut begründeten Überlegungen. Sportlich bitter war seine Auswechslung dennoch.

MONACO

, 21.04.2017, 06:22 Uhr / Lesedauer: 2 min
Bilder der Champions-League-Partie zwischen AS Monaco und Borussia Dortmund.

Bilder der Champions-League-Partie zwischen AS Monaco und Borussia Dortmund.

Nuri Sahin ist ein sensibler, ein feinfühliger und empathischer Mensch. Sein zutiefst ehrliches und offenes Interview im norwegischen Fernsehen nach dem Hinspiel gegen Monaco in der Vorwoche, nur rund 24 Stunden nach dem schweren Sprengstoff-Anschlag auf ihn und seine Teamkollegen, hat nicht nur diejenigen bewegt, die der Borussia nahestehen.

Größter Respekt

Man sah in diesen Momenten – und auch in den Tagen danach – wie sehr Sahin die Bilder und Geräusche aus dem Mannschaftsbus verfolgten. Umso größer war der Respekt, den er von allen Seiten für seine starken Leistungen beim 2:3 gegen Monaco und beim 3:1 gegen Frankfurt zugesprochen bekam.

Nuri Sahin (@nurisahin): – It's hard to find the right words.@JanAageFjortoftpic.twitter.com/KTMPF3PTNI

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Als Belohnung stellte ihn BVB-Trainer Thomas Tuchel im Rückspiel in Monaco in die Startformation. Und Sahin rechtfertigte in seinem dritten Spiel binnen acht Tagen nach zuvor mehr als viermonatiger Verletzungspause diesen Schritt. Der Mittelfeldstratege war der Dortmunder Chef auf dem Platz, baute das Spiel seiner Elf auf und unterband zwei, drei gefährliche Offensivszenen der Monegassen. Und als er in der 14. Minute beim Stand von 0:1 einen Freistoß so perfekt über die Mauer zirkelte, dass der Ball genau auf Höhe des Winkels Richtung Tor flog, machten sich die rund 1800 mitgereisten BVB-Fans schon zum Torjubel bereit.

Ein Zentimeter fehlt

„Wenn der reingeht, dann kriegen wir noch mal Kraft“, mutmaßte Sahin später. Doch der Ball klatschte an den Innenpfosten und sprang von dort zurück. Es fehlte vielleicht ein Zentimeter und das Spiel hätte eine andere Wendung genommen. Stattdessen traf Monaco drei Minuten später zum zweiten Mal – und besiegelte damit frühzeitig das verdiente Aus des BVB.

„Das“, sagte Sahin geknickt, „war unser Genickbruch.“ Der 28-Jährige hatte sich viel ausgerechnet für die Champions League, das ließ er am Abend des Ausscheidens durchblicken. Die Hoffnung des türkischen Nationalspielers war groß, die Runde gegen Monaco nach dem kaum zu bewertenden 2:3 noch zu drehen. Doch nicht nur deshalb war der Mittwoch ein aus rein sportlicher Sicht bitterer Tag.

Guerreiro für Sahin

Schon zur Pause war nämlich Schluss für Sahin: Tuchel wechselte ihn aus, obwohl er bis dahin der beste Borusse war. „Der Rückstand war der Grund“, erklärte der BVB-Coach seinen Schritt. „Wir haben dann mit Raphael Guerreiro auf der Position gespielt, weil wir aus dem Zentrum noch mehr Offensivgeist entwickeln wollten.“ Es war eine nachvollziehbare Begründung – und doch unbefriedigend für Sahin.

„Der Trainer hat mich aufgestellt, also ist es auch sein Recht, mich auszuwechseln“, erklärte der Sechser nach der Partie diplomatisch. „Dagegen kann ich nichts sagen.“ Und er wollte es auch nicht. Sahin ist niemand, der öffentlich Mitspieler oder Trainer kritisiert. Er war und ist stets loyal zu seinem Team und seinem Verein. Daran änderte in den vergangenen anderthalb Jahren auch die Tatsache nichts, dass er immer wieder zu spüren bekommt, dass er in Tuchels Planungen eine untergeordnete Rolle spielt.

Perspektiven werde nicht besser

Es gab am Mittwoch in Julian Weigl schließlich noch einen zweiten Sechser, der theoretisch für Guerreiro hätte weichen können. Doch anders als Sahin spielt Weigl in der Regel immer unter Tuchel. So war es auch diesmal. Und im Sommer stößt in Mahmoud Dahoud auch noch ein erklärter Wunschspieler des Trainers für die Sechser-/Achter-Position hinzu. Die Perspektiven werden also nicht besser für Sahin, dessen Vertrag bis Juni 2018 läuft.

Auch Tuchels Arbeitspapier endet – Stand heute – am Ende der nächsten Saison. Gut möglich, dass am Ende die Entscheidung um die Zukunft des einen mit der des anderen zusammenhängt. Sportlich wie menschlich wäre ein Abgang Sahins ohne Frage ein Verlust für den BVB. Das hat der langjährige Borusse in Monaco ungeachtet des Dortmunder Ausscheidens wieder einmal gezeigt.

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