Felix Nmecha legte seine linke Hand um die Schulter von Julien Duranville und redete nach Abpfiff behutsam auf den Belgier ein. Gemeinsam gingen sie im Europa-Park-Stadion über den Rasen. Nmecha hatte nach rund zweimonatiger Verletzungspause gerade sein 20-minütiges Comeback gegeben. Für Duranville aber blieb in Freiburg erneut nur der Platz auf der Bank. Das grüne Ersatzspieler-Leibchen zeugte davon, dass die Dienste des 18-Jährigen einmal mehr nicht gebraucht wurden.
Schwierige Perspektive für BVB-Talent Duranville
Unter Niko Kovac kam Duranville bislang gerade mal 46 (Bundesliga) bzw. 25 (Champions League) Minuten zum Zug. Die Perspektive des hochveranlagten Linksaußen bei Schwarzgelb ist aktuell gelinde gesagt schwierig. Kovac legt großen Wert auf defensive Stabilität und die Vermeidung unnötiger Ballverluste. Beides gehört nicht zur Kernkompetenz Duranvilles, weshalb er seit Wochen auf der Bank schmort.
Nachdem er am Samstag auch im Breisgau nicht zum Einsatz kam, stand der Belgier am Sonntag überraschend für die U23 des BVB in der 3. Liga im Heimspiel gegen den FC Ingolstadt in der Startelf. Der Klub postete via Instagram ein Bild seines Trikots aus der Mannschaftskabine. Auf dem Rasen war dem 18-Jährigen gleich große Spielfreude anzumerken. Ein erster Torschuss nach fünf Minuten verfehlte sein Ziel aber deutlich.
Duranville zog meist zwei Gegenspieler auf sich, schaffte dadurch zwar Räume für seine Mitspieler, war selbst jedoch weitgehend abgemeldet. Echte Impulse gingen von ihm nicht aus. Ein Tempo-Dribbling direkt nach Wiederanpfiff samt feinem Zuspiel auf Michael Eberwein war seine beste Szene. Kurz darauf wurde Duranville unmittelbar vor dem Strafraum gefoult und hielt sich daraufhin die Schulter. Nach einem kurzen Schreckmoment ging es jedoch weiter für den in der Vergangenheit arg verletzungsgeplagten Belgier.
Wann macht BVB-Profi Duranville den nächsten Schritt?
Nach einer Stunde hatte er Feierabend. „Julien hat im Vorfeld nicht mit uns trainiert. Er hat sehr wenig Spielpraxis, deswegen konnte man nicht erwarten, dass er eine große Bindung zum Spiel hat. Er hat uns aber eine gewisse Leichtfüßigkeit und Frechheit in unserem Spiel gegeben. Für ihn war es wichtig, einfach mal eine gewisse Zeit unter Wettkampfbedingungen auf dem Platz zu stehen und uns hat es auch gut getan, dass er mit dabei war“, befand BVB-U23-Trainer Jan Zimmermann. Weitere Einsätze von „Juju“ in der 3. Liga? Nicht ausgeschlossen.

Exakt 61 Minuten dauerte Duranvilles Drittliga-Debüt – so lange hatte er seit Mitte Januar nicht mehr auf dem Platz gestanden, als er beim FC Bologna überraschend von Beginn an ran durfte. Die Hoffnungen der BVB-Verantwortlichen, der Youngster solle in dieser Saison den ersehnten nächsten Schritt in seiner Entwicklung machen, haben sich damit bislang nicht erfüllt. Mehr als zwei Jahre nach seinem Wechsel vom RSC Anderlecht nach Dortmund wartet die Borussia noch immer darauf, dass der Flügelstürmer einen sportlichen Gegenwert für die 8,5 Millionen Euro teure Ablöse liefert.
BVB-Youngster Duranville mit Anpassungsproblemen
Wieder mehr Eigengewächse, mehr BVB-DNA und eine gesunde Mischung aus erfahrenen Profis und jungen Talenten war vor der Saison das von Sportgeschäftsführer Lars Ricken proklamierte große Ziel. Dessen Umsetzung aber hapert gewaltig. In der sportlichen Krise hat sich der Klub von der eigenen Maxime entfernt. Im Bangen um den erneuten Europapokal-Einzug zählt nüchterne Ergebnis-Pragmatik. Niko Kovac ordnet diesem Ziel alles unter. Der Trainer weiß, dass er daran gemessen wird – und setzt entsprechend auf die Routiniers, die mehr Verlässlichkeit garantieren.
Auch die Umstellung auf das zuletzt erfolgreich praktizierte 3-5-2-System ohne echte Flügelstürmer kommt Duranville derzeit nicht entgegen. Hinzu kommt: In seinen bisherigen Kurzauftritten konnte der Youngster nicht gerade überzeugen. Zwar deutet er sein großes Potenzial immer wieder an. Doch nach wie vor fehlt die notwendige Robustheit für den Seniorenfußball. Daher wird dem 18-Jährigen vorerst nicht viel anderes übrig bleiben, als geduldig auf die nächste Bewährungschance zu warten – gegebenenfalls auch in der BVB-U23 in der 3. Liga.
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Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 7. April 2025.