Seit 2006 heißt Dortmunds Fußballtempel Signal Iduna Park. Für die Namensrechte bis 2031 zahlt der heimische Versicherungskonzern geschätzt knapp 100 Millionen Euro. Er gehört zu den längsten und wichtigsten Sponsoren des Klubs und ist mit rund sechs Prozent an der KGaA beteiligt. „Für immer Westfalenstadion“ zu lesen auf der Choreografie vor dem Spiel gegen Union Berlin habe ihm „Schmerzen“ bereitet, sagte der Vorstandsvorsitzende Ulrich Leitermann im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
Sie haben als Jugendlicher selbst Fußball gespielt. Wie kam es dazu?
Ich bin in Süddeutschland aufgewachsen, in einem Vorort von Offenburg. Da gab es für die Jugend nicht sonderlich viele Möglichkeiten. Jugendarbeit hat der BDKJ angeboten, also kirchlich organisiert, da war ich aktiv. Und dann gab es den Fußballverein, den FV Weier. Da habe ich gekickt, von der C-Jugend bis zur A-Jugend. Das war gar nicht so einfach: Ich musste tricksen, um zum Sportplatz zu kommen.
Warum?
Mein Vater war absolut dagegen, dass ich Fußball spiele. Er hat es als vertane Zeit angesehen. Meine Eltern hatten einen Betrieb, meine beiden Geschwister und ich mussten am Samstag mithelfen, Prospekte drucken und verteilen. Ganz ehrlich, Geld hätte ich mit dem Fußballspielen auch niemals verdienen können (lacht). Aber es war trotzdem wichtig für mich!
Weshalb genau?
Im Sport lernt man Teambildung, gemeinschaftliches Engagement und die sozialen Kompetenzen wie Solidarität, Rücksichtnahme. Das darf man nicht unterschätzen, heute vielleicht mehr denn je.
Nach der Schule zog Ulrich Leitermann nach Mannheim. Er wollte eine kaufmännische Karriere einschlagen, absolvierte eine Ausbildung bei einer Bank und studierte Betriebswirtschaftslehre, wurde Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Für Fußball blieb da keine Zeit. „Ich habe noch keinen Fußballprofi gesehen, der parallel Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer geworden ist. Und andersherum auch nicht“, meint er schmunzelnd. 1997 wurde Leitermann Finanzvorstand bei der Signal Iduna, 2013 folgte er Reinhold Schulte als Vorstandsvorsitzender.
Seit 1997 wohnen Sie in Dortmund. Wie sehr sind Sie noch Süddeutscher?
Nach 26 Jahren kann ich mit Nachdruck sagen, dass meine Familie hier zuhause ist. Als wir hergezogen sind, sind wir unglaublich liebevoll und wertschätzend aufgenommen worden. Wir fühlen uns wohl. Meine beiden Töchter sind Kinder des Ruhrgebiets. Und ich will hier auch nicht mehr weg.

Dann erübrigt sich die Frage, wie sehr die Stadt und wie sehr der Fußballverein sie privat, aber auch beruflich vereinnahmt und in den Bann gezogen haben.
Mein Tag beginnt mit einem Kaffee und der Lektüre der Ruhr Nachrichten, und zuerst lese ich immer den Sportteil.
Und aus Ihrem schönen Büro hier ist es gefühlt nur ein Steinwurf bis zum Stadion.
Sie dürfen gerne Signal Iduna Park sagen! Die Verbindung zu Borussia Dortmund ist über all die Jahre so intensiv geworden, so gereift und ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens, ob privat oder beruflich, da fiebere ich automatisch bei jedem Spiel mit. Manchmal mit großer Begeisterung und selbst dann noch, wenn es wie am Wochenende eher Schmerzensgeld geben müsste.
Sie stehen nicht nur einem der größten BVB-Sponsoren vor, sondern sind auch Stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat der KGaA. Geht der erste Blick auf den Börsenkurs oder auf die Tabelle?
Während der Woche geht der erste Blick immer auf den Börsenkurs. Heute lag die Aktie bei 3,98 Euro – naja, wir hatten schon bessere Zeiten. Auf die Tabelle schaue ich am Spieltag, dann aber auch vor, während und nach den BVB-Spielen. Und spätestens in der Zeitung lese ich dann von den BVB-Handballerinnen, bei denen wir uns engagieren, und von den Fußballerinnen, die Beachtliches leisten.
Wie sehen Sie als Finanzexperte und als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender den Klub aufgestellt?
Borussia Dortmund ist in meinen Augen sensationell gut aufgestellt. Ich würde behaupten, es ist der am besten geführte Verein in der Bundesliga. Und auch international dürfte es wenige Klubs geben, die derart solide dastehen. Schauen Sie sich doch an, wie stark die Borussia aus der Coronakrise hervorgegangen ist. Bilanzen kann ich lesen, das muss man mir zutrauen. Wir haben mehr als 151 Millionen Euro Verlust eingefahren, das ist eine gewaltige Summe. Und trotzdem nehmen wir keinerlei Kreditlinien mehr in Anspruch.

Das Festgeldkonto mit früher 50 Millionen Euro Guthaben ist geplündert. Und bei der Kapitalerhöhung haben die Aktionäre rund 80 Millionen Euro ihren Teil zur Schuldentilgung beigetragen.
Das kann man nur durchziehen, wenn man auf der anderen Seite eine starke Aktionärsstruktur hat und in der Geschäftsführung einen extrem guten Job macht. Hans-Joachim Watzke, Thomas Treß und Carsten Cramer leiten das Unternehmen mit großer Vernunft und mit großem Geschick. Sie sind mit allen Wassern gewaschen, sehr kreativ und sie wahren das Gespür für den Verein. Hinzu kommen Fragen der Compliance, der Nachhaltigkeit: Bei einem börsennotierten Unternehmen gelten da hohe Anforderungen, das ist im Fußballgeschäft nicht immer ein Vorteil. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht können die BVB-Fans stolz auf ihren Verein sein.
Die Marktkapitalisierung liegt bei knapp 500 Millionen Euro. Experten schätzen den Unternehmenswert drei- bis viermal so hoch ein.
Ich hätte nichts dagegen, wenn der Aktienkurs mal wieder bei zehn bis zwölf Euro läge. Aber davon sind wir weit entfernt. Es bleibt ja diskutabel, was den Kurs jetzt wirklich beeinflusst. Ist es nur der sportliche Erfolg? Ist es die Aussicht auf eine Dividende? Man darf schon grundsätzlich die Frage stellen, ob Fußballvereine an die Börse gehören. Da kann man geteilter Meinung sein. Es zwingt zu hoher Professionalität, das ist gut, aber es ist auch ein gewisser Druck da bei Formalien. Das kann auch belastend und wenig zielführend sein.

Zumal das Wachstum an natürliche Grenzen stößt.
Anders als andere Unternehmen kann der BVB nicht permanent neue Produkte entwickeln. Allein aus diesem Grund kann es auch nicht Jahr für Jahr immer bessere Ergebnisse geben. Man darf auch nicht vergessen, dass sehr viel Geld in den Kader reinvestiert werden muss. Die guten Spieler sind sehr teuer. Und wir müssen sie, von mir aus lieber später als früher, wieder verkaufen, weil wir auf die Transfereinnahmen angewiesen sind. Und dennoch sind wir weit entfernt vom FC Bayern, der das Doppelte in seinen Kader investieren kann. Wirtschaftlich sind das Welten.
Trotzdem liegen die Münchner zur zwei Punkte und ein paar Tore vor dem BVB. Und Chelsea war in der Champions League auch nur ein Tor besser und nicht 600 Millionen Euro entfernt.
Da stellen wir uns die Frage: Wo geht die Entwicklung hin im Topfußball? Wir reden in England von Vereinen, die von ausländischen Sponsoren oder von Staatsfonds gepampert werden. Die spanischen Klubs schieben unfassbare Schuldenberge vor sich her. Das wollen wir hier alles nicht! Ich stehe fest hinter der 50+1-Regel. Das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass das Halbfinale der Champions League eher nur in Ausnahmefällen erreicht wird. Selbst die Bayern tun sich schwer. Und bei den Transfersummen, die gehandelt werden, muss ich sagen, dass das für mich mit Sport nichts mehr zu tun hat. Das ist modernes Söldnertum. Diese Dimensionen sind für uns nicht erreichbar, und mit Verlaub: Das ist auch krank!
Der Markt ist entfesselt und wird nicht reguliert.
Diese Entwicklung führt für mich das Spiel ad absurdum. Und dieses „Financial Fairplay“ ist doch, ehrlich gesagt, nicht mehr als eine Lachnummer. Wir müssen in Dortmund unser Spiel spielen.

Was den BVB besonders macht, ist die riesige Identifikation in der Stadt, die leidenschaftlichen Fans, der permanent ausverkaufte Signal Iduna Park mit seinen 81.365 Zuschauern, die Südtribüne …
Gleichzeitig muss der Klub alle anderen, auch unpopulären Erlösquellen zumindest in Erwägung ziehen. Wir können nicht Fußball in Rahmenbedingungen wie vor 20 oder 30 Jahren wünschen und gleichzeitig in der Champions League mitspielen wollen. Das passt nicht zusammen. Das muss allen Beteiligten klar sein, und da gehören auch die Fans dazu. Wir müssen diese wirtschaftlichen Aspekte des modernen Fußballs akzeptieren. Das meint auch, eventuell Investoren zuzulassen in der Bundesliga und auf deren Interessenlagen einzugehen. Wenn man das alles nicht will, darf man hier nicht Champions League erwarten. Da muss man Anspruch und Wirklichkeit zueinander führen. Wir reden beim Profifußball in starkem Maße über eine wirtschaftliche Veranstaltung. Wir finden keinen Spieler, der uns weiterhilft und für die Ehre kickt.
Wie kann die Abwägung zwischen den kommerziellen Anforderungen und dem Bezug zur Basis, die diesen Verein ausmacht, denn gelingen?
Ich finde, wir haben hier eine ganz gute Balance. Der BVB muss seine Vermögenswerte bestmöglich vermarkten, ob es sich um das Trikot handelt oder die Namensrechte am Signal Iduna Park. Ohne Investoren und Sponsoren ginge es nicht mehr. Die greifen eventuell tiefer in die Tasche, wenn der Klub seinen Marktwert erhöht. Und dazu gehört zum Beispiel auch die internationale Vermarktung. In der weiten Welt gibt es genau zwei Vereine aus Deutschland, die bekannt sind: die Bayern und uns. Wenn ich auf Reisen sage, ich käme aus Dortmund, antworten die Menschen sofort mit „BVB“. Diese Strahlkraft besitzt sonst keiner, da sieht man den Stellenwert und Bekanntheitsgrad des Vereins. Die Borussen und die Bayern gehen konsequent ins Ausland und holen das Geld rein. Andere Klubs, die kaum einen interessieren, halten dann die Hand auf. Da muss man bei der Verteilung der Erlöse kritisch hinterfragen, wer denn welchen Aufwand dafür betreibt.
Die Signal Iduna steht dem BVB seit 49 Jahren zur Seite, und mindestens acht weitere Jahre sind vertraglich noch vereinbart. Warum lohnt sich das Engagement bei Borussia Dortmund für Sie?
Das hat historisch in erster Linie mit dem Standort zu tun. Als größter privater Arbeitgeber haben wir viele Mitarbeitende, die Borussen sind. Bei den Werten sind sich der Verein und unser Unternehmen sehr ähnlich. Beiden ist nichts in den Schoß gefallen. Wir stehen für harte Arbeit, für die Bereitschaft zu kämpfen, und wir können mit den Fans im Rücken oder unseren engagierten Mitarbeitenden über uns hinauswachsen.

Geht es etwas konkreter?
Diese Ehrlichkeit der Menschen, diese Freundlichkeit und Loyalität im Umgang machen das Ruhrgebiet und den BVB aus. Das sind auch Dinge, die ich für mein Unternehmen in Anspruch nehme. Signal Iduna und den BVB verbindet eine gewachsene Beziehung.
Fußball ist hier in Dortmund hoch emotional besetzt. Versicherungen sind, entschuldigen Sie bitte, doch ein eher dröges Geschäft.
Ja, das stimmt. Aber wenn ich mit Gästen in den Signal Iduna Park gehe, die überhaupt nicht fußballaffin sind, sind die nachher geflasht. Wir nutzen diese emotionale Aufladung des Fußballs für unsere Versicherungen und sitzen sozusagen huckepack. Ich sage immer: Ich habe noch nie gehört, dass jemand seine Lebensversicherungspolice in der Garage aufhängt, jeden Tag daran vorbeiläuft und sie streichelt. Die Bindung zur Borussia ist eine Herzensangelegenheit. Sie öffnet uns genau wie das Thema Fußball viele Türen.
Sie haben 2005 die Namensrechte übernommen, in einer schwierigen Zeit. Ich vermute, Sie haben viel Überzeugungsarbeit leisten müssen.
Hans-Joachim Watzke hat mal gesagt, ohne Signal Iduna gäbe es den BVB heute nicht mehr. Ob das so korrekt ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber ein Investment in diesen Größenordnungen muss nicht nur zum Unternehmen passen und sich in irgendeiner Form auszahlen. Es muss auch inhaltlich stimmen. Dafür haben wir uns damals bewusst entschieden.
Was meinen Sie?
Es gab selbstverständlich kontroverse Diskussionen, etwa darüber, ob wir die Pylonen am Signal Iduna Park blau anstreichen lassen. Das Gegenteil ist passiert: Wir haben im Stadionlogo auf unsere Unternehmensfarben verzichtet. Wir wollten Rücksicht nehmen auf die Fankultur und haben akzeptiert, dass wir den Signal Iduna Park auch im Logo in Schwarz und Gelb darstellen und nicht mit Blau und Weiß. Wir haben damals also nicht nur finanziell geholfen, wir sind auch über unseren eigenen Schatten gesprungen. Das wird dann schnell vergessen. Für mich zeigt es den gegenseitigen Respekt und die Wertschätzung. Vor einem Jahr haben wir den Namensrechte-Vertrag zum zweiten Mal langfristig verlängert. Das zeigt unser nachhaltiges Interesse.
Können Sie ein Plus an Abschlüssen auf das Sponsoring zurückführen?
Wir müssen das Sponsoring auch aktivieren und fragen immer wieder: Was können wir gemeinsam mit der Borussia wertstiftend auf die Beine stellen? Ich muss die Zahlungen ja rechtfertigen vor unseren Mitgliedern. Für unsere Außendienstmitarbeiter ist das Thema Fußball und Signal Iduna Park ein Türöffner. Fußball ist überall in Deutschland in extremer Art und Weise präsent. In Euro und Cent lässt sich das aber nicht abschließend aufrechnen. Und es ist ja klar, dass nicht alle unsere Kundinnen und Kunden eingefleischte BVB-Fans sind und das Engagement toll finden.

Was sagen Sie den Kritikern?
Die Versicherungsgesellschaften sind vom Sponsoring nicht betroffen. Das läuft alles über die gemeinsame Holding. Unsere Kunden werden also dadurch nicht belastet.
Wenn Sie von 2022 bis 2031 knapp 100 Millionen Euro ausgaben, werden Sie das mit Zahlen unterfüttern müssen. Mit Reichweite, mit vertrieblichen Erfolgen, mit Marketing.
Um mal mit den 100 Millionen Euro aufzuräumen: Da liegen wir drunter.
Nur wenig, oder wieviel ist es genau?
Sagen wir, es sind sehr respektable Beträge. Wir haben durch den Signal Iduna Park einen deutlich höheren Bekanntheitsgrad erreicht. Das ist messbar. Wir werden national und international mit diesem Fußballtempel in Verbindung gebracht, dass er eines der größten und stimmungsvollsten Stadien auf der ganzen Welt ist.
Wissen alle Menschen, wer oder was hinter Signal Iduna steckt?
Inzwischen schon. Die junge Generation kennt den alten Namen gar nicht mehr. Deswegen ist es uns auch wichtig, dass der Signal Iduna Park auch in Zukunft Signal Iduna Park heißt. Zunächst bis 2031 und wenn es nach mir geht auch darüber hinaus, weil es überhaupt keinen Sinn ergibt, einen Stadionnamen ständig zu verändern.

Welche Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf, wenn Sie dann auf der Südtribüne riesengroß lesen müssen: „Für immer Westfalenstadion“?
Ganz ehrlich: Das bereitet mir Schmerzen. Das tut weh, vor allen Dingen, wenn man die Historie kennt. Seit 17 Jahren heißt diese Fußballstätte Signal Iduna Park. Dem Verein hat es damals extrem geholfen. Ich finde die Choreografien auf der Südtribüne grundsätzlich exorbitant kreativ und sehr beeindruckend. Aber dieses Banner war wenig wertschätzend. Für mich ist das inakzeptabel, wenn man bedenkt, wie sehr wir diesen Verein seit langer Zeit unterstützen und ihm auch zur Seite standen, als andere keinen Cent mehr geben wollten.
Lässt sich das nicht ausnahmsweise mal weglächeln?
Man darf die mediale Wirkung einer solchen Choreografie nicht unterschätzen. Das lief sogar in der Tagesschau. Für uns war das ein einziges Ärgernis. Es ist eine Sisyphusarbeit, die wir seit 17 Jahren leisten, und beim Spiel gegen Union Berlin gab es einen heftigen Rückschlag, weil diese Darstellung auch wieder Bilder erzeugt in den Köpfen der Menschen. Wir haben Rücksicht genommen auf die Fans damals, ich habe die Farbgebung angesprochen, und ich habe die Erwartungshaltung, dass die Fans jetzt auch Rücksicht nehmen auf uns, die wir den Verein mit tragen.
Das ist doch ein prägnantes Beispiel für das, was wir besprochen haben. Die Tradition und der Markenkern von Borussia Dortmund auf der einen Seite, und wirtschaftliche Gesichtspunkte auf der anderen.
Da kann ich nur an die Fans appellieren, und ich weiß, es ist ja gar nicht die gesamte Südtribüne: Akzeptiert doch die Verhältnisse, die wir haben. Der Signal Iduna Park heißt bis mindestens 2031 Signal Iduna Park. Da wünsche ich mir einen wertschätzenden Umgang, der beide Interessenlagen berücksichtigt. Der Fußball funktioniert halt nicht mehr wie vor 50 Jahren.
Sie könnten den Fans für einen Spieltag das „Westfalenstadion“ zurückgeben und einen kleinen PR-Coup feiern.
Genau das werden wir auf keinen Fall tun. Diese Chance haben sich die Fans genommen, dieser Tag ist verbraucht.
In einem Jahr müssen Sie die Werbung abdecken für die Europameisterschaft.
Das finde ich eine Frechheit! Was bilden sich Uefa und Fifa eigentlich ein? Ich weiß, die haben ihre eigenen Verträge. Aber sie nehmen keinerlei Rücksicht. Wir werden unseren Name abmontieren und abdecken müssen. Immerhin heißt der Signal Iduna Park dann „BVB Stadion Dortmund“ und der Name des Klubs bleibt erhalten. Das ist immerhin ein Kompromiss.

Ist für eine Versicherung Fußball nicht ein Graus? Ständig kann Unkalkulierbares passieren.
Gott sei Dank ist unser Geschäft anders kalkulierbar. Aber es gibt bei allen Risikomodellen, die wir aufstellen, auch Unwägbarkeiten wie die Flutkatastrophe im Ahrtal. Das ist dann ein 200-Jahres-Ereignis. Nur gibt es diese Ausreißer im Fußball viel häufiger (lacht). Fußball ist unkalkulierbar und emotional, und das gefällt mir wunderbar. Daran knüpfen wir gerne an, auch wenn unser Geschäftsmodell solchen Volatilitäten zum Glück nicht ausgesetzt ist.
Fue Immer Westfalenstadion pic.twitter.com/TfH1uAiWNS
— The Unity (@TheUnity21) April 11, 2023
Haben Sie sich für den 27. Mai schon etwas vorgenommen?
Ich gehe davon aus, dass wir da die Deutsche Meisterschaft feiern. Wir müssen eine Serie starten und es endlich ausnutzen, wenn die Bayern mal schwächeln.
Wer freut sich bei einer möglichen Meisterschaft mehr: Der Aufsichtsrat Ulrich Leitermann oder der Signal-Iduna-Chef Ulrich Leitermann?
Ach, da sind die beiden sich sehr einig mit dem Privatmenschen Ulrich Leitermann, der gerne diese Freude, diese Begeisterungsfähigkeit mal wieder erleben möchte. Ich wünsche es dem BVB und allen seinen Fans von ganzem Herzen.
Zur Person
Ulrich Leitermann, 1959 in Offenburg geboren, studierte nach einer Lehre zum Bankkaufmann in Mannheim Betriebswirtschaft. Den Abschluss als Diplom-Kaufmann ergänzte er durch Examina als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. 1997 kam er zu den Dortmunder Signal Versicherungen und leitete dort als Vorstandsmitglied das Ressort Finanzen. Seit Juli 2013 ist Ulrich Leitermann Vorstandsvorsitzender der 1999 entstandenen Signal Iduna Gruppe, Dortmund und Hamburg. Bei Borussia Dortmund sitzt er seit 2015 im Aufsichtsrat der KGaA, seit 2021 ist er stellvertretender Vorsitzender des Gremiums.
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