Dieser Kovac-Kniff hat gesessen. Nach etlichen Jahren im klassischen 4-2-3-1-System agiert Borussia Dortmund seit zwei Spielen im 3-5-2. Und das sehr erfolgreich. Der BVB wirkt stabiler, das Zentrum ist dicht, und auch in den Offensivvorträgen ist man deutlich variabler. Die neue Formation entpuppt sich also als Erfolgsmodell. Einige Profis fühlen sich auf den neuen Positionen sichtlich wohler und kommen dort viel besser zur Geltung. Doch es gibt auch die andere Seite. Denn: Längst nicht alle Spieler profitieren von der Umstellung.
Die BVB-Gewinner des neuen Systems
Karim Adeyemi: Mal auf dem linken Flügel, mal auf dem rechten – jetzt aber dort, wo er sich am wohlsten fühlt. Mit seiner Schnelligkeit bringt er eine unheimliche Waffe für die Doppelspitze mit und zusammen mit Beier harmoniert er richtig gut. „Maxi und ich haben es bei unseren alten Vereinen auch gespielt. Da haben wir uns schnell adaptiert“, sagt er selbst zur neuen Rolle. „Wir verstehen uns auch gut, deswegen ist es auch nicht so schwer.“ Seine Bewegungen sind für die Gegenspieler im zentralen Bereich noch schwerer auszurechnen, als wenn er an der Seitenlinie klebt. Das macht ihn zu einer großen Gefahr. Gut möglich, dass er bei einer Rückkehr von Serhou Guirassy auch mal den Schienenspieler gibt.
Waldemar Anton: Niko Kovac brachte ihn in Leipzig schon als Rechtsverteidiger, es gab sogar die Überlegung, ihn auf die Sechs zu stellen, weil der Trainer nach den herausragend guten Trainingsleistungen des ehemaligen Stuttgarters eigentlich gar nicht mehr um ihn herumkam. Von allen Seiten ist zu hören, wie professionell Anton die für ihn persönlich durchaus schwierige Phase angenommen habe, als im Zentrum Emre Can und Nico Schlotterbeck aufgrund starker Leistung gesetzt waren und für ihn nur der Bankplatz blieb. Er hat sich wieder reingekämpft ins Team und macht es in der Dreierkette richtig gut. Nach dem bitteren Ausfall von Schlotterbeck steht er jetzt noch mehr in der Verantwortung. Eine Rolle, die er mag.
Maximilian Beier: Der Sommer-Neuzugang ist mit Abstand der größte Gewinner der Systemumstellung. „Neben oder hinter dem Stürmer. Ich spiele am liebsten im Zentrum. Als Spitze oder direkt dahinter“, sagte er selbst erst vor einigen Tagen in einem vereinseigenen Interview. „Dort berühre ich häufiger den Ball und kann auch in die Räume kommen, in denen ich torgefährlich bin.“ Zwei Tore gegen Mainz 05 und zwei Vorlagen (wenn auch eine davon eher unfreiwillig) in Freiburg sind dafür der beste Beweis. In den Vertragsgesprächen vor seinem Wechsel nach Dortmund haben ihm die Bosse die Rolle als zweiten Stürmer in Aussicht gestellt. Jetzt darf Beier auch endlich auf seiner Lieblingsposition ran. Er ist auch der erste Anwärter auf die Position neben Serhou Guirassy.
Die BVB-Verlierer des neuen Systems
Jamie Gittens: In der Hinrunde war er oftmals der Unterschiedsspieler für Borussia Dortmund. Doch seit dem Trainerwechsel geht beim jungen Engländer so gut wie gar nichts mehr und durch den Systemwechsel ist plötzlich gar kein Platz mehr für den wertvollsten Spieler im Kader. Für die Rolle als Schienenspieler ist sein Defensivverhalten viel zu nachlässig, im Zentrum kommt er nicht infrage und auch für die Doppelspitze gibt es besser geeignete Spieler. Bleibt also erstmal nur die Reservistenrolle – und im Sommer dann wohl die Flucht auf die Insel. Er und sein Berater loten bereits mögliche Optionen aus.
Julien Duranville: Es ist still geworden um Julien Duranville. Und das ist eine bedenkliche Entwicklung. Das belgische Toptalent ist mittlerweile komplett außen vor, sammelt unter Niko Kovac kaum noch Minuten. Der neue Trainer setzt aufgrund der zugespitzten Lage und dem harten Kampf um Europa ausschließlich auf gestandene Profis mit jahrelanger Erfahrung. Es ist gerade nicht die Zeit für Experimente in Dortmund. Somit auch nicht für Duranville, der bei seinen wenigen Chancen allerdings auch kaum überzeugen konnte. Der Systemwechsel tut sein Übriges, sodass der nach wie vor hoch veranlagte Belgier am Sonntag sogar in die eigene U23 geschickt wurde, um dort überhaupt mal wieder ein paar Minuten in die Beine zu bekommen.
Niklas Süle: Jetzt stellt Niko Kovac, der Süle auf seiner Antritts-Pressekonferenz in höchsten Tönen lobte und ihn sogar als Kandidaten für den deutschen WM-Kader 2026 sieht, sogar schon drei Innenverteidiger auf – und Süle spielt immer noch nicht. Nach seinem zweiten Syndesmoseriss scheiterte der Versuch als Rechtsverteidiger komplett, danach blieb er in der Liga vier Mal ohne Einsatz. Gegen Mainz folgte ein elfminütiger Kurzeinsatz inklusive einer fieser Beckenkamm-Prellung, die zur nächsten Zwangspause führt. Der gebürtige Frankfurter kommt einfach nicht in den Tritt. Doch jetzt nach dem Schlotterbeck-Aus braucht Dortmund ihn vermutlich mehr denn je.
Gittens ist unter Kovac der große BVB-Verlierer: Außen vor und doch begehrt
BVB-Trainer Kovac spricht Stammplatz-Garantie aus: Matchwinner Beier gibt sich bescheiden
BVB-Rätsel um Duranville geht weiter: Warum das Toptalent nun sogar in der U23 spielt