Nuri Sahin zieht die Fäden - Patzer in der Defensive
BVB-Einzelkritik
Es sollte nicht sein: Acht Tage nach dem Sprengstoff-Anschlag auf ihr Leben versuchten die Spieler von Borussia Dortmund beim AS Monaco alles, um nach der 2:3-Niederlage aus dem Hinspiel noch ins Halbfinale der Champions League einzuziehen. Individuelle Fehler und eine nicht aufgegangene Taktik aber verhinderten bei der 1:3 (0:2)-Niederlage das Weiterkommen. Die Einzelkritik.

Zog gegen Monaco die Fäden: Nuri Sahin (r.).
Roman Bürki: Der Keeper hatte nach dem Hinspiel in aller Offenheit bekannt, dass er sich am Tag nach dem Anschlag nicht auf seinen Job konzentrieren konnte. Wer konnte es ihm verdenken. Auch am Mittwoch wirkte er noch nicht wieder zu 100 Prozent fokussiert, den Schuss vor dem 0:1 (3.) lässt er normalerweise nicht nach vorne prallen. Dass er es viel besser kann, bewies der Schweizer in der zweiten Hälfte nicht nur bei seiner starken Parade nach Almany Toures Kopfball (50.). Note: 3,0
Lukasz Piszczek: Wie alle Dortmunder Verteidiger hatte er arge Probleme mit Monacos schnellen und enorm umschaltstarken Offensivspieler. Egal, ob die heranrauschendenden Gegenspieler Thomas Lemar oder Kylian Mbappe hießen - richtig dicht bekam Piszczek seine rechte Abwehrseite nicht - und patzte dann vor dem 1:3 (81.). Note: 4,5
Sokratis: Der Abwehrchef ist neben Matthias Ginter der schnellste Innenverteidiger in Dortmunds Kader, doch mit Mbappe kam auch er nicht mit. Vor dem 0:1 reagierte er einen Tick zu langsam, das genügte dem Franzosen zum Führungstreffer (3.). Es blieb nicht die einzige Szene, in der Sokratis das Nachsehen gegen ihn hatte. Note: 4,0
Matthias Ginter: Der Innenverteidiger des BVB war in der Vorwoche zum dritten Mal aus der Nähe mit Terror konfrontiert, entsprechend schwer fällt es, seine Leistung zu bewerten. Rein sportlich betrachtet, bekam er seinen Gegenspieler Radamel Falcao speziell in der Luft nur schwer in den Griff - so auch beim frühen 0:2 (17.) Note: 4,0
Erik Durm: Nach über einem Monat Wettkampfpause stand Thomas Tuchels Spezialist für den rechten Flügel wieder auf dem Feld. Doch der Plan, mit ihm als Teil einer Fünferkette zunächst für Stabilität zu sorgen, ging schief. Durm, der beim Hinspiel nicht im Kader gestanden hatte, ließ vor dem 0:1 (3.) Benjamin Mendy zu einfach passieren und konnte seine Seite auch vor dem 0:2 (17.) nicht abdichten. Nach 27 Minuten war Schluss für ihn, weil Tuchel die Taktik auf ein 4-2-3-1 umstellte. Note: 5,0
Julian Weigl: Es ist schon auffällig, wie sehr er in der Mittelfeld-Hierarchie des BVB zurücktritt, wenn Nuri Sahin an seiner Seite spielt. Erst als der zweite Sechser ausgewechselt war, übernahm er federführend den Spielaufbau. Note: 3,5
Nuri Sahin: In seinem dritten Spiel binnen einer Woche zog der Stratege von Beginn an die Fäden im Spiel des BVB. Er spielte starke Pässe im Aufbau, fing hinten Bälle ab und hatte mit seinem Freistoß an den Pfosten die beste Offensivszene seiner Elf (14.). Dennoch blieb er zur Pause in der Kabine - vermutlich, weil er nach viermonatiger Pause noch nicht bereit ist für so viele Spielminuten. An der Leistung kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Note: 2,0
Raphael Guerreiro: Der polyvalente Portugiese fing links offensiv an, rückte dann nach 27 Minuten auf die Linksverteidigerposition und zu Beginn der zweiten Hälfte ins zentrale Mittelfeld. Dort war er deutlich am stärksten, dennoch war nach 72 Minuten Schluss für ihn. Note: 3,0
Shinji Kagawa: Auch diesmal wieder probierte der technisch beschlagene Regisseur des BVB einiges aus, um Monaco in Bedrängnis zu bringen. Doch die Wende konnte er nicht herbeiführen, ihm fehlte diesmal das Spielglück in den engen Szenen. Note: 3,5
Marco Reus: Er war der große Hoffnungsträger fürs Rückspiel - und nach dezenter erster Hälfte schickte er sich mit seinem Treffer zum 1:2 (48.) an, diese Erwartung zu erfüllen. Er versuchte viel, war ständig unterwegs und riss seine Teamkollegen mit. Doch es sollte nicht reichen. Note: 2,5
Pierre-Emerick Aubameyang: Ein halbes Jahr lange hatte der Gabuner einst für den AS Monaco auf dem Platz gestanden. Es war ein unglückliches Intermezzo, nach nur zwei Toren in 23 Partien musste er zurück nach Mailand. Auch am Mittwoch kam er nicht an sein eigentliches Leistungsvermögen heran. "Auba" spielte offensiv unauffällig und hatte keine Torchance. Aber: Er kämpfte und grätschte sogar einmal tief in der eigenen Hälfte. Note: 4,5
Ousmane Dembele (ab 27.): Vor der Partie hatte Tuchel die Nicht-Aufstellung des jungen Franzosen mit Müdigkeit begründet, doch bereits nach 27 Minuten kam er um Dembele nicht mehr herum. Sein starkes Solo führte zum 1:2 durch Reus (48.). Note: 2,5
Marcel Schmelzer (ab 46.): Der BVB-Kapitän kam ausnahmsweise erst zur Pause. Er spielte diesmal ganz klassisch als Linksverteidiger und machte seine Sache ordentlich. Note: 3,0