Wenn es nach Niko Kovac gegangen wäre, dann hätte Borussia Dortmund die Abendgestaltung nach dem 4:1 (1:0)-Erfolg im Breisgau getrost in die Freiburger Altstadt verlegen können. „Ich weiß nicht, was die Engländer da vorhaben, ob sie in ein Pub gehen oder was. Aber es wäre nicht schlecht, denn so viele Tore hat er auch noch nicht geschossen“, meinte der BVB-Trainer auf die Frage, ob Carney Chukwuemeka nach seinem gelungenen Einstand einen ausgeben müsse. Doch der Terminplan ist eng gestrickt, der schwarzgelbe Reisetross trat kurz nach Ende der Pressekonferenz die Heimreise an.
Chukwuemeka überzeugt bei BVB-Sieg
Ob es die BVB-Profis nach ihrer Rückkehr in Dortmund noch in ein Pub verschlug, ist Spekulation. Grund genug dafür hätte es allemal gegeben. Denn Chukwuemeka legte am Samstag ein überzeugendes Startelf-Debüt hin. Zwei Monate nach ihrem Wechsel durfte die Leihgabe des FC Chelsea erstmals von Beginn an ran.
In den ersten 45 Minuten vor allem mit disziplinierter und seriöser Arbeit, im zweiten Abschnitt dann auch mit spielerischen Glanzlichtern. Als die Borussia zur Halbzeit in die Kabine entschwand, hatte der 21-Jährige bereits einige Duftmarken hinterlassen. Er führte im zentral offensiven Mittelfeld die meisten Zweikämpfe (16) aller Dortmunder und gewann 75 Prozent davon. 95 Prozent seiner Pässe erreichten den Mitspieler.
Adeyemi lobt „Straßenfußballer“ Chukwuemeka
„Um ehrlich zu sein, habe ich über meine Leistung in der ersten Hälfte gar nicht nachgedacht“, sagte Chukwuemeka später. Der Engländer tat auch in engen Räumen intuitiv das Richtige, eroberte viele zweite Bälle. Nach der Pause setzte er zudem offensiv mehr Impulse. Zunächst sein Treffer nach Beier-Zuspiel aus dem rechten Halbraum zum 2:0 (51.), ein Schuss, der von Philipp Lienhart entscheidend abgefälscht wurde und sich über SC-Torwart Florian Müller hinweg ins Tor senkte.
Seine beste Szene folgte in der 68. Minute, als Chukwuemeka mit geschmeidigen Bewegungen in Patrick Osterhage und Lucas Höler gleich zwei Freiburger austanzte und dann einen mustergültigen Steilpass auf den durchstartenden Julian Brandt servierte. „Ich konnte zum Glück auch nach der Pause meinen Beitrag leisten“, befand Chukwuemeka.
Bleibt BVB-Profi Chukwuemeka fit?
„Er ist in der Kabine so, wie er auf dem Platz ist, ein sehr chilliger Typ, ein Straßenfußballer – auf jeden Fall ist er in der Mitte zu gebrauchen“, fasste Karim Adeyemi seine Eindrücke zusammen. Zuvor hatte er gemeinsam mit Chukwuemeka, Jamie Gittens und Serhou Guirassy ein Selfie vor den mitgereisten und feiernden BVB-Fans in der Kurve gemacht.
Dass die überzeugende Leistung des Engländers in erster Linie das Resultat intensiver Anstrengungen gewesen sei, daran erinnerten sowohl Kovac als auch Sebastian Kehl. „Carney musste sich die Dinge hart erarbeiten. Wir haben versucht, die Zeit in der Länderspielpause zu nutzen, um Trainingseinheiten und Belastung zu bekommen. Er ist ganz sicher immer noch nicht bei 100 Prozent, aber er wird immer wieder den Unterschied machen. Wir sind sehr zufrieden, dass er da ist und er gibt uns eine zusätzliche Option“, befand der BVB-Sportdirektor.
Vorfreude auf BVB-Mitspieler Nmecha
„Carney ist ein super Fußballer, ich kenne ihn schon aus England. Wir haben schon in einigen Freundschaftsspielen gegeneinander gespielt. Ich wusste, was für ein Fußballer kommt. Über sein Talent, über seine Anlagen brauchen wir nicht zu reden. Er spielt mit großem Selbstvertrauen, spielt gute Doppelpässe, hat eine gute Physis – er bringt schon viel mit“, sagte Pascal Groß. Und stellte dann die entscheidende Frage: „Schafft er es, fit zu bleiben?“
Die nächsten Tage werden zeigen, wie die Chelsea-Leihgabe ihren 70-minütigen Auftritt im Breisgau verkraftet hat. Nach seiner gelungenen Startelf-Premiere findet Chukwuemeka nach eigenem Bekunden Gefallen an künftige Spiele an der Seite von Felix Nmecha: „Zu ihm habe ich schon eine Verbindung aufgebaut. Ich freue mich, mit ihm auf dem Platz zu stehen.“
Adeyemi lobt BVB-Debütant Chukwuemeka
Die Leistung in Freiburg geht freilich einher mit einer gestiegenen Erwartungshaltung – auch bei den Mitspielern. „Er spielt top, seine Qualität hilft uns auf jeden Fall. Es freut mich für ihn, dass er heute ein Tor geschossen hat. Das kann er in den nächsten Spielen auch machen“, formulierte Adeyemi mit einem Grinsen gleich den nächsten Arbeitsauftrag.
